Ertränkte Kinder, Unterernährung, sexuelle Gewalt UN: Krasse Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea

Genf · Ein UN-Ermittler hat am Dienstag von "unaussprechlichen Gräueltaten" des nordkoreanischen Staates an politischen Häftlingen berichtet. "Zeugenaussagen deuten auf schwere Verletzungen in allen Bereichen hin", sagte der frühere australische Richter Michael Kirby am Dienstag bei der Vorstellung eines Zwischenberichtes vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf.

So sieht der Alltag in Nordkoreas Kliniken aus
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Ein UN-Ermittler hat am Dienstag von "unaussprechlichen Gräueltaten" des nordkoreanischen Staates an politischen Häftlingen berichtet. "Zeugenaussagen deuten auf schwere Verletzungen in allen Bereichen hin", sagte der frühere australische Richter Michael Kirby am Dienstag bei der Vorstellung eines Zwischenberichtes vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf.

Die Schilderungen reichten vom Ertränken eines Säuglings bis zu systematischer Unterernährung und sexueller Gewalt. Kirby leitet eine Untersuchung zu Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea, die im März vom UN-Menschenrechtsrat in Auftrag gegeben worden war. Im kommenden Jahr soll der Abschlussbericht vorgelegt werden. Pjöngjang verweigert die Zusammenarbeit mit den Ermittlern. Sie stützen sich daher überwiegend auf Aussagen geflohener Nordkoreaner, die in Südkorea und Japan befragt wurden. Aber auch auf Satellitenbilder von Lagern.

Das gesammelte Beweismaterial gebe "dem großen menschlichen Leid ein Gesicht und eine Stimme", sagte Kirby. Überlebende der politischen Gefangenenlager hätten von ganzen Kindheiten in Unterernährung berichtet. Es gebe ein System der Sippenhaft: Ganze Familiengenerationen würden wegen der politischen Ansichten oder Aktivitäten von Angehörigen bestraft.

So berichtete ein Überlebender, er sei seit seiner Kindheit in einem Lager gewesen und habe sich von Nagetieren, Eidechsen und Gras ernähren müssen und die Hinrichtung seiner Mutter und seines Bruders angesehen. Eine Frau schilderte, wie eine andere Gefangene ihr Baby in einem Eimer habe ertränken müssen. Auch von Folter und sexueller Gewalt sei berichtet worden, sagte Kirby. Die Schilderungen erinnerten ihn "an die Entdeckung von Gefangenenlagern in den Ländern, die von den Nazis besetzt waren".

In seinem Bericht will Kirby versuchen, die verantwortlichen Institutionen und Regierungsmitarbeiter zu nennen. Es seien schon Leiter einzelner Lager identifiziert worden, sowie die Verantwortungskette. Da er aber "weder Staatsanwalt noch Richter" sei, sondern in der Funktion eines Ermittlers, sei es die internationale Gemeinschaft, die die Konsequenzen aus seinen Ergebnissen ziehen müsse, sagte Kirby.

Der Direktor von Human Rights Watch Deutschland, Wenzel Michalski, forderte eine Klage vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag. Das "würde ein Zeichen setzen - auch wenn Nordkorea dies blockieren wird", sagte er dem Radiosender HR Info.

Die Zustände in Nordkorea "sind noch viel schlimmer als in Syrien oder Somalia. Nordkorea ist, etwas locker gesagt, ein riesiges Gefangenenlager", sagte Michalski. Nach Schätzungen gibt es in dem kommunistischen Land zwischen 100.000 und 200.000 politische Häftlinge.

Mit Menschenrechtsorganisationen im Land selbst etwas zu bewirken sei aussichtslos, sagte Michalski zu HR Info. "Sich ins Land einzuschleichen, wie Human Rights Watch das teilweise in anderen Länder macht, ist viel zu gefährlich. Das wäre Selbstmord."

Die Zeugenaussagen wurden auf folgender Webseite veröffentlicht:

http://www.ohchr. org/EN/HRBodies/HRC/CoIDPRK/Pages/CommissionInquiryonHRinDPRK.aspx

(AFP)
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