Vor Somalia US-Kapitän aus Piratenhand befreit

Washington (RPO). US-Kapitän Richard Phillips ist nach fünf Tagen aus der Gewalt von Piraten vor der Küste Somalias befreit worden. Er wurde unverletzt gerettet, teilte eine Sprecherin des Außenministeriums am Sonntag mit. Nach Bei dem Militäreinsatz wurden drei Piraten getötet und einer gefangengenommen.

Freude über die Befreiung des US-Kapitäns
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Scharfschützen der US-Marine haben den Kapitän Phillips vor der Küste Somalias aus der Gewalt von Piraten befreit. Dem Kapitän selbst gehe es gut, teilte die Marine mit. Der 53-Jährige wurde auf das Kriegsschiff "USS Boxer" gebracht. US-Präsident Barack Obama, der die Befreiungsaktion persönlich genehmigt hatte, pries den Mut des Geretteten.

Die vier Seeräuber hatten mit ihrer Geisel seit Mittwoch in einem Rettungsboot der "Maersk Alabama" ausgeharrt, von der Phillips entführt worden war. Die das Seegebiet patrouillierende US-Marine verhinderte am Samstag, dass andere gekaperte Schiffe, darunter die deutsche "Hansa Stavanger", den bedrängten Piraten zu Hilfe kommen konnten. Auch konnten die vier Entführer angesichts der Kriegsschiffe nicht mit ihrer Geisel an Land gelangen.

Dennoch hielt sich die US-Marine zunächst zurück, um das Leben des Kapitäns nicht zu gefährden. Über somalische Clanchefs wurden mit den Piraten Verhandlungen aufgenommen, die aber am Samstagabend scheiterten.

Vor seiner Befreiung befand sich Phillips nach Militärangaben in unmittelbarer Lebensgefahr. Der Kommandeur des vor Ort patrouillierenden Kriegsschiffes "USS Bainbridge" habe deshalb "binnen des Bruchteils einer Sekunde" die Entscheidung getroffen, auf die Piraten zu schießen, erklärte Vize-Admiral Bill Gortney vom Zentralkommando der Marine am Sonntagabend. Dafür hätten auch klare Richtlinien aus dem Weißen Haus vorgelegen.

Gortney zufolge drohten die vier Piraten die ganze Zeit über mit der Ermordung Phillips'. Sie hätten dem 53-Jährigen immer wieder ihre Sturmgewehre vom Typ AK-47 sowie ihre Pistolen an den Kopf gehalten. Auch sei er nach dem Scheitern eines Fluchtversuchs vom Freitag zumeist gefesselt gewesen. Für die Freilassung des Kapitäns hätten die Piraten ein Lösegeld gefordert, fügte Gortney hinzu.

Bei der Befreiungsaktion kam es zu einem mehrminütigen Feuergefecht, bei dem der Kapitän nach Angaben der Marine aber unversehrt blieb. Der vierte Pirat ergab sich, er befand sich am Sonntagabend in US-Militärgewahrsam. Ein Beamter der Bundespolizei FBI erklärte jedoch, er werde wohl eher vor ein ziviles Strafgericht gestellt. Der Fall werde aber noch geprüft. Die Befreiung der Geisel könnte nach Einschätzung Gortneys zu einer Eskalation der Gewalt in der Region führen. Gesinnungsgenossen der Piraten kündigten bereits Vergeltung an.

Phillips wird als Held gefeiert

US-Präsident Barack Obama pries den Mut des Geretteten. Schon vor der Befreiungsaktion wurde Phillips von den US-Medien als Held gefeiert. Besonders wurde hervorgehoben, dass er sich bei dem Piratenangriff als Geisel angeboten habe, um seine Besatzung zu schützen. Für die Zeitung "New York Daily News" verkörpert Phillips damit "die edle Tradition von Heldentum auf hoher See". John White, ein Mitglied der Crew, sagte dem Sender CBS, Phillips habe sich bei dem Piratenüberfall anders als alle anderen Besatzungsmitglieder nicht versteckt. "Mit anderen Worten: Er hat sich den Piraten ergeben, um den Rest der Mannschaft zu schützen."

Phillips stammt aus dem Neuengland-Staat Vermont, er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. 1979 machte er an der Marine-Akademie in Boston im Bundesstaat Massachusetts seinen Abschluss, seitdem fährt er zur See. Fotos zeigen einen freundlichen Mann mit Brille und grauem Bart. Angehörige, Freunde und Nachbarn beschreiben Phillips als ruhig und fleißig.

Phillips' Ehefrau Andrea zeigte sich schon vor dem Ende des Geiseldramas optimistisch, dass ihr Mann freikommen werde. "Er ist ein intelligenter Mann", sagte Andrea Phillips. "Ich weiß, dass er da gut herauskommt."

(AP)
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