Zwei Verletzte in Paris Ziel des Messerangreifers war wohl „Charlie Hebdo“
Paris · Nach dem Messerangriff vor den ehemaligen Büroräumen von „Charlie Hebdo“ in Paris verdichten sich die Hinweise auf eine gezielte Attacke gegen das Satiremagazin. Der 18-jährige Hauptverdächtige hat Berichten zufolge die Tat nach seiner Festnahme gestanden.
Als Motiv soll er die Veröffentlichung von neuen Mohammed-Karikaturen durch das Magazin angegeben haben. Die Staatsanwaltschaft machte dazu keine Angaben. Mehrere Menschen aus dem Umfeld des jungen Mannes wurden festgenommen.
Bei dem Angriff in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Redaktionsräume waren am Freitagmittag eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter einer Film-Produktionsfirma verletzt worden. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin sprach von einem „islamistischen Terrorakt“. Die Anti-Terror-Einheit der Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. 2015 wurden bei Terroranschlägen, die mit einem Angriff auf „Charlie Hebdo“ begannen, insgesamt 17 Menschen getötet.
Der 18-Jährige wurde kurz nach der Tat ganz in der Nähe an der Bastille-Oper festgenommen. Er kam vor drei Jahren als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Frankreich. Berichten zufolge gibt er an, aus Pakistan zu sein. Anzeichen einer Radikalisierung habe er keine gezeigt. Zuletzt soll er mit Mitbewohnern in einer Wohnung in Pantin nordöstlich von Paris gewohnt haben. Bei den Vernehmungen habe er angegeben, die Veröffentlichungen der Mohammed-Karikaturen nicht ertragen zu haben, berichtete die Nachrichtenagentur AFP.
Auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ hatte es im Januar 2015 einen tödlichen Anschlag gegeben. Damals drangen die Brüder Chérif und Said Kouachi in die Redaktion ein und eröffneten das Feuer. Es begann eine drei Tage währende Großfahndung inklusive Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt. Die beiden Brüder wurden schließlich getötet. In Paris läuft seit Anfang September der Prozess gegen mutmaßliche Helfer. Zu Beginn veröffentlichte „Charlie Hebdo“ erneut Mohammed-Karikaturen. Die Redaktion wurde wieder bedroht.
Das Satiremagazin zog nach dem Anschlag 2015 an einen geheimen Ort um. Medienberichten zufolge soll der mutmaßliche Täter dies aber nicht gewusst haben - und daher die Gegend rund um das ehemalige Büro ausspioniert haben, bevor er zur Tat schritt. Ermittler hätten außerdem ein Video gefunden, das nun untersucht werde und vom Täter stammen solle, berichtete „Le Point“.
Innenminister Darmanin erinnerte daran, dass die Terrorgefahr weiterhin hoch sei. Frankreich wird seit Jahren von einer islamistischen Terrorserie heimgesucht. Mehr als 250 Menschen wurden getötet. „Wir befinden uns in einer äußerst kritischen Situation, wir befinden uns im Krieg gegen den islamischen Terrorismus“, sagte Darmanin beim Besuch einer Synagoge in Boulogne-Billancourt bei Paris. Im Schnitt werde jeden Monat ein Anschlag vereitelt.
Rund um den Tatort in der Rue Nicolas Appert im Osten der Stadt wurde die Polizeipräsenz am Wochenende erhöht. Schwer bewaffnete Polizisten patrouillierten in der Nähe des Tatorts. Aber auch vor anderen symbolischen Orten wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Dazu zählt der Konzertsaal Bataclan, der im Herbst 2015 ebenfalls Ziel eines Angriffs war. Darmanin kündigte zudem an, jüdische Gebäude wie Synagogen künftig besser zu schützen.
Nach der Attacke kam Kritik an der Pariser Polizei auf. Ihr wurde vorgeworfen, die Gegend rund die ehemaligen Redaktionsräume nicht ausreichend geschützt zu haben - gerade mit Blick auf den Beginn des Prozesses vor einigen Wochen. Die beiden Opfer hatten am Freitag eine Raucherpause vor dem Gebäude gemacht, als sie der Täter mit einem Messer attackierte. Die beiden wurden am Freitag operiert. Sie sollen nicht in Lebensgefahr sein.