Vierfachmord in französischen Alpen War der erschossene Radfahrer das Ziel?

Grenoble · Zu dem rätselhaften Vierfachmord in den ostfranzösischen Alpen gibt es neue Details: Laut einem Medienbericht war der erschossene Radfahrer ein Nuklear-Experte. Die Ermittler gehen daher dem Verdacht nach, dass er das eigentliche Ziel des Attentats war.

 Benoit Vinneman bei einer Pressekonferenz.

Benoit Vinneman bei einer Pressekonferenz.

Foto: afp, JEAN-PIERRE CLATOT

Auch rund zwei Wochen nach dem Mord auf einem Waldparkplatz bei Annecy in Ostfrankreich rätseln die Ermittler weiter über den Hintergrund der Tat. Derweil wurde die Identität des erschossenen Radfahrers bekannt: Es handelt sich um den 45-jährigen Sylvain Mollier, ein Experte der französischen Nuklearindustrie. Wie das Online-Portal der britischen "Daily Mail" berichtet, könnte er das eigentliche Ziel des Mordes gewesen sein.

Bislang waren die Ermittler davon ausgegangen, dass das Attentat der britischen irakischstämmigen Familie al-Hilli galt. Der 45 Jahre alte dreifache Familienvater Saad war am 5. September auf einem Waldparkplatz nahe der ostfranzösischen Ortschaft Chevaline mit zwei Schüssen in den Kopf ermordet worden. Auch seine Frau und deren Mutter starben durch Kopfschüsse, die beiden Töchter der Familie überlebten.

Die Ermittler vermuteten, dass der erschossene Radfahrer Mollier sich nur zufällig dem Tatort näherte, da keine Verbindung zwischen ihm und der getöteten Familie besteht. Laut dem Bericht gehen die französischen Polizeibeamten nun auch der Spur nach, dass Mollier das ursprüngliche Ziel des Massakers war. Er wurde von fünf Kugeln getroffen, zwei davon waren ebenfalls Kopfschüsse.

Sylvain Mollier war auf Nuklear-Reaktoren spezialisiert. Er arbeitete für Cezus, einer Tochter der Areva-Gruppe. Areva geriet 2007 in die Schlagzeilen, als der Konzern einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" dementieren musste, demnach er angereichertes Uran an den Iran geliefert hätte. Chef-Ermittler Benedict Vinnemann sagte der "Daily Mail", man könne nicht ausschließen, dass Mollier ein "Doppelleben" geführt habe, und er das Hauptziel des Mordes gewesen sei.

Am Sonntagabend wurde Mollier in seiner Heimatgemeinde, dem Alpenstädtchen Ugine, beigesetzt. Die Trauerfeier fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

(jre)
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