Wanderer findet Mischling in Höhle Hündin überlebte zwei Monate in der Wildnis von Missouri

New York · Ein heimlicher Ausflug wurde Pudel-Mischling Abby fast zum Verhängnis. Doch die Hundedame aus dem US-Bundesstaat Missouri stellte trotz ihres hohen Alters ihre Widerstandskraft unter Beweis.

 Dieses von Gerry Keene zur Verfügung gestellte Foto zeigt einen 13-jährigen Hund namens Abby, der von Höhlenforschern gefunden wurde.

Dieses von Gerry Keene zur Verfügung gestellte Foto zeigt einen 13-jährigen Hund namens Abby, der von Höhlenforschern gefunden wurde.

Foto: AP/Gerry Keene

Jeff Bohnert hatte schon jede Hoffnung aufgegeben, seine Abby noch einmal wiederzusehen. Der Pudel-Mischling verschwand Anfang Juni und nun waren schon zwei Monate vergangen, ohne ein Lebenszeichen von der Hundedame. Doch dann schrieb ein Nachbar Bohnert eine Textnachricht: In einer nahe gelegenen Höhle hätten Wanderer einen Hund gefunden. Könnte das Abby sein?

Bohnert hatte große Zweifel, war aber dennoch neugierig. Also machte er sich auf zu der Höhle in der Nähe seines Hauses im US-Staat Missouri. Dort zeigte ihm einer der Tierretter ein Foto und ihm war klar: „Das ist mein Hund.“

Noch erstaunlicher wird die Geschichte von Abbys Zähigkeit, wenn man weiß, dass die Hündin schon fast 14 Jahre alt ist. Dennoch schaffte sie es irgendwie, fast 60 Tage allein zu überleben, anscheinend die meiste Zeit davon in einer kargen, stockdunklen Höhle bei 14 Grad Celsius.

In ihrem Alltagsleben macht Abby alles gemeinsam mit Summer, Bohnerts anderer Hündin - auch Dummheiten. Am 9. Juni rissen die beiden von zu Hause aus, erinnert sich ihr Besitzer. Das war schon häufiger passiert, und in der ländlichen Gegend in der Nähe von Perryville im östlichen Missouri auch kein Grund zur Sorge. Die Hunde streiften durch die Felder, jagten vielleicht das eine oder andere Kleintier und kamen dann stets nach Hause zurück.

Am nächsten Morgen fand Bohnert jedoch nur Summer im Haus, Abby war verschwunden. „Sie trennen sich nie“, sagt er. „Ich dachte, es ist etwas Schlimmes passiert.“ Schließlich sei Abby schon alt und habe vielleicht Probleme mit der Hitze bekommen. Der Hundebesitzer machte sich auf die Suche, informierte Nachbarn und die Polizei und gab auch eine Suchanzeige bei Facebook auf. Aber niemand hatte Abby gesehen.

Die Rettung der Hundedame kam in Gestalt einer Gruppe aus Erwachsenen und Kindern, die am 6. August einen Ausflug zur Höhle Berome Moore unternahmen. Eines der Kinder rannte voraus und rief dem Vater zu: „Hier ist ein Hund.“ Der Vater habe das nicht glauben wollen, sagt Gerry Keene, der Teil der Gruppe war.

Aber da war tatsächlich ein Hund. „Sie lag einfach nur da, zusammengerollt zu einem Ball“, erinnert sich Keene. „Sie hob den Kopf und sah uns an, aber sie reagierte nicht auf Zuruf. Es sah so aus, als wäre sie kurz davor zu sterben.“ Der geschwächte Hund konnte die gut 150 Meter zum Höhlenausgang - durch enge Gänge und eine Steigung hinauf - auf keinen Fall laufen, aber erneut kam Abby der Zufall zur Hilfe. Ein anderer Wanderer vor Ort war ausgebildeter Höhlenretter. Rick Haley holte eine Decke und eine Reisetasche aus seinem Auto. Die Decke kam in die Tasche und Abby hinein, die diesen Komfort nach Wochen auf dem kalten Boden sichtlich genoss.

Dennoch war es nicht einfach, den Hund aus der Höhle zu bringen. Alle seien sehr vorsichtig mit Abby gewesen, sagt Haley. Und nach etwa eineinhalb Stunden sah der Hund wieder Tageslicht.

Nun fragte Keene bei Häusern in der Nähe, ob dort ein Hund vermisst werde. Ein Nachbar wandte sich an Bohnert, der so nah an der Höhle wohnt, dass er sie von seinem Haus aus sehen kann. Bohnert glaubte nicht, dass das verirrte Tier seine Abby sein könnte. Wie sollte ein 13 Jahre alter Hund eine solche Tortur auch überstehen?

Zu seinem Erstaunen war sie es aber doch. Einer der Retter gab Abby einen Bissen Rindfleisch. „Sie hat ihm fast den Finger abgebissen“, sagt Keene. Schon kurze Zeit später war der Hund wieder munter.

Bohnert vermutet, dass Abby durch ein Erdloch oder einen versteckten Eingang in die Höhle fiel. Pfotenabdrücke deuteten darauf hin, dass die Hundedame versuchte, wieder herauszukommen. Danach, so glauben Haley und Bohnert, kauerte sie sich zusammen und zehrte von ihrem eigenen Körperfett. „Ich glaube, sie schaltete in einen Überlebensmodus“, sagt Bohnert.

Normalerweise wiegt Abby 23 Kilogramm. Bohnert schätzt, dass sie in der Höhle die Hälfte ihres Körpergewichts verlor. Inzwischen hat sie wieder zugelegt und kann auch wieder bellen, nachdem sie wahrscheinlich durch das Rufen um Hilfe ihre Stimme verlor. Die Hundedame wedelt wieder mit dem Schwanz - für ihren Besitzer ein Zeichen, dass sie die Tortur hinter sich gelassen hat.

„Es ist erstaunlich, wie sie wieder auflebt“, sagt Bohnert. „Sie ist schon wieder ganz die Alte.“

(albu/dpa)
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