Vladimir Katriuk Gesuchter NS-Kriegsverbrecher in Kanada gestorben

Montreal · Einer der meistgesuchten mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher, der Kanadier Vladimir Katriuk, ist einem Zeitungsbericht zufolge im Alter von 93 Jahren gestorben. Der aus der Ukraine stammende Katriuk war Mitglied der Waffen-SS, gab aber stets an, er sei zum Mitmachen gezwungen worden.

Er sei "nach langen Jahren der unverdienten Belästigung, etwa durch die Medien, gestorben", zitierte die kanadische Zeitung "The Globe and Mail" am Donnerstag Katriuks Anwalt Orest Rudzik. "Ich bin froh, dass er in Frieden ruht. Er war seit vielen Jahren krank", fügte der Anwalt demnach hinzu.

Katriuk stand auf der Liste der meistgesuchten NS-Kriegsverbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums. 1999 hatte ein kanadisches Bundesgericht geurteilt, dass Katriuk bei der Beantragung der kanadischen Staatsbürgerschaft verschwiegen hatte, dass er im Zweiten Weltkrieg mit den Nazis zusammengearbeitet hatte. Das Gericht sah aber keine Beweise dafür, dass Katriuk damals Verbrechen beging.

Katriuk hatte angegeben, er sei gezwungen worden, einem ukrainischen Bataillon der Waffen-SS beizutreten, das zwischen 1942 und 1944 Verbrechen gegen Juden und andere Zivilisten in Weißrussland und in der Ukraine beging. Er selbst habe aber lediglich die Aufgabe gehabt, Dorfbewohner und Vieh gegen Angriffe von Widerstandskämpfern zu beschützen, sagte Katriuk damals aus. Nach der Verlegung seines Bataillons nach Frankreich 1944 sei er desertiert.

1951 wanderte Katriuk nach Kanada aus. Dafür habe er gefälschte Papiere mit dem Namen seines Schwagers verwendet, stellte das Gericht heraus. 2007 entschied die kanadische Regierung jedoch, ihm die Staatsbürgerschaft nicht zu entziehen. Seit seiner Ankunft in Kanada lebte Katriuk in dem Dorf Ormstown südlich von Montréal, wo er sich der Bienenzucht widmete.

(AFP)
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