Auch deutsches Opfer Mehr als 20 Tote bei Busunglück in Venedig
Update | Venedig · Ein Tag in Venedig und dann zurück aufs Festland – das war der Plan. Aber für 21 Menschen endet der Ausflug in die Lagunenstadt tödlich. Ihr Bus stürzt von einer Brücke 15 Meter in die Tiefe. Warum?

Viele Tote bei Busunglück in Venedig
Nach dem Busunglück in Venedig mit mehr als 20 Todesopfern ist die Unfallursache weiterhin unklar. Der Bürgermeister der italienischen Lagunenstadt, Luigi Brugnaro, sagte am Mittwoch: „Wir verstehen nicht, wie das passieren konnte.“ Der Bus sei am Dienstagabend direkt über die Leitplanken der Brücke hinausgefahren und in die Tiefe gestürzt. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Ermittlungen eingeleitet. Aufschluss erhoffen sich die Behörden durch die Bilder von Überwachungskameras. Unter den 21 Todesopfern ist auch der Busfahrer, ein 40 Jahre alter Italiener.
Nach Angaben der zuständigen Präfektur starben insgesamt 21 Menschen, darunter auch eine Urlauberin oder ein Urlauber aus Deutschland. Vonseiten des Auswärtigen Amts gab es dafür zunächst keine Bestätigung. Mindestens fünf der Todesopfer sollen aus der Ukraine kommen, andere aus Frankreich und Kroatien. 15 Menschen wurden nach einer Bilanz der Präfektur aus der Nacht verletzt, mehrere davon schwer.
Unter den Verletzten bei dem schweren Unglück mit einem Campingplatz-Shuttlebus in Venedig sind elf Ausländer. Dabei handelt es sich um einen Deutschen, vier Menschen aus der Ukraine, einen Franzosen, einen Kroaten sowie ein Paar aus Spanien und zwei Minderjährige aus Österreich, wie die Nachrichtenagentur Adnkronos am Mittwochmorgen meldete. Nach aktuellen Angaben der lokalen Behörden wurden insgesamt 15 Menschen verletzt. Sie werden in nahe gelegenen Krankenhäusern behandelt - viele von ihnen demnach auf der Intensivstation.
Bislang konnten nur neun der 21 Todesopfer identifiziert werden, wie der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, bei Facebook schrieb. Darunter seien auch Minderjährige. Ein Opfer sei ein Deutscher oder eine Deutsche – Zaia nannte kein Geschlecht. Vonseiten des Auswärtigen Amts gab es zunächst keine Bestätigung. 18 Menschen hätten das Unglück überlebt.
Der hybrid-betriebene Bus war gegen 19.45 Uhr von der Brücke auf eine darunter verlaufenden Bahnstrecke gestürzt und hatte dann sofort Feuer gefangen. Nach ersten Angaben wurden auf der Straße keine Bremsspuren entdeckt, was als Hinweis auf einen Schwächeanfall des Fahrers gedeutet wurde. Auch der Zustand der etwa 70 Jahre alten Brücke soll überprüft werden. Aufklärung erhoffen sich die Ermittler von Überwachungskameras, die an der Stelle den Verkehr im Blick haben. Der Bahnverkehr musste stundenlang unterbrochen werden.
Bei dem Fahrzeug handelte es sich um den Shuttlebus eines Campingplatzes im Stadtteil Marghera. An Bord waren Tagesurlauber, die am Abend aus der Altstadt zurück aufs Festland wollten. Das Unglück ereignete sich etwa drei Kilometer vor dem Ziel. Der Fahrer hatte mehrere Jahre Berufserfahrung. „Wir sollten den nächsten Bus nehmen. Aber der kam nicht. Und dann haben wir es gehört“, erzählten junge deutsche Touristen, die ebenfalls auf dem Campingplatz waren, im Fernsehen. „Es ist eine Tragödie.“
Deeply saddened by the terrible bus tragedy in #Mestre 🇮🇹. In this night of grief, my thoughts are with the victims, their families and friends.
— Außenministerin Annalena Baerbock (@ABaerbock) October 3, 2023
Viele Venedig-Touristen kommen nur für wenige Stunden in die Lagunenstadt und kehren dann aufs Festland zurück - mit dem Auto, mit dem Bus oder mit der Bahn. Dort sind die Preise niedriger. Im Jahr zählt Venedig - eines der bekanntesten Urlaubsziele der Welt - mehr als fünf Millionen Besucher. In der Hochsaison sind häufig mehr als 100 000 Fremde gleichzeitig in der Stadt. Vom nächsten Jahr an will die Stadt von Kurzbesuchern, die nicht über Nacht bleiben, an bestimmten Tagen fünf Euro Eintritt verlangen.
Von der Bundesregierung gab es für deutsche Opfer am Dienstagabend zunächst keine Bestätigung. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte lediglich mit: „Unsere Botschaft in Rom ist eingeschaltet und steht in Kontakt mit den italienischen Behörden, um zu klären, inwieweit deutsche Staatsangehörige betroffen sind.“ Aus vielen Ländern kamen Solidaritätsbekundungen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb auf Englisch auf der Online-Plattform X: „Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und Freunden.“
Bürgermeister Luigi Brugnaro schrieb auf der Plattform X, dem ehemaligen Twitter, die Lage am Unfallort sei „apokalyptisch“. Einem Behördenvertreter zufolge waren unter den Toten auch Menschen aus der Ukraine. Die Feuerwehr und andere Rettungskräfte waren lange im Einsatz, um die Leichen zu bergen und die Flammen zu löschen.
„Die Menschen im Bus fanden sich umgeben von Flammen wieder“, sagte Mauro Luongo, der Feuerwehrchef in der Lagunenstadt. „Die Szenerie, die wir vorfanden, war schrecklich. Es hat etwa eine Stunde gedauert, einige der Leichen zu bergen.“
Der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, sagte dem staatlichen Fernsehsender Rai, zur Ursache des Unfalls werde noch ermittelt, sie sei weiter ungeklärt. Es sei schwer zu verstehen, wie sich die Tragödie ereigne habe. „Der Bus war neu und elektrisch und diese Straße war nicht besonders problematisch.“
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zeigte sich ebenfalls bestürzt. Der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, sprach von einer „schrecklichen Tragödie“. „Eine apokalyptische Szene, es gibt keine Worte.“ In der Region sollen die Flaggen an diesem Mittwoch vor allen staatlichen Gebäuden auf halbmast wehen.