Gymshark in Großbritannien Wozu ein Unternehmen für Sportbekleidung einen Friseurladen eröffnete - für sechs Tage

London · Männer reden bekannterweise nur ungern über ihre Probleme. Das britische Unternehmen Gymshark hat jetzt versucht einen Ort zu schaffen, wo genau das möglich ist. Was dahinter steckt und was Friseure damit zu tun haben.

 Beim Friseur scheint die Zunge bei Männern lockerer zu sitzen.

Beim Friseur scheint die Zunge bei Männern lockerer zu sitzen.

Foto: dpa/Armin Weigel

Egal ob Tanktops, Shorts oder Trinkflaschen - das Unternehmen Gymshark konzentriert sich normalerweise auf die Herstellung und den Verkauf von Fitnessbekleidung und Accessoires. Vor Kurzem hat sich das Unternehmen aber einem ganz anderen Thema angenommen: der mentalen Gesundheit von Männern. Einen entscheidenden Beitrag dazu soll ein Friseursalon leisten. Warum ausgerechnet dieser Ort?

Beim Friseur wird die Zunge locker

"Wir haben herausgefunden, dass die Menschen mehr mit ihren Friseuren als mit ihren Ärzten oder mit Fachleuten für psychische Gesundheit sprechen", sagt ein Sprecher von Gymshark. Gerade über die psychische Gesundheit von Männern würde zu wenig geredet werden, obwohl viele Männer Probleme hätten. „Wir bei Gymshark glauben, dass das Gewicht in die Hände gehört, nicht in den Kopf. Deshalb wollen wir mehr Männer dazu bringen, in einem Umfeld, in dem sie sich wohlfühlen, über ihre psychische Gesundheit zu sprechen.“

Aus diesem Grund öffnete das Unternehmen vom 12. bis zum 17. Juli mit „Deload“ einen Friseursalon der etwas anderen Art im östlichen Londoner Stadtteil Shoreditch. Denn dort schnitten, trimmten und stylten keine gewöhnlichen Friseure. Stattdessen bot Deload einen "vorurteilsfreien, sicheren Raum" für Männer, in dem sie sich öffnen, entlasten und mit professionellen, für psychische Gesundheit geschulten Friseuren sprechen können. Der Haarschnitt war dabei kostenlos.

Die Wohltätigkeitsorganisation „Campaign Against Living Miserably“, mit der Gymshark für die Aktion zusammenarbeite, erklärte: „Zu oft haben Männer das Gefühl, dass es keine sicheren Räume gibt, in denen sie sich wirklich etwas von der Seele reden können. Deshalb ist der Friseursalon für viele mehr als nur ein Ort, an dem man sich die Haare schneiden lassen kann - er kann auch ein Ort sein, an dem man scherzt, Freundschaften schließt und sich jemandem öffnet oder anvertraut.“

Aktion mit ernstem Hintergrund

CALM betreibt eine kostenlose und anonyme Hotline sowie einen Webchat-Service, der allen, die Probleme haben oder sich in einer Krise befinden, Hilfe, Rat und Informationen bietet. Mit der Aktion möchte die Organisation Folgendes bezwecken: „Da 84 Prozent der Männer in Großbritannien ihre Emotionen in sich hineinfressen, soll unsere Partnerschaft mit Gymshark dazu beitragen, dass Gespräche über psychische Gesundheit, die sich für manche Menschen schwierig anfühlen mögen, normalisiert werden und das Bewusstsein für die lebensrettende Arbeit von CALM wächst.“

Das britische Unternehmen Gymshark gibt derweil zu, dass mit der Aktion auch die Marke bekannter gemacht werden soll. Gleichzeitig könne das Unternehmen aber auch etwas Gutes tun: „Wir werden die Marke Gymshark ausbauen, aber auch jungen Männern mit Depressionen helfen und die schreckliche Statistik bekämpfen, dass die größte Todesursache bei Männern unter 45 Jahren in Großbritannien Selbstmord ist“, sagt Marketing-Geschäftsleiter Noel Mack im Interview mit einer Journalistin der Marketing-Website „The Drum“.

Weitere Maßnahmen

Gymshark hat neben dem Pop-up Friseursalon auch eine innovative Plattform zur Förderung der psychischen Gesundheit geschaffen. Dort werden junge Menschen ermutigt, sich nicht nur auf ihr körperliches, sondern auch auf ihr geistiges Wohlbefinden zu konzentrieren. Die Plattform bietet Inhalte, Geschichten und Ratschläge von Gesundheitsexperten und medizinischen Fachleuten. Gymshark schloss weitere, dauerhaftere Initiativen nicht aus und sagte, man wolle „auf jeden Fall den Dialog fortsetzen“.

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