Weltwassertag US-Geheimdienste erwarten Konflikte um Wasser

Bonn · Keine guten Nachrichten am Weltwassertag: Dürren, Überschwemmungen und Mangel an Trinkwasser könnten in den kommenden Jahrzehnten nach Ansicht von US-Geheimdiensten Instabilität und Konflikte schüren.

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Foto: dpa/Lukas Schulze

Sie kommen in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht zu dem Ergebnis, dass vor allem Entwicklungsländer angesichts des Klimawandels Probleme mit der Versorgung ihrer wachsenden Bevölkerung mit Trinkwasser bekommen könnten.

In ihrer Einschätzung sind sich die Geheimdienste einig, dass die Streitigkeiten über Wasser in den kommenden zehn Jahren noch eine untergeordnete Rolle spielen werden. Aber nach 2022 steige die Wahrscheinlichkeit deutlich an, dass die Kontrolle über den Zugang zu Wasser in Kriegen als Waffe oder als Instrument des Terrorismus eingesetzt werden könnte.

Immer mehr Menschen brauchen immer mehr Wasser. Gleichzeitig werden Trinkwasserreserven knapp und die Wasserverschmutzung nimmt zu. Außerdem verschärft der Klimawandel den Wassermangel in vielen Regionen. Darüber hinaus konkurrierten Landwirtschaft, Industrie und Energieversorger verstärkt um das kostbare Nass.

Neun Milliarden Menschen konkurrieren bald um die Reserven

Wissenschaftler und Experten prognostizieren deshalb zum Weltwassertag am Donnerstag einen steigenden weltweiten Wasserbedarf und warnen zugleich vor einer Verschärfung der Wasserkrise. Vor allem die wachsende Weltbevölkerung - bis 2050 nach UN-Schätzungen neun Milliarden - führt dazu, dass der globale Wasserbedarf bis 2030 um bis zu 40 Prozent steigen könnte, hieß es vergangene Woche bei der Weltwasserkonferenz in Marseille. Nach Angaben der Umweltorganisation WWF hat es seit der Jahrtausendwende weltweit etwa 50 gewaltsame Konflikte um die Nutzung von Wasser gegeben.

Laut Weltwasserbericht der Vereinten Nationen haben mittlerweile 89 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser - damit ist eines der Millenniumsziele der Vereinten Nationen erreicht. In 32 afrikanischen Ländern hat sich der Anteil der Bevölkerung, der Zugang zu sauberem Trinkwasser hat, in den vergangenen Jahren von 45 auf 58 Prozent erhöht.

900 Millionen ohne sauberes Wasser

Noch immer aber müssen nach UN-Angaben rund 900 Millionen Menschen ohne sauberes Trinkwasser auskommen. 2,6 Milliarden Menschen können keine sanitären Anlagen nutzen. Mehr als 80 Prozent des Abwassers landet unbehandelt in Flüssen, Seen und im Meer. Jedes Jahr sterben etwa 3,5 Millionen Menschen an den Folgen schlechter Wasserversorgung. Darunter sind, wie Caritas international am Montag mitteilte, täglich mehr als 4000 Kinder, die vor allem an Durchfallerkrankungen sterben.

Im Mittelpunkt des diesjährigen Weltwassertags steht das Thema "Nahrungssicherheit und Wasser". Unter anderem will die UNO darauf aufmerksam machen, dass auch veränderte Konsumgewohnheiten den Wasserhaushalt vieler Länder arg strapazieren: Für die Produktion eines einzigen Kilos Rindfleisch benötige man 15.000 Liter Wasser, während für 1 Kilo Weizen nur 1.500 Liter aufgewendet würden. Wer Milch- und Fleischprodukte esse, verbrauche deshalb deutlich mehr Wasser als beim Verzehr von Gemüse. Hinzu kommt eine skandalöse Verschwendung von Essen. 30 Prozent der weltweit produzierten Nahrungsmittel werden nicht gegessen und das für deren Herstellung verwendete Wasser ist definitiv verloren.

Laut Weltwasserbericht beansprucht die Bewässerungslandwirtschaft etwa 70 Prozent des Wasserbedarfs. Der Anteil der Industriestaaten an der Wassernutzung für die Landwirtschaft ist dabei eher gering, in schnell wachsenden Ländern wie Indien kann der Anteil jedoch bis zu 90 Prozent betragen, in den am wenigsten entwickelten Ländern liegt er oft noch darüber. Besonders ungünstig: Der Großteil des erwarteten Zuwachses an Wasserverbrauch für Nahrungsmittel entfällt auf Regionen, die heute schon an Wassermangel leiden.

Es müssten deshalb mehr Nahrungsmittel in besserer Qualität mit weniger Wasserverbrauch produziert werden, fordern Experten. Auch die Technik kann weiter helfen: Die Weltwasserkonferenz forderte unter anderem eine wirksamere Bewässerung von Agrarflächen. Caritas international verwies am Montag darauf, dass durch besseres Wassermanagement und Dürreprävention die Auswirkungen von Hungerkrisen deutlich gemildert werden könnten. Dies zeigten beispielhaft Erfahrungen in Ostafrika. So seien etwa die Folgen der schlimmen Dürre im vergangenen Jahr in Äthiopien weniger dramatisch ausgefallen als andernorts, wo es im Vorfeld kein erfolgreiches Wassermanagement gegeben habe.

(KNA/dapd)
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