Flugzeugabsturz in Brasilien Vermutlich auch ein Deutscher unter den Toten

Brasilia (rpo). Nach dem Absturz einer Passagiermaschine in Brasilien gibt es kaum Hoffnung auf Überlebende. Es sei kaum möglich, dass einer der 155 Insassen das Unglück überlebt habe, sagte der Chef der brasilianischen Flughafenverwaltung Infraero. Die Maschine der Billigfluglinie GOL ist wahrscheinlich senkrecht in den Boden gestürzt.

Vermutlich ist auch ein Deutscher ums Leben gekommen. Wie das Auswärtige Amt in Berlin am Sonntag bestätigte, befand sich der Mann in der verunglückten Boeing 737-800. Nähere Einzelheiten wurden zunächst nicht mitgeteilt. Die Maschine war am Freitag (Ortszeit) auf einem Inlandsflug von Manaus in die Hauptstadt Brasilia abgestürzt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb in einem Beileidstelegramm an Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, der Tod so vieler Menschen habe sie tief berührt. Sie bat, den Angehörigen der Opfer ihre Anteilnahme zu übermitteln.

An Bord befanden sich nach Angaben von GOL sechs Besatzungsmitglieder und 149 Passagiere. Die Maschine wurde nach Angaben der nationalen Behörde für Zivilluftfahrt (Anac) rund 200 Kilometer südöstlich der Ortschaft Peixoto Azevedo im Norden von Mato Grosso gefunden. Ein Offizier der brasilianischen Luftwaffe sagte dem TV-Sender Globo, Hubschrauber und Soldaten seien im Einsatz, um sich durch den dichten Wald einen Weg zum Wrack zu bahnen.

Suchtrupps orteten das Wrack am Samstagmorgen in einem unzugänglichen Waldgebiet im Bundesstaat Mato Grosso. Sollte kein Insasse überlebt haben, wäre es das schwerste Luftfahrtunglück in der Geschichte Brasiliens.

Unklarheit herrschte über die Absturzursache. Laut GOL wurde die Unglücksmaschine erst am 12. September von Boeing ausgeliefert und hatte erst rund 200 Flugstunden hinter sich. Sie hatte die Amazonas-Stadt Manaus am Freitagnachmittag planmäßig verlassen. Rund eine Stunde vor der geplanten Landung in Brasilia brach plötzlich der Kontakt ab; etwa 200 Kilometer südlich der Stadt Cachimbo verschwand die Maschine von den Kontrollschirmen.

Laut einer auch von Verteidigungsminister Waldir Pires vertretenen These stieß die Maschine mit einem Legacy-Jet zusammen, der ungefähr zur selben Zeit auf einem Luftwaffenstützpunkt in der Serra do Cachimbo notlanden musste. Ein Sprecher der Zivilen Luftfahrtbehörde wies dies hingegen als reine "Hypothese" zurück, für die es keine Beweise gebe.

Auf den Flughäfen von Manaus, Brasilia und Rio de Janeiro, dem endgültigen Zielflughafen, belagerten zahllose Angehörige und Freunde der Passagiere die Schalter und warteten stundenlang vergeblich auf gesicherte Nachrichten. GOL richtete eine Info-Hotline sowie eine psychologische Beratungsstelle ein. Die 2001 gegründete Airline ist der führende Anbieter von Billigflügen in Brasilien. Die Gesellschaft fliegt rund 50 Ziele in Brasilien sowie die wichtigsten Städte der Nachbarstaaten an.

Sollte keiner der Insassen des Flugs 1907 überlebt haben, wäre der Absturz das schwerste Unglück in der Geschichte Brasiliens. Beim bisher schwersten Unglück war im Juni 1982 eine Boeing 727 beim Landeanflug auf die nordöstliche Stadt Fortaleza an einem Berg zerschellt; damals kamen 137 Menschen ums Leben.

(afp)
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