Altersbestimmung dank Atombombentests Weiße Haie werden mehr als 70 Jahre alt

Berlin · Weiße Haie wachsen langsamer und werden sehr viel älter als bislang angenommen. Die weltweit größten Raubfische können statt 23 bis zu 73 Jahre alt werden, wie eine vom Fachmagazin "Plos One" veröffentlichte Untersuchung ergab.

Für die Altersbestimmungen nutzten die US-Forscher die radioaktiven Ablagerungen in der Wirbelsäule der Fische. Die Kohlenstoffisotope stammten aus dem radioaktiven Niederschlag von Atombombentests in den 1950er und 1960er Jahren.

Um das Alter von Haien und anderen Knorpelfischen wie etwa Rochen zu bestimmen, zählten Biologen bislang sogenannte Wachstumsringe, die sich in den Wirbelkörpern der Fische ähnlich wie bei einem Baum zeigen.

Laut der Studie, die von der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) im US-Bundesstaat Massachusetts erstellt wurde, war bislang bekannt, dass kleine bis mittelgroße Haie pro Jahr zwei solcher Wachstumsbänder anlegen. Bei größeren geschlechtsreifen Tieren, die langsam wachsen, werden die Bänder aber so schmal, dass sie nicht mehr eindeutig unterschieden werden können.

Die Haie hatten, wie andere Meereslebewesen auch, die Kohlenstoffisotope (C14) aus den Atombombentests in ihr Gewebe eingelagert. Da der Anstieg des C14 in der Atmosphäre in den jeweiligen Bombentestjahren bekannt ist, konnte das Alter der Fische mit der sogenannten Radiokarbonmethode sehr genau bestimmt werden.

Die untersuchten Wirbelkörper aus den Beständen des WHOI ergaben für Haimännchen ein Alter von bis zu 73 Jahren sowie bis zu 40 Jahre für Weibchen. Der "Zeitstempel" des radioaktiven Kohlenstoffs in den Wirbelkörpern ist laut Simon Thorrold vom WHOI zufolge ein untrüglicher Nachweis der Langlebigkeit der Tiere. Mit herkömmlichen Methoden der Altersbestimmung sei dieser Nachweis bislang nicht möglich gewesen, erläuterte der Biologe.

Die Erkenntnis, das die bedrohten Weiße Haie so alt werden und damit auch sehr langsam wachsen, ist für Populationsbiologen von großer Bedeutung. Sie müssen nun dem Mitautor der Studie, Greg Skomal, zufolge ihre Strategien zum Schutz der Tiere neu überdenken.

(AFP)
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