Atemluft wird langsam knapp Verschüttete Bergleute: Verzweifelter Kampf gegen die Wassermassen

Moskau (rpo). Die Rettungskräfte in dem russischen Bergwerk kämpfen derzeit verwzeifelt gegen die einströmenden Wassermassen. Der Tunnel zur Bergung der Eingeschlossenen in 700 Metern Tiefe wird weiter vorangetrieben. Die Angehörigen warten weiter auf ein Lebenszeichen der 13 verschütteten Bergleute.

Bis zum Montagabend trennten die Spezialisten im südrussischen Kohlebergwerk "Sapadnaja" noch etwa 15 Meter von ihrem Ziel. Kompressoren pumpten Sauerstoff in den Stollen, da die Atemluft am vierten Tag nach dem Unglück knapp wurde. Gewerkschafter warfen der Betriebsleitung vor, Warnungen vor einem solchen Unfall über Monate ignoriert zu haben.

Frühestens am Dienstagmorgen könne man die Eingeschlossenen in etwa 700 Meter Tiefe erreichen, teilte ein Mitarbeiter des Einsatzstabes vor Ort mit. Ebenfalls für Dienstag müsse mit einer vollständigen Überflutung des Stollens gerechnet werden. Aus Angst vor Explosionen wird der Bergungstunnel nur behutsam mit bloßen Händen gegraben. Suchmannschaften bereiteten sich unterdessen auf den Einstieg in den Stollen und die Suche nach den Vermissten vor.

Von den am Samstag aus dem Schacht geborgenen 33 Überlebenden durften die ersten 26 Männer die Krankenhäuser verlassen. Am Donnerstagabend waren insgesamt 46 Bergleute verschüttet worden, nachdem unter Tage eine Betonwand unter dem Druck eines riesigen unterirdischen Sees zusammengebrochen war.

Bereits seit Monaten sei bekannt gewesen, dass sich der gefährliche See unter Tage bilde, sagte der Vorsitzende der russischen Bergarbeiter-Gewerkschaft, Iwan Mochnatschuk, in der Stadt Nowoschachtinsk. Der Eigentümer der betroffenen Zeche "Sapadnaja", die regionale Bergbau-Holding Rostowugol, habe aber alle Warnungen ignoriert, betonte der Gewerkschaftschef.

Am vierten Tag nach dem Unfall gelang es den Einsatzkräften, das Ansteigen des Wassers erneut leicht zu verlangsamen. Tag und Nacht waren mehr als 200 Lastwagenladungen Gestein in den Hauptschacht geschüttet worden, um ein Vordringen des Wassers zu verhindern. Der Bergungstunnel wurde von einer benachbarten Schachtanlage aus in Richtung des Stollens gegraben, in dem die Bergleute vermutet wurden.

In der Schachtanlage war es bereits im Februar zu einem Wassereinbruch gekommen. Das 1000 Kilometer südlich von Moskau gelegene Bergwerk war vor dem Zweiten Weltkrieg in Betrieb genommen worden. Die russischen Zechen zählen neben den ukrainischen Schachtanlagen zu den gefährlichsten in Europa. Die gesamte Branche leidet unter dramatischer Unterfinanzierung. Bei Unfällen im russischen Bergbau sind in diesem Jahr bereits mindestens 13 Männer gestorben, mehr als 100 wurden verletzt.

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