West-Türkei und Samos betroffen Mindestens 27 Tote nach Beben und Überflutung in der Ägäis

Izmir · Ein Erdbeben in der Ägäis hat in der West-Türkei und auf den griechischen Inseln große Zerstörung angerichtet. Mindestens 27 Menschen kamen ums Leben, fast 800 Menschen wurden verletzt.

Schweres Erdbeben erschüttert die Türkei und Griechenland
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Schweres Erdbeben erschüttert die Türkei und Griechenland

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In der Provinz Izmir kamen mindestens 25 Menschen ums Leben. Dies berichtet die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am frühen Samstagmorgen. Auf der griechischen Insel Samos starben zwei Menschen, acht wurden am Freitagabend im Krankenhaus behandelt.

Das erste Beben am Freitagmittag hatte nach Angaben der nationalen türkischen Katastrophenbehörde eine Stärke von 6,6. Die zuständige US-Behörde USGS gab die Stärke des Bebens mit 7 an. Es hatte fünf Häuser in Izmir einstürzen lassen, mehrere Menschen wurden verschüttet. Weitere Häuser wurden teilweise stark beschädigt.

Der türkische Fernsehsender TRT zeigte Bilder, wie Hunde nach Verschütteten suchten und Einsatzkräfte mit Taschenlampen und teilweise schwerem Gerät die Einsturzstelle nach Überlebenden absuchten. Die Zahl der Verletzten wurde im Laufe des Abends mehrfach nach oben korrigiert. Türkische Behörden riefen dazu auf, Straßen nicht zu blockieren und das Mobilfunknetz möglichst zu entlasten.

Umweltminister Murat Kurum sagte laut Anadolu, dass 1227 Such- und Rettungsteams im Einsatz seien. Kurum berichtete demnach, es habe über 140 Nachbeben geben, teilweise mit einer Stärke über 4,0. Nach Angaben des Gouverneurs der Provinz Izmir wurden bis zum Abend 70 Menschen gerettet.

Sowohl auf Samos als auch an der türkischen Westküste trat bei einem Tsunami nach dem Beben das Wasser über die Ufer. Das Potsdamer Helmholtz-Zentrum stufte den Tsunami als moderat ein, eine zweite große Welle blieb entgegen vereinzelter Warnungen aus. Aufnahmen aus Samos zeigten weggespülte Autos, die anschließend quer auf der Straße zum Stehen kamen; Läden und Keller wurden überschwemmt.

Die Bewohner von Samos waren dazu aufgerufen, die Nacht im Freien - gegebenenfalls in ihren Autos - zu verbringen. Griechische Geologen waren nicht sicher, ob es sich bereits um das Hauptbeben gehandelt hatte. Auch könnten stärkere Nachbeben manche ohnehin schon beschädigte Häuser endgültig zum Einsturz bringen, warnten sie. In der Provinz Izmir boten Moscheen den Menschen Obdach, wie TRT berichtete.

Das Zentrum des Bebens habe in der Ägäis vor der türkischen Provinz Izmir, rund 16 Kilometer nördlich der griechischen Insel Samos gelegen, berichteten türkische und griechische Medien. Verschiedenen Berichten zufolge soll das Beben in der türkischen Metropole Istanbul und bis in die griechische Hauptstadt Athen zu spüren gewesen sein.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis drückten sich am Abend auf Twitter gegenseitiges Mitgefühl aus. Mitsotakis schrieb: „Was auch immer unsere Uneinigkeiten sind, das sind Zeiten, in denen Menschen zusammenstehen müssen“. Erdogan bedankte sich via Twitter und antwortete: „Dass zwei Nachbarn in schwierigen Zeiten Solidarität zeigen ist wichtiger als Vieles im Leben.“ Die Regierungen in Athen und Ankara liegen derzeit unter anderem wegen umstrittener Erdgaserkundungen der Türkei und Grenzstreitigkeiten im östlichen Mittelmeer über Kreuz.

Die Europäische Union und die Nato boten der Türkei und Griechenland Unterstützung an. „Ich bin in Gedanken bei allen, die betroffen sind“, schrieb EU-Ratschef Charles Michel am Freitag auf Twitter. „Die EU hält sich bereit, Unterstützung zu leisten.“ Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg boten das an.

Sorgen gab es bei Hilfsorganisationen wegen der Flüchtlingslager auf Ägäisinseln wie Samos und auch Lesbos – nicht zuletzt wegen der Tsunami-Warnung direkt nach dem Erdbeben. Das auf Lesbos letzten Monat provisorisch errichtete Zeltlager für Flüchtlinge liege direkt am Wasser, warnte die deutsche Organisation Mission Lifeline in einem Tweet. Bis zum späten Freitagabend wurden allerdings keine Probleme berichtet; die Insel liegt sehr viel weiter nördlich des Erdbebengebiets.

(csi/dpa)
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