Nach Hauseinsturz Zwei Fabrikbesitzer in Bangladesch verhaftet

Savar/Bangladesch · Die bangladeschischen Behörden haben nach dem verheerenden Einsturz eines Hauses zwei Besitzer einer dort produzierenden Textilfabrik verhaftet. Nach dem Besitzer des achtstöckigen Gebäudes, Mohammed Sohel Rana, werde gefahndet, teilte der Staatssekretär im Innenministerium, Shamsul Haque Tuku, am Samstag mit, seine Frau sei vernommen worden. Der Besitzer ist untergetaucht, seit das Haus am Mittwoch zusammenbrach. Dabei waren mehr als 320 Menschen gestorben.

 Nach dem Unglück in Bangladesch suchen Angehörige und Freunde mit Fotos nach den Vermissten.

Nach dem Unglück in Bangladesch suchen Angehörige und Freunde mit Fotos nach den Vermissten.

Foto: afp, MUZ/ACR

Bei den Verhafteten handele sich um den Geschäftsführer und den Vorsitzenden von New Wave Apparels, Bazlus Samad und Mahmadur Rahman Tapash. Ihre Textilfabrik produzierte im Gebäude, auch nachdem die Polizei kurz vor dem Einsturz die Räumung des Hauses wegen Rissen in den Mauern angeordnet hatte. Am Samstag meldete die Polizei zudem die Festnahme von zwei Ingenieuren, die in die an der Zulassung des achtstöckigen Gebäudes beteiligt gewesen waren. Welche Rolle sie dabei genau gespielt haben sollen, war zunächst nicht bekannt. Drei Etagen des Hauses waren ohne Baugenehmigung hinzugefügt worden.

Mehr als 300 Tote

Die Zahl der Toten stieg unterdessen auf 324. Von Freitagabend bis Samstagmorgen wurden fast drei Tage nach dem Unglück in dem Hauptstadtvorort Savar noch 47 Verschüttete aus den Trümmern geborgen, teilten Behördensprecher mit. Insgesamt seien bis Samstag mehr als 2400 Menschen lebend gerettet worden oder auf eigene Faust aus den Trümmern entkommen.

Die Verhaftungen erfolgten auf Anordnung von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina. In den Fabriken waren nach Angaben der Gruppe der Textilhersteller mehr als 3100 Arbeiter angestellt. Es war jedoch nicht bekannt, wie viele Menschen zur Zeit des Unglücks bei der Arbeit waren.

Gegen mangelnde Sicherheitsstandards in ihren Fabriken demonstrierten am Freitag tausende Textilarbeiter aus Savar und nahe gelegenen Industriegebieten. Bereits im November war nach einem Großbrand in einer Textilfabrik mit 112 Toten Kritik an den Zuständen in Bangladeschs Textilindustrie laut geworden, die mit ihrer Produktion für internationale Marken jährlich einen Umsatz von 20 Milliarden Dollar (etwa 15 Milliarden Euro) macht.

(ap/das)
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