800 Menschen in Sicherheit gebracht Waldbrand auf Mallorca weiter außer Kontrolle

Madrid/Palma · Im Nordwesten der Urlaubsinsel Mallorca wird ein Welterbe von einem Waldbrand zerstört. Die Behörden räumen ein, man werde auch Glück benötigen, um die Flammen schnell unter Kontrolle zu bringen.

Einer der schlimmsten Waldbrände der Geschichte Mallorcas hat sich weiter durch das Naturparadies des Tramuntana-Gebirges gefressen. Die bereits seit drei Tagen wütenden Flammen seien in ein Gebiet eingedrungen, in dem das Feuer nur aus der Luft bekämpft werden könne, teilte die Regional-Regierung der Balearen am Montag in Palma mit.

Nach amtlichen Schätzungen wurde im Gebiet des Unesco-Welterbes unweit der Gemeinden Andratx und Estellencs im Nordwesten der spanischen Ferieninsel möglicherweise schon die Rekordfläche von 2000 Hektar vernichtet.

"Es wird rund 80 Jahre dauern, bis der ökologische Schaden wieder völlig behoben ist, das ist einer der schlimmsten Brände, die wir je hatten", klagte im Gespräch mit der Zeitung "El País" Luis Berbiela, Forstexperte im regionalen Umweltministerium. Kiefern- und Steineichen-Wälder hätten sich in eine "grauschwarze Mond-Landschaft" verwandelt, aus der noch Rauch aufsteige, so das Blatt.

Über 800 Menschen in Sicherheit gebracht

Da sich die gefährlichste Feuerfront am Montag in Richtung des 1027 Meter hohen Galatzó-Berges bewegte, wurde dort inzwischen nach Medienberichten eine Finca mit 85 Touristen evakuiert. Damit erhöhte sich die Zahl der Menschen, die seit Ausbruch des Feuers am Freitag in Sicherheit gebracht wurden, auf mehr als 800 - darunter auch viele Deutsche. Am Sonntag war die Gemeinde Estellencs vollständig evakuiert worden.

Rund 400 Angehörige der Feuerwehr, des Zivilschutzes und der Militärischen Nothilfeeinheit UME bekämpften nach einem nächtlichen Dauereinsatz am Montag weiterhin die Flammen. Sie wurden nach Tageseinbruch wieder von 28 Flugzeugen und Hubschraubern unterstützt.

Starker Wind erschwert Arbeiten

"So viele Mittel wurden auf Mallorca noch nie gegen ein Feuer eingesetzt", sagte eine Regierungssprecherin. Die Löscharbeiten wurden den Angaben zufolge weiterhin von starken Winden behindert. "Wir brauchen Glück", räumte Regierungschef José Ramón Bauzá ein.

Ein Feuerwehrmann wurde wegen Dehydrierung ins Krankenhaus gebracht, ansonsten wurden zunächst aber keine Verletzten oder beschädigten Häuser gemeldet. Zeitweilig war auch die Tierwelt am Galatzó, darunter drei Bären, stark bedroht. Eine erwogene Evakuierung wurde aber zunächst nicht begonnen.

Nach vorläufigen amtlichen Schätzungen wurden bislang rund 2000 Hektar zerstört. Das bisher verheerendste Feuer auf Mallorca wurde 1992 registriert, als im östlichen Gebiet um Artà 1960 Hektar den Flammen zum Opfer fielen.

Verbrennung von Pflanzenresten als Ursache

Nach Behördenerkenntnissen wurde das Feuer nahe Andratx von einem Mann bei der unachtsamen Verbrennung von Pflanzenresten verursacht. Der 42-Jährige, der seine Unschuld beteuert, wurde von der Polizei verhört und vorläufig auf freien Fuß gesetzt, soll aber bald vor einem Richter aussagen.

Entwarnung gab es unterdessen auf dem Festland in der Gemeinde Vallirana, etwa 20 Kilometer nordwestlich von Barcelona. Dort konnte ein Waldbrand am Montagvormittag nach knapp 20 Stunden eingedämmt werden. Nach einer Evakuierungsaktion kehrten rund 200 Menschen wieder in ihre Häuser zurück.

(dpa)
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