"Urbi et orbi" Papst erteilt Ostersegen im Schatten von Krieg und Gewalt

Vatikanstadt · Papst Franziskus hat in seiner Osterbotschaft neue Initiativen für den Frieden in der Welt gefordert. Der auferstandene Jesus Christus möge die Schritte jener leiten, "die nach Gerechtigkeit und Frieden suchen" und den Verantwortlichen der Nationen den Mut geben, "das Ausweiten der Konflikte zu verhindern und den Waffenhandel zu unterbinden."

 Papst Franziskus spendet den Ostersegen in Rom.

Papst Franziskus spendet den Ostersegen in Rom.

Foto: rtr, MR/MDP

Das sagte der Papst am Ostersonntag vom Balkon des Petersdoms aus. Franziskus rief vor allem zum Schutz der Zivilbevölkerung in Syrien auf. Die Attacke auf einen Flüchtlingskonvoi in Aleppo, durch den am Samstag laut derzeitigen Angaben bis zu 100 Menschen ums Leben kamen, nannte er einen "schändlichen Angriff". Anschließend spendete er vom Balkon des Petersdoms aus den traditionellen Segen "Urbi et orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis"). Der Segen wird von 160 Fernseh- und Rundfunksendern weltweit übertragen.

Er bete dafür, dass der auferstandene Christus besonders die Bemühungen aller unterstütze, "die sich aktiv dafür einsetzen, Entlastung und Ermutigung der zivilen Bevölkerung in Syrien zu bringen, die Opfer eines Krieges ist, der nicht aufhört, Schrecken und Tod zu verbreiten", sagte der Papst weiter. Ebenso appellierte er zu Frieden im gesamten Nahen Osten sowie in der Ukraine.

"Wir alle verlieren, wenn wir uns von der Sünde beherrschen lassen"

"Wir alle verlieren, wenn wir uns von der Sünde beherrschen lassen, den rechten Weg und irren wie verlorene Schafe umher", sagte der Papst weiter. Doch Gott selbst sei in Jesus Christus gekommen, um die Menschen zu suchen und zu retten. Christus habe die Menschen durch seine Auferstehung von der Knechtschaft der Sünde und des Todes befreit und ihnen den Weg zum ewigen Leben erschlossen.

Zugleich mahnte der Papst in seiner Botschaft erneut zur Hilfe für Migranten sowie für Opfer von Menschenhandel und Zwangsarbeit auf. Wer zur Flucht gezwungen sei, müsse "immer und überall Brüdern und Schwestern begegnen". Christus mache sich zum Weggefährten all derer, "die gezwungen sind, aufgrund bewaffneter Konflikte, terroristischer Angriffe, Hungersnöte oder unterdrückerischer Regime die eigene Heimat zu verlassen".

Der Papst gedachte auch der notleidenden Bevölkerungen im Südsudan, Sudan, Somalia und im Kongo, die unter Konflikten und einer Hungersnot litten. Den Südsudan will Franziskus in diesem Jahr besuchen. Zudem forderte er, ohne direkt auf die Unruhen in Venezuela einzugehen, einen friedlichen und rechtsstaatlichen Dialog zwischen Opposition und Regierung insbesondere in lateinamerikanischen Ländern.

"Ostern ist mehr als nur ein Fest mit vielen Blumen"

Vor der Verlesung der Osterbotschaft hatte Franziskus mit zehntausenden Teilnehmern aus der ganzen Welt auf dem Petersplatz die Ostermesse gefeiert. Die Menschenmenge auf dem Petersplatz trotzte einem kurzen Regenschauer, der während des Gottesdienstes niederging.

Ostern sei mehr als nur "ein Fest mit vielen Blumen", sagte der Papst mit Blick auf die farbenfrohe Kulisse von 35.000 Tulpen, Narzissen und anderen Blumen aus den Niederlanden. Die Auferstehung Jesu sei keine Fantasie. In seiner kurzen, frei gehaltenen Predigt berichtete Franziskus zudem von einem Telefonat mit einem schwerkranken Mann, das er am Vortag geführt habe. Er habe seinem Gesprächspartner erläutert, dass es keine Erklärungen für das gebe, was diesem widerfahre. "Schaue auf Jesus am Kreuz", habe er ihm gesagt. "Gott hat das mit seinem Sohne gemacht. Eine andere Erklärung gibt es nicht".

In den Vorjahren hatte der Papst in der Ostermesse selbst wegen der folgenden Osterbotschaft keine Predigt gehalten. Der Gottesdienst fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Rund 1.000 Sicherheitskräfte waren rund um den Petersplatz im Einsatz.

(felt/KNA)
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