US-Gouverneur Cuomo Unglückslimousine hatte keine Lizenz zum Fahren

Latham · Nach dem schweren Verkehrsunglück im US-Staat New York gerät das Limousinen-Unternehmen ins Zwielicht. Gouverneur Cuomo erhebt schwere Vorwürfe. Aber auch seine Regierung muss sich Fragen gefallen lassen.

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Stretch-Limousine verunglückt im US-Bundesstaat New York

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Die in einen Horror-Unfall mit 20 Toten verwickelte Stretch-Limousine im US-Staat New York war laut Gouverneur Andrew Cuomo ohne ordnungsgemäße Lizenz unterwegs. Der Wagen sei erst im September bei einer Sicherheitsinspektion durchgefallen, sagte Cuomo am Montag. Die Limousine hätte also gar nicht fahren dürfen. Zudem habe deren Fahrer keine Gewerbelizenz gehabt. Die Limousinen-Firma müsse „eine Menge Fragen beantworten“, ergänzte Cuomo.

Am Samstag war die Stretch-Limousine nahe dem Ort Schoharie an einer Kreuzung an einem Stoppzeichen vorbeigerast, eine stark abschüssige Straße hinabgefahren und vor einem Café gegen einen geparkten leeren Wagen geprallt. Alle 18 Insassen sowie zwei Passanten starben. In der Limousine war eine Gruppe von Familienangehörigen und Freunden zu einer Geburtstagsparty unterwegs. Wie schnell der Wagen fuhr oder warum er am Stoppzeichen nicht hielt und den Hügel hinabraste, ist noch unklar.

Ermittler wollen nun Datenrekorder im Innern des Wracks, mechanische Systeme und die Straße selbst prüfen, auf der es laut Anwohnern schon in der Vergangenheit zu brenzligen Verkehrssituationen gekommen sein soll. Unter die Lupe sollen auch Eignung und bisheriges Verhalten des Fahrers kommen. Eine Autopsie seiner Leiche soll etwa Aufschluss geben, ob Alkohol oder Drogen im Spiel waren.

New Yorks Gouverneur Cuomo machte bereits etliche Alarmzeichen aus. Die Limousine habe nicht nur eine technische Prüfung von Karosserie und Bremsen nicht bestanden, sondern sei ohne Vorab-Zertifizierung gebaut worden. Vertreter der nationalen Transportsicherheitsbehörde NTSB haben indes noch nicht ermittelt, ob die Limousine vom Bund festgelegte Standards erfüllte. In einer Inspektion vom 4. September waren defekte Bremsen, ein Mangel an ordnungsgemäßen Notausgängen, platte oder abgefahrene Reifen, kaputte Scheibenwischer und andere Wartungsprobleme moniert worden.

Die betroffene Firma Prestige Limousine kondolierte Hinterbliebenen der Opfer. Es laufe eine „detaillierte interne“ Untersuchung zu der Tragödie, teilte sie mit. Die Firmenführung kooperiere mit den Behörden. Sämtliche Wagen seien zudem aus freien Stücken aus dem Verkehr gezogen worden, ergänzte Prestige Limousine. Doch hat die Polizei im Staat New York nach eigenen Angaben bereits vier Wagen der Firma beschlagnahmt, darunter die Unglückslimousine. Aus Daten von Bundesbehörden geht zudem hervor, dass die Firma in den vergangenen zwei Jahren fünf Inspektionen durchlief und vier ihrer Wagen von der Straße geholt wurden.

Aber auch Cuomos Regierung muss sich Fragen gefallen lassen. Drei Jahre vor dem jüngsten Vorfall hatte es in dem Staat einen tödlichen Unfall mit einer Limousine gegeben, der Forderungen nach einer besseren Sicherheitsüberprüfung solcher Fahrzeuge nach sich gezogen hatte. Hinweise auf Maßnahmen durch den Staat gab es indes nicht.

Am Montagabend (Ortszeit) versammelten sich in einem Park im Ort Amsterdam mehr als 1000 Menschen, um der Opfer der Tragödie vom Samstag zu gedenken. Laut Behörden war es der folgenschwerste Verkehrsunfall in den USA seit fast zehn Jahren.

(mro/dpa)
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