Video veröffentlicht US-Polizisten lassen Hund auf Afroamerikaner los

St. Paul · In den USA sorgt ein neuer Fall von Polizeigewalt für Aufsehen. Beamte im Staat Minnesota ließen bei einem Einsatz im Sommer einen Polizeihund auf einen Afroamerikaner los, wie aus einem erst am Freitag veröffentlichten Video von dem Vorfall hervorgeht.

Der Mann wurde bei der Attacke schwer verletzt. Die zwei beteiligten Beamten wurden Polizisten wurden bestraft.

Der Vorfall in der Stadt St. Paul ereignete sich am 24. Juni, wurde aber erst mit der Freigabe von Aufnahmen der Armaturenbrett-Kamera im Streifenwagen der Beamten publik. Dem Schritt seien sorgfältige Ermittlungen zu dem Fall vorausgegangen, erklärte Polizeichef Todd Axtell.

Einsatzberichten zufolge gingen die Beamten am Tag der Konfrontation einem Notruf nach, wonach eine große Gruppe mit Baseballschlägern und anderen Gegenständen aufeinander losging. Einer von ihnen soll demnach eine Waffe getragen haben.

Mann soll mehrere Rippenbrüche erlitten

In seinem Report schrieb der Beamte mit Polizeihund, er habe Baker angehalten, weil er auf die Beschreibung von dem Bewaffneten gepasst habe — ein schwarzer Mann im weißen T-Shirt mit Dreadlocks. Er habe ihm befohlen, aus dem Auto zu steigen und beide Hände zu erheben.
Doch habe Baker sich geweigert. Daraufhin habe er den Polizeihund losgelassen, um "eine mögliche tödliche Konfrontation zu eliminieren."

Das Polizeivideo zeigt, wie der Hund den Mann zu Boden reißt. Er wird gebissen und schreit vor Schmerz. Sechs Beamte umringen ihn, einige brüllen, fluchen und befehlen ihm, sich nicht zu bewegen. Ein Beamter versetzt dem am Boden liegenden Baker drei Tritte.

Der Mann habe mehrere Rippenbrüche erlitten und einen teilweisen Lungenkollaps erlitten, sagte sein Anwalt Robert Bennett. Durch tiefe Hundebisse sei zudem dessen linkes Bein entstellt worden. Baker habe sich etlichen Operationen und Hauttransplantionen unterziehen müssen.

Polizeichef Axtell zeigte sich betroffen. "Ich bin enttäuscht und aufgebracht über das, was in dem Video zu sehen ist", erklärte er. Er habe sich zudem zwei Mal mit Baker getroffen und sich jedes Mal bei ihm entschuldigt.

Der Beamte, der den Mann trat, wurde am Donnerstag ohne Bezahlung freigestellt. Zudem wurde laut Polizei Strafanzeige gegen ihn gestellt und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Sein Kollege mit dem Hund wurde für 30 Tage suspendiert.

Anwalt: "Das war eine schreckliche Attacke, und er war unschuldig"

Der Chef der Polizeigewerkschaft von St. Paul, David Titus, nahm die bestraften Beamten in Schutz. Sie hätten auf einen Notruf aus einer gefährlichen Gegend reagiert und sich an die Vorschriften gehalten, sagte er.

Bakers Anwalt Bennett äußerte jedoch Zweifel an der Darstellung der Polizisten. Diese hätten gewusst, dass sie in großen Schwierigkeiten steckten, als sie ihre Einsatzberichte geschrieben hätten. Zugleich begrüßte er die Disziplinarmaßnahmen gegen die Beamten. "Das war eine schreckliche Attacke, und er war unschuldig. Er hat nichts Falsches getan", sagte Bennett über seinen Mandanten.

Vor dem Vorfall hatten es in der jüngsten Vergangenheit bereits zwei Fälle tödlicher Polizei in Minnesota gegeben. Im November wurde der 24-jährige Jamar Clark in Minneapolis bei einer Auseinandersetzung mit Beamten erschossen. Im Juli dieses Jahres starb der 32-jährige Philando Castile während einer Verkehrskontrolle in Falcon Heights durch Schüsse eines Polizisten. Letzerer Fall sorgte international für großes Aufsehen, weil Castiles im Wagen sitzende Freundin dessen Todeskampf live auf Facebook streamte.

(das/ap)
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