18 Tote im US-Bundesstaat Maine Massives Behördenversagen vor Amoklauf in Lewiston

New York · Im Oktober 2023 erschoss ein Amokläufer in einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Maine 18 Menschen. Eine Untersuchungskommission kommt nun zu dem Schluss, dass die Sicherheitsbehörden im Vorfeld der Tat schwere Fehler begangen hätten.

Daniel Wathen, Chef der Untersuchungskommission, während der Pressekonferenz zur Bekanntgabe der Untersuchungsergebnisse.

Foto: AP/Robert F. Bukaty

Zehn Monate nach einem Schusswaffenangriff im US-Bundesstaat Maine mit 18 Todesopfern hat eine unabhängige Untersuchungskommission den Sicherheitsbehörden schwere Versäumnisse im Vorfeld der Tat vorgeworfen. „Die Kommission hat einstimmig befunden, dass es mehrere Gelegenheiten gab, die, wenn sie ergriffen worden wären, den Verlauf dieser tragischen Ereignisse hätten ändern können“, sagte der Kommissionsvorsitzende, der ehemalige Vorsitzende des Obersten Gerichtshofs von Maine, Daniel Wathen, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Travis Brennan (l.) und Ben Gideon, Anwälte der Familien der Opfer, sprechen nach der Veröffentlichung der Ergebnisse der Untersuchungskommission vor Medienvertretern.

Foto: AP/Robert F. Bukaty

Der 40-jährige Robert Card, Reservist der US-Armee, hatte am 25. Oktober 2023 in einer Bowlinghalle und einer Bar in der Kleinstadt Lewiston 18 Menschen erschossen und 13 weitere verletzt, bevor er Suizid beging. Wathen und sechs weitere Experten legten nun einen 215 Seiten langen Bericht zu dem schlimmsten Schusswaffenangriff in der Geschichte von Maine vor.

Demnach ließen das Büro des örtlichen Sheriffs und die für Card zuständige Reservisten-Einheit mehrere Gelegenheiten ungenutzt verstreichen, dem psychisch kranken Mann seine Waffen wegzunehmen. Dem Sheriff von Sagadahoc County hätten überdies genügend Hinweise vorgelegen, um den 40-Jährigen in Schutzhaft zu nehmen.

Cards Familie hatte sich dem Untersuchungsbericht zufolge bereits im Mai 2023 besorgt über seinen sich verschlechternden mentalen Zustand geäußert. Im Juli 2023 wurde er zwei Wochen lang auf einer psychiatrischen Station behandelt. Cards Vorgesetzte bei der Armee unternahmen der Untersuchung zufolge jedoch nicht „die notwendigen Schritte, um die Gefahr, die er für die Öffentlichkeit darstellte, zu verringern“.

Obwohl sie von Cards „akustischen Halluzinationen, zunehmend aggressivem Verhalten, seiner Waffensammlung und unheilverkündenden Äußerungen zu seinen Intentionen“ gewusst hätten, hätten sie die Empfehlungen von Cards psychologischen Betreuern bei der Armee ignoriert, ihn weiter zu behandeln und die Waffen aus seinem Haus entfernen zu lassen. Außerdem leiteten Cards Vorgesetzte bei der Armee ihre Erkenntnisse nicht an das Büro des Sheriffs weiter.

Nach der Bluttat waren drei Vorgesetzte von Card bei der Armee wegen Dienstpflichtverletzung bestraft worden, weil sie die ihnen vorliegenden Erkenntnisse über den späteren Schützen nicht an höherrangige Armeevertreter weitergegeben hatten.

(tg/afp)