Provinz Sichuan in China Über 150 Tote bei Erdbeben

Peking · Schon wieder ein Erdbeben in China, und wieder trifft es die Provinz Sichuan. Bereits 2008 waren die Bewohner der Region schwer getroffen worden. Experten schätzen das neue Beben schwächer ein. Aber trotzdem verlieren Tausende ihre Existenz.

Es ist ein milder Samstagmorgen in China. Viele liegen noch im Bett. Als es passiert, ist es 8.02 Uhr: Die Wände wackeln. Menschen laufen von Angst gepackt auf die Straße. Andere bleiben erschrocken wie angewurzelt stehen. Überwachungskameras haben die Szenen aufgenommen. Sie zeigen, wie die entspannte Stimmung plötzlich in Panik umschlägt.

Stunden später sind Kamerateams in die betroffene Provinz Sichuan im Südwesten Chinas gereist. Retter ziehen Verletzte aus zerstörten Häusern. Menschen werden von Ärzten auf Straßen versorgt. Aufnahmen aus einem Helikopter zeigen, dass in kleineren Ortschaften in der Nähe des Epizentrums fast alle Gebäude zerstört sind.

Am schlimmsten soll es die Gemeinde Lushan der Stadt Ya'an getroffen haben. Sie liegt fast genau über dem Epizentrum. Aber genau weiß das niemand. Denn die Hilfskräfte kommen gar nicht überall hin.
Straßen in entlegenere Orte sollen zerstört sein. Das Handynetz in der Region ist immer wieder überlastet, berichten chinesische Medien.

Die Erschütterung sollen sogar die etwa 400 Kilometer entfernte Megacity Chongqing erreicht haben. Seine Familie sei im Bett von dem Beben überrascht worden, sagt ein 48 Jahre alter Mann der Zeitung "South China Morning Post". "Wir schnappten unsere Sachen und rannten raus."

Es trifft ausgerechnet die Provinz Sichuan. Hier hatte die Erde im Mai 2008 besonders heftig gebebt. Chinas Behörden bezifferten das Beben damals mit 8,0. Nach den Angaben kamen 87.000 Menschen ums Leben oder wurden vermisst. Mit jedem neuen Toten vom Samstag steigt die Angst, dass es wieder so ein furchtbares Unglück werden könnte.

Diese Sorge hält Pan Huaiwen für unbegründet. Er ist Direktor bei Chinas Erdbeben-Netzwerkzentrum. Das Beben von Samstag sei schließlich mit 7,0 wesentlich geringer als das vor fünf Jahren eingestuft worden, sagte er der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Es habe zwar alleine bis zum Mittag 264 Nachbeben gegeben, aber nur zwei seien stärker als 5,0 gewesen. Bis zum Samstagnachmittag meldet Xinhua mehr als 150 Tote.

Chinas Führer haben die Rettungsarbeiten schnell zur Chefsache erklärt. Ministerpräsident Li Keqiang setzte sich in Peking ins Flugzeug und machte sich umgehend auf den Weg nach Sichuan. Er lässt sich vom Staatsfernsehen filmen, wie er über eine Karte der Region gebeugt Anweisungen an Hilfskräfte gibt.

Auch Staats- und Parteichef Xi Jinping schaltet sich ein und fordert nach einem Bericht von Xinhua "alle erdenklichen Anstrengungen", um die Zahl der Opfer so gering wie möglich zu halten.

(ap/csr)
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