17 Verletzte bei Unglück in Bodenseeregion Zwei Züge kollidieren in der Schweiz

Genf · Bei einem Zusammenstoß zweier Züge an einem Schweizer Bahnhof nahe der Grenze zu Baden-Württemberg sind 17 Menschen verletzt worden. Neun von ihnen brachten Sanitäter nach dem Unfall am Donnerstagmorgen ins Krankenhaus, wie Polizeisprecherin Anja Schudel der Nachrichtenagentur dpa sagte. "Man darf von großem Glück reden. Das hätte schlimmer ausgehen können." Schwerverletzte gebe es nicht.

 In der Schweiz sind nahe der deutschen Grenze zwei Züge kollidiert.

In der Schweiz sind nahe der deutschen Grenze zwei Züge kollidiert.

Foto: dpa, Steffen Schmidt

Die beiden Züge waren nach Angaben der Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle SUST gegen 7.30 Uhr rund 250 Meter vor dem Bahnhof kollidiert. Einer sei von Schaffhausen nach Neuhausen gefahren, der andere sei in entgegengesetzter Richtung unterwegs gewesen, sagte der Leiter der SUST, Walter Kobelt. An einer Weiche seien die Züge ineinandergeprallt. Die Polizei war am Morgen zunächst von einem Gleiswechsel ausgegangen, damit der eine Zug den anderen überholen konnte. "Das ist nicht der Fall", sagte Kobelt.

Die Ursache sei derzeit noch unklar. "Wir müssen erst die Daten der Gleis- und Signalanlage auswerten und die Stellung der Weichen prüfen", sagte Kobelt. Nach Angaben der Schweizerischen Bundesbahn handelt es sich bei den Zügen um S-Bahnen. Beide waren stark beschädigt: Einige Fensterscheiben wurden eingedrückt und Wände aufgerissen, auf den Gleisen lagen Trümmerteile. Eine der Loks war entgleist und hing schräg auf den Schienen.

Wie hoch der Schaden ist, lasse sich momentan noch nicht abschätzen, hieß es bei der Polizei. Insgesamt saßen 280 Menschen in den Waggons. Laut Schudel konnte der zweite Zug kurz nach dem Unfall evakuiert werden. Mehr Zeit in Anspruch nahm die Bergung der Reisenden aus der zweiten Bahn - um die Menschen gefahrlos aus dem Zug zu holen, musste erst die Stromversorgung unterbrochen werden.

Bei den Verletzten handelt es sich nach Angaben der Polizei um Staatsangehörige aus der Schweiz, Deutschland, Italien, Türkei und Bosnien. Die beiden Lokomotivführer blieben unverletzt. Mehr als 220 Helfer seien am Unglücksort im Einsatz gewesen.

Zeugen des Unfalls berichteten von einem lauten Knall und sprühenden Funken. "Wir haben gleich die Polizei angerufen", sagte der Kioskbesitzer am Bahnhof, Ekkehard Schmid, der von einem Kunden alarmiert wurde. Anschließend seien die ersten Passagiere nach dem Unfall in sein Geschäft gekommen. "Manche waren etwas lädiert, weil sie von den Sitzen gefallen sind." Viele hätten sich gestoßen, eine Frau sei am Handgelenk und Kopf verletzt gewesen. "Aber sie waren alle sehr gefasst und ruhig", sagte Schmid.

Bereits am Mittag begannen die Einsatzkräfte mit den Bergungsarbeiten. Die Züge sollten so weit wie möglich auseinandergezogen und die entgleiste Lok mit einem Kran wieder auf die Schienen gestellt werden, wie ein Sprecher der Schweizerischen Bundesbahn (SBB) sagte. Die Dauer der Aufräumarbeiten an der Unglücksstelle war noch nicht absehbar. Der Bahnhof sollte aber den gesamten Donnerstag gesperrt bleiben. "Wir gehen davon aus, dass die Strecke am Freitag wieder freigegeben werden kann", sagte der Sprecher.

Der Bahnverkehr in Neuhausen wurde unterbrochen, Züge wurden umgeleitet. Zudem fuhren Ersatzbusse. Einem Sprecher der Deutschen Bahn zufolge waren auf der Strecke zwischen Stuttgart und Zürich 14 Intercity-Verbindungen betroffen. Von Stuttgart aus fuhren die Züge nur bis nach Schaffhausen und dann wieder von Jestetten nach Zürich.

(dpa/nbe/felt)
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