Horn von Afrika Wie funktionieren Lösegeldübergaben an Piraten?

Hamburg (RPO). Die Piratenüberfälle am Horn von Afrika sind eines der Topthemen dieser Tage. Geiselnahmen werden gewaltsam beendet oder eben auch mit Hilfe von Lösegeldübergaben. Wie diese jedoch ablaufen, ist bisher eher unbekannt.

Freude über die Befreiung des US-Kapitäns
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Die Lösegeldübergaben an somalische Piraten werden laut einem "Spiegel"-Bericht zunehmend professionell organisiert. Der als Vermittler bei Geiselnahmen tätige ehemalige FBI-Agent Jack Cloonan sagte laut einem am Samstag vorab veröffentlichen Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins, werde ein Schiff gekapert, beauftragten die betroffenen Reedereien in der Regel Spezialisten wie ihn. Diese steuerten die manchmal monatelangen Verhandlungen mit den Geiselnehmern, die meist per Satellitentelefon geführt würden.

Die Piraten setzten bei den Verhandlungen oft auch Psychoterror ein, schilderte Cloonan. So riefen sie bei Familienangehörigen der Geiseln an und drohten mit deren Erschießung, um den Druck auf die Reeder zu verschärfen. "Sie feuern auch schon mal während eines Telefonats einen Schuss ab und erzählen, sie hätten gerade einen erschossen", berichtete Cloonan, der in den vergangenen Monaten mit seinem Team mehrere gekaperte Schiffe freigekauft hatte. Außerdem drohten die Piraten oft, das entführte Schiff gegen die Küste zu fahren oder sie ließen die gefangenen Seeleute angeblich wegen Proviantmangels hungern.

Cloonan berichtete, nach der Aushandlung der Lösegeldsumme habe er meist Hochseeschlepper im kenianischen Mombasa gechartert. Damit seien er und seine Mitarbeiter zu einer vereinbarten Stelle im Meer gefahren, wo ein Unbewaffneter mit einem Schlauchboot den Piraten das Lösegeld an der Bordwand des gekaperten Schiffes übergeben habe.

"Die Jungs stehen da oben, bis an die Zähne bewaffnet. Und du sitzt da unten in deinem Schlauchboot mit den Säcken", schilderte Cloonan. Inzwischen würden die Geldsäcke aber auch oft von Flugzeugen aus an Fallschirmen abgeworfen, weil die Schlepper zur Abholung der freigelassenen Schiffe selbst wieder zu Piraten-Zielen geworden seien.

FDP fordert Verbot von Lösegeldübergaben

FDP-Verteidigungsexperte Rainer Stinner forderte ein Verbot von Lösegeldzahlungen an somalische Piraten. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagsausgabe) kritisierte er, dass auch deutsche Reeder sich bei Seeräubern vor der Küste Afrikas mit Millionensummen freikaufen mussten, weil die Politik nicht handlungsfähig gewesen sei.

"Durch das Lösegeld konnten sich die Piraten in den letzten Monaten mit immer besseren Waffen und neuen, noch schnelleren Booten ausrüsten. Das macht ihre Bekämpfung immer schwieriger", warnte der FDP-Politiker. Als "Ablenkungsmanöver" bezeichnete er die Diskussion über einen internationalen Piraten-Gerichtshof. Dieser könne erst in rund acht Jahren arbeitsfähig sein.

(AFP)
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