Holocaust-Debatte Williamson bittet um Vergebung

Rom (RPO). Richard Williamson, Mitglied der erzkatholischen Pius-Bruderschaft, hatte mit seiner Aussage für einen heftigen Streit gesorgt. Jetzt hat der umstrittene katholische Geistliche für die Leugnung des Holocaust entschuldigt. Ausdrücklich zurückgenommen hat er seine Aussagen nicht.

Er bitte "vor Gott" um Vergebung aller, die er durch seine Leugnung der Judenvernichtung während der NS-Diktatur verletzt habe, schrieb der Piusbruder in einem am Donnerstag von der Nachrichtenagentur Zenit in Rom veröffentlichten Brief an den Vatikan.

In dem aus London datierten Brief schreibt Williamson, in seinem Interview mit dem schwedischen Fernsehen habe er nur die Meinung eines "Nicht-Historikers geäußert, eine Meinung, die sich vor 20 Jahren auf Grundlage der damals verfügbaren Beweise herausgebildet hat". Der Brief wurde laut der katholischen Agentur Zenit von der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei veröffentlicht. Vorsitzender der Kommission ist Kardinal Darío Castrillón Hoyos, der sich um die Reintegration der abtrünnigen Piusbruderschaft kümmert.

Williamson hatte in einem Ende Januar ausgestrahlten Interview mit dem schwedischen Fernsehen gesagt, er denke, dass "200.000 bis 300.000 Juden in den Konzentrationslagern gestorben" seien, aber "nicht ein einziger von ihnen in Gaskammern". Am selben Tag unterschrieb Papst Benedikt XVI. ein Dekret, das die Exkommunikation Williamsons und dreier weiterer Mitglieder der erzkonservativen Bruderschaft rückgängig machte - was einen Sturm der Entrüstung auslöste. Anfang Februar vom Papst aufgefordert, seine Äußerungen zu widerrufen, sagte Williamson zunächst lediglich, er werde seine Aussagen zum Holocaust "überprüfen".

Argentinien, wo Williamson seit 2003 in einem Priesterseminar gelebt hatte, hatte den Geistlichen in der vergangenen Woche zum Verlassen des Landes aufgefordert und andernfalls mit Ausweisung gedroht. Als Begründung führte die Regierung in Buenos Aires an, Williamson habe mit der Leugnung des Holocausts das Judentum beleidigt.

Williamson war am Mittwoch am Londoner Flughafen Heathrow eingetroffen und hatte sich zunächst in Schweigen gehüllt. Einem Zeitungsbericht zufolge steht er in Kontakt mit dem verurteilten britischen Holocaust-Leugner David Irving.

Die britische Zeitung "The Times" zitierte am Mittwoch Irving, der Williamson nach eigenen Angaben einen "langen Brief" geschrieben hat. Darin habe er dem Geistlichen beraten, welche "nicht zurückweisbaren Fakten" dieser über den Holocaust ohne Risiko verbreiten könne. Irving war 2006 in Österreich wegen der Leugnung des Völkermordes an den Juden während der NS-Diktatur zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach der Umwandlung der Haft in eine Bewährungsstrafe wurde Irving ausgewiesen.

Benedikt XVI. hatte die Leugnung des Holocaust als "nicht hinnehmbar" bezeichnet. Im Mai will das Kirchenoberhaupt nach Israel reisen.

(AFP)
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