Botschafter: Fall ist iranische Angelegenheit Zum Tode verurteilte Frau darf nicht ausreisen

Berlin (RPO). Nach einem TV-Geständnis der zum Tod durch Steinigung verurteilten Sakine Mohammadi Aschtiani hat ihr Anwalt Teheran Folter vorgeworfen. Unterdessen hat der Iran Sakine Mohammadi Aschtiani verboten, nach Brasilien auszureisen.

 Sakineh Mohammadi Ashtiani soll im Iran gesteinigt werden. Sie könnte begadigt werden, heißt es jetzt.

Sakineh Mohammadi Ashtiani soll im Iran gesteinigt werden. Sie könnte begadigt werden, heißt es jetzt.

Foto: Amnesty International, AP

Seine Mandantin sei zwei Tage lang "schwer geschlagen und gefoltert" worden, um sie zu dem Geständnis vor laufender Kamera zu zwingen, sagte Anwalt Hutan Kian der britischen Zeitung "The Guardian". Er befürchtet nun einen schnelle Urteilsvollstreckung. Dies sei im Iran gängige Praxis, berichtet auch das iranische Komitee gegen Steinigung.

In einer Sendung des staatlichen iranischen Fernsehens hatte eine als Mohammadi Aschtiani vorgestellte Frau am Mittwochabend zugegeben, dass ihr Liebhaber ihr vorgeschlagen habe, ihren Ehemann zu töten. Sie sei dann bei dem Mord selbst zugegen gewesen. Die Frau, die sich in Aseri - einer Turksprache - äußerte, war nicht zu erkennen. Sie trug einen schwarzen Tschador, der nur ihre Nase und ein Auge frei ließ.

Der 22-jährige Sohn und die 17-jährige Tochter der 43-Jährigen seien "vollkommen traumatisiert", nachdem sie die Sendung gesehen hätten, sagte der Anwalt der Zeitung. Es sei zu fürchten, dass Mohammadi Aschtiani nun bald hingerichtet werde.

Das iranische Komitee gegen Steinigung (ICAS) erklärte, es sei nicht das erste Mal, dass im Iran Unschuldige zuerst vor eine Fernsehkamera gezerrt und dann getötet würden. Vor allem in den ersten zehn Jahren nach der Islamischen Revolution 1979 sei dies häufig vorgekommen, sagte ICAS-Sprecherin Mina Ahadi dem "Guardian". Laut Medienberichten ist die Steinigung nach internationalen Protesten inzwischen in eine Hinrichtung durch Erhängen umgewandelt worden.

Die Tatsache, dass die Iranerin vor laufender Kamera auch den Vorwurf an westliche Medien richtete, sich in ihre Angelegenheiten einzumischen, werteten Beobachter als Hinweis auf eine Aussage unter Zwang.

Der außenpolitische Sprecher der FPD-Bundestagsfraktion, Rainer Stinner, warf Teheran in dem Fall ein "Verbrechen gegen die eigene Bevölkerung" vor. Sowohl das Urteil als auch die Art des Verfahrens gegen Mohammadi Aschtiani seien eine "eklatante Menschenrechtsverletzung", erklärte Stinner in Berlin. Teheran habe wie jedes andere Mitglied der Vereinten Nationen die Erklärung der Menschenrechte ratifiziert. Schon allein deshalb seien Äußerungen, bei dem Fall handle es sich um eine innere Angelegenheit des Iran, "völlig unsinnig".

Mohammadi Aschtiani sitzt nach Angaben ihres Anwalts seit zwei Jahren im nordwestiranischen Tabris im Gefängnis. Dort sei auch das Interview aufgenommen worden, sagte Kian der Zeitung. Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurde sie 2006 oder 2007 verurteilt und hat bereits 99 Peitschenhiebe als Strafe erhalten. Unter anderem aus den USA und aus Großbritannien kamen lautstarke Proteste gegen die als "mittelalterlich" und "barbarisch" kritisierte Hinrichtung durch Steinigung.

Ausreise verboten

Zur Ausreise sagte der iranische Botschafter in Brasilien, Moschen Schatersadeh, am Donnerstag, der Iran habe keine offizielle schriftliche Anfrage erhalten. "Der Prozess betrifft Iraner, warum sollten andere Länder daran beteiligt sein?" Das Steinigungsurteil wegen Ehebruchs gegen die 43-jährige Mohammadi Aschtiani hatte weltweit Proteste ausgelöst. Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva hatte Ende Juli angeboten, die Frau in seinem Land aufzunehmen.

Die iranische Regierung sei sich sicher, dass Lula sich nicht in iranische Angelegenheiten einmischen wolle, sagte Schatersadeh. "Er handelte aus menschenfreundlichen Beweggründen." Es gebe jedoch Vergehen, die im Einklang mit den iranischen Gesetzen und den moralischen und kulturellen Vorstellungen des Landes behandelt würden.

In einer Sendung des staatlichen iranischen Fernsehens hatte eine als Mohammadi Aschtiani vorgestellte Frau am Mittwochabend zugegeben, dass ihr Liebhaber ihr vorgeschlagen habe, ihren Ehemann zu töten. Sie sei dann bei dem Mord selbst zugegen gewesen. Die Frau, die sich in Aseri - einer Turksprache - äußerte, war nicht zu erkennen. Sie trug einen schwarzen Tschador, der nur ihre Nase und ein Auge frei ließ. Mohammadi Aschtianis Anwalt sagte anschließend, seine Mandantin sei zwei Tage lang "schwer geschlagen und gefoltert" worden, um sie zu dem Geständnis vor laufender Kamera zu zwingen.

(AFP/born)
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