Flammeninferno außer Kontrolle Mindestens 15 Tote bei verheerenden Bränden in Kalifornien

Santa Rosa · Bei den Waldbränden im US-Bundesstaat Kalifornien sind mindestens 15 Menschen gestorben, viele werden noch vermisst. Das Weiße Haus erklärte die Region zum Katastrophengebiet.

Mehr als 2000 Häuser und viele Hektar der Weinanbaugebiete wurden zerstört. Die Brände zählen zu den folgenschwersten in der Geschichte Kaliforniens und sind weitgehend außer Kontrolle. Die Behörden hoffen, dass kühleres Wetter und ein Abflauen der starken Winde die Eindämmung der Feuer erleichtern.

Tausende Feuerwehrleute kämpften am Dienstag gegen die Flammen, die nach Behördenangaben insbesondere in den berühmten Weinbaugebieten Sonoma und Napa Valley zehntausende Hektar Land und hunderte Gebäude zerstörten. Mehr als 25.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen und vor dem Flammeninferno fliehen. Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown rief den Notstand für acht Bezirke aus.

Laut "Washington Post" gab es bei den seit Tagen wütenden Bränden bisher insgesamt 15 Tote, neun davon allein im Bezirk Sonoma. Drei weitere Tote wurden in Mendocino gemeldet. Im Bezirk Napa seien zwei Menschen ums Leben gekommen, ein Mensch starb bisher in Yuba. Die Gegenden nördlich der Bucht von San Francisco sind vor allem als Weinanbaugebiete bekannt.

Bei den beiden Toten in Napa handelte es sich dem Fernsehsender KTUV-TV zufolge um ein 99 und 100 Jahre altes Ehepaar. Sie konnten sich demnach nicht rechtzeitig vor den Flammen retten. Die Polizei von Sonoma teilte auf ihrer Facebook-Seite mit, in dem Landkreis seien 150 Menschen als vermisst gemeldet worden. Doch die Behörden zeigten sich "zuversichtlich, dass die meisten dieser Menschen wohlauf wiedergefunden und mit ihren Liebsten vereint werden".

Etwa 185 Menschen sind bei den Bränden im Norden nach Angaben des Santa Rosa Memorial Krankenhaus bisher verletzt worden. Die meisten der Verletzten seien wegen Rauchvergiftungen oder Atemproblemen behandelt worden, teilte ein Krankenhaussprecher mit. 14 Patienten hätten Verbrennungen erlitten, drei von ihnen so starke, dass sie auf der Intensivstation behandelt worden seien. Auch in Krankenhäusern in Napa und im Petaluma Valley wurden Menschen mit Brandverletzungen behandelt.

Kalifornien: Mehr als 20 Tote bei verheerenden Waldbränden
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Mehr als 20 Menschen sterben bei Waldbränden in Kalifornien (Oktober 2017)

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Foto: dpa, zeus joh gfh soe

Trump erklärt Katastrophenfall

Ein Sprecher des Sheriffs von Mendocino sagte dem Sender CBS, es werde jedoch mit weiteren Opfern gerechnet. Davon ging auch Gouverneur Brown aus. In einem Brief an US-Präsident Donald Trump schrieb er, die Brände hätten in weniger als 24 Stunden mehr als 2000 Häuser zerstört. Tausende weitere Gebäude seien bedroht. Nach Behördenangaben wurden seit Sonntagabend mehr als 46.500 Hektar Land zerstört Brown forderte Trump auf, den Katastrophenfall zu erklären, um Bundesmittel freizugeben. Dies tat das Weiße Haus am Dienstag.

Nach Angaben der Behörden wüteten weiterhin mindestens 17 Brände. Die Feuerwehr erklärte aber, sie habe dank abnehmendem Wind und kühlerem Wetter "über Nacht gute Fortschritte gemacht". Angefacht wurden die Brände unter anderem durch sogenannte Santa-Ana-Winde, die mitunter eine Geschwindigkeit von mehr als 90 Stundenkilometern erreichten. Es handelt sich hierbei um ein meteorologisches Phänomen, das trockene Winde aus dem Bergland östlich der kalifornischen Küste bringt.

Krankenhaus und Hotel evakuiert

In der am schlimmstem betroffenen Stadt Santa Rosa wurden das Krankenhaus sowie das Hilton Hotel evakuiert. Das Feuer habe das Hotel schwer beschädigt, teilte das "Hilton Sonoma Wine Country" auf Facebook mit. "Die Häuser sind weg, sie sind wie Staub", sagte der Personal Trainer Jack Dixon, der in der 175.000-Einwohner-Stadt lebt. "Es sieht aus, als wäre eine Atombombe abgeworfen worden."

Mehrere Autobahnen und Straßen wurden gesperrt. Nach Angaben des Versorgers Pacific Gas & Electric fiel zunächst bei 196.000 Kunden wegen der Brände der Strom aus. Später waren demnach noch 99.000 Kunden von der Stromversorgung abgeschnitten, insbesondere in den Bezirken Sonoma und Napa.

In der Gegend um die Gemeinde Fountain Grove im Norden von Santa Rosa machten die Flammen mehrere Hundert Wohnhäuser dem Erdboden gleich. Das Feuer war so heiß, dass Glasscheiben und Aluminiumfelgen an den Autos schmolzen. In einem Straßenzug ließ es nur noch die Schornsteine der Häuser übrig.

Sogar im rund 60 Kilometer entfernten San Francisco waren riesige Rauchwolken zu sehen, auch der Brandgeruch drang bis in die Millionenmetropole. Im Norden der Stadt wurde wegen Asche in der Luft von Aktivitäten im Freien abgeraten.

(juju)
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