Hochzeitsboom im Krieg Acht Mal so viele Trauungen in Kiew wie vor russischem Angriff

Kiew · In Kiew ist die Zahl der standesamtlichen Hochzeiten nach Russlands Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar stark gestiegen. Das enorme Plus an Trauungen erklärte das Ministerium mit dem Wunsch der Paare, „mit dem durch den Krieg verursachten Stress fertig zu werden“.

 Die ukrainischen Soldaten Anastasia und Vyacheslav teilten im April einen zärtlichen Moment vor ihrer Hochzeitszeremonie in einem Stadtpark.

Die ukrainischen Soldaten Anastasia und Vyacheslav teilten im April einen zärtlichen Moment vor ihrer Hochzeitszeremonie in einem Stadtpark.

Foto: dpa/Efrem Lukatsky

In Kiew ist die Zahl der standesamtlichen Hochzeiten nach Russlands Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar stark gestiegen. In den fünf Monaten seither gab es nach Angaben des Justizministeriums mehr als achtmal soviel Eheschließungen wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. 9.120 Paare hätten geheiratet, vom 24. Februar 2021 bis zum 23. Juli 2021 dagegen nur 1.110.

Das enorme Plus an Trauungen erklärte das Ministerium mit dem Wunsch der Paare, „mit dem durch den Krieg verursachten Stress fertig zu werden“. Denn alle hätten verstanden, dass es unklar sei, was morgen passiere. „Das sorglose Gestern ist vorbei“, berief sich das Justizressort auf Psychologen. Deshalb schöben viele eine Hochzeit nicht auf, sondern entschieden sich schnell für die Ehe.

Auch mehrere Vereinfachungen für Trauungen trugen zum Hochzeitsboom bei. So wurde während des Kriegs die einmonatige Wartefrist vor Eheschließungen abgeschafft. Zudem können Armeeangehörige sowie ein paar andere Berufszweige seither auch online das Jawort geben.

Einen möglichen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie nannte das Ministerium hingegen nicht. Wie sich die Zahl der Scheidungen entwickelte, seit Russland auf breiter Front in die Ukraine einmarschierte, gab es nicht bekannt.

apitz01

(jmb/kna)
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