Berufungsprozess um "Engel mit den Eisaugen" Zeuge belastet Amanda Knox und Ex-Freund

Perugia (RPO). Im Berufungsverfahren gegen die wegen Mordes verurteilte US-Studentin Amanda Knox hat einer der Hauptzeugen die Angeklagte und ihren italienischen Ex-Freund erneut belastet. Knox und Raffaele Sollecito hätten die britische Studentin Meredith Kercher ermordet, bekräftigte der ehemalige Mitangeklagte Rudy Guede am Montag in einem Schreiben, das die Anklage in seiner Anwesenheit vor dem Gericht im italienischen Perugia verlas.

Auch im Kreuzverhör hielt Guede an seiner Aussage fest: "Ich habe immer gesagt, wer in dieser verfluchten Nacht in dem Haus war", sagte er. Knox und Sollecito waren im Dezember 2009 in Perugia wegen Mordes an der britischen Studentin Meredith Kercher zu 26 und 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Das 21-jährige Mordopfer war zwei Jahre zuvor halbnackt und mit durchschnittener Kehle in dem Haus gefunden worden, das sie gemeinsam mit Knox und zwei Italienerinnen in Perugia bewohnte. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wurde sie ermordet, weil sie sich weigerte, bei Sexspielen mitzumachen. Die Ermittler gehen davon aus, dass Knox, Sollecito und Guede an der Tat beteiligt waren.

Knox und Sollecito beteuern bis heute ihre Unschuld. In einem getrennten Schnellverfahren wurde Guede nach einem Teilgeständnis zu 16 Jahren Haft verurteilt. Auch er beteuert, Kercher nicht getötet zu haben, räumt aber ein, in der Tatnacht in dem Haus gewesen zu sein.

Die Frage nach den DNA-Spuren

Amanda Knox sagte dem Gericht, Guedes Aussage "schockiert und quält" sie. "Das einzige Mal, an dem Rudy Guede, Raffaele und ich uns im selben Raum aufhielten, war in einem Gerichtssaal. Er weiß, dass wir nicht da waren und damit nichts zu tun haben." Ihr Ex-Freund sagte, Guede berichte immer "von einem Schatten, der meiner gewesen sein könnte, und einer Stimme, die Amandas hätte sein können. Seit vier Jahren kämpfen wir nun schon gegen Schatten. Unser Leben wurde auf absurde Weise zerstört."

In dem Berufungsprozess steht die Frage nach der Stichhaltigkeit der DNA-Untersuchungsergebnisse im Zentrum. Nach dem bisherigen Ermittlungsstand sollen DNA-Spuren von Knox am Griff des Messers identifiziert worden sein, diejenigen des Opfers an der Klinge. Für das Berufungsverfahren wurden neue DNA-Tests angeordnet, um deren Ergebnis es am Donnerstag gehen wird. Die Mutter der Angeklagten, Edda Mellas, äußerte sich am Montag optimistisch, dass die neuen Tests zugunsten ihrer Tochter ausfallen werden.

Dagegen dürften die Aussagen eines verurteilten Kindermörders und eines Mafia-Bosses zugunsten der Angeklagten kaum eine Rolle spielen. Der Mörder hatte dem Gericht erzählt, er habe von seinem Zellengenossen Guede erfahren, dass einer seiner Freunde Kercher umgebracht habe, um sie nach einer versuchten Vergewaltigung zum Schweigen zu bringen. Mafia-Boss Luciano Aviello wiederum gab an, sein eigener Bruder habe Kercher bei dem Versuch, ein Gemälde zu stehlen, getötet.

(AFP/das)
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