Chaos bei Twitter Musk stoppt neues Promi-Häkchen - oder doch nicht?

San Francisco · Elon Musk sorgt für Verwirrung bei Twitter: Innerhalb weniger Stunden wird ein neues Promi-Symbol eingeführt, wieder abgeschafft und schließlich doch eingeführt. Die neuen Abos für den „blauen Haken“ wurden umgehend für gefälschte Promi-Konten missbraucht.

„Bitte beachten Sie, dass Twitter in den kommenden Monaten viele dumme Dinge tun wird. Wir werden behalten, was funktioniert, und ändern, was nicht funktioniert“, erklärte der neue Eigentümer des Onlinedienstes, Tech-Milliardär Elon Musk, am Mittwoch. Kurze Zeit später verkündete eine Twitter-Managerin schließlich, die Neuerung werde doch eingeführt.

Musk hatte das neue Verifizierungssymbol am Mittwoch zunächst auf Twitter eingeführt. Mit einem grauen Haken in einem Kreis und dem Wort „Official“ sollte erkennbar sein, dass es sich um offizielle Accounts handelt. Einigen Nutzern fiel am Mittwoch auf, dass das graue Häkchen mit dem Wort „Official“ in ihren Profilen erst auftauchte und dann wieder verschwand. Er habe es „gekillt“, antwortete Musk daraufhin dem bekannten Tech-Blogger Marques Brownlee bei Twitter.

Wenige Minuten später versicherte die Twitter-Direktorin für Produktentwicklung, Esther Crawford, das „offizielle“ Symbol werde sehr wohl als Teil der Umgestaltung eingeführt. Der Onlinedienst beginne aber „mit staatlichen und kommerziellen Einrichtungen“. Musks Tweet beziehe sich lediglich auf die „Tatsache, dass wir das 'offizielle' Symbol derzeit nicht an Einzelnutzer vergeben“, versicherte Crawford.

Bislang stand bei Twitter ein weißer Haken auf blauem Kreis für ein verifiziertes Konto, das Symbol wurde kostenfrei vergeben und ging mit einer Überprüfung einher. Musk hat bereits angekündigt, dass alle Nutzer diesen Haken künftig für acht Dollar im Monat erhalten können - ohne Überprüfung.

Das bisherige System sollte Nutzer davor bewahren, auf Konten hereinzufallen, die dem offiziellen Konto eines Unternehmens, einer öffentlichen Einrichtung oder eines Menschen aus dem öffentlichen Leben täuschend ähneln. Dieses System hatte Musk als unfaires Zweiklassensystem „von Feudalherren und Bauern“ kritisiert.

Nun soll es zwei unterschiedliche Arten von Häkchen-Symbolen geben - eines für Abo-Kunden, das andere für bereits verifizierte Accounts etwa von Prominenten und Unternehmen. Allerdings schränkte Twitter-Managerin Crawford das sogleich ein: Nicht alle heutigen verifizierten Accounts würden auch als „Offiziell“ gekennzeichnet werden. Man werde bei Twitter weiter damit experimentieren, wie verschiedene Account-Arten besser unterscheidbar gemacht werden könnten. Eines stellte sie dennoch klar: Die blauen Häkchen werden in Zukunft keine Identitätsprüfung mehr beinhalten - wer zahlt, bekommt’s.

Trotz drohender Sperren haben einige Twitter-Nutzer nach der Umstellung des Verifikationssystems Fake-Accounts von Prominenten angelegt. Die begehrten blauen Häkchen wurden umgehend für irreführende Posts missbraucht. So wurde über den angeblichen Account des Basketball-Stars LeBron James am Mittwoch verkündet, dass er die Los Angeles Lakers verlassen wolle. Es war einfach, den Account für echt zu halten: Neben dem Namen des Sportlers stand das bekannte weiße Häkchen auf blauem Hintergrund, und auch der Account-Name war zum Verwechseln ähnlich: „@KINGJamez“ statt des echten „@KingJames“. Der Account wurde zwar gesperrt - aber erst nachdem er bereits breitere Aufmerksamkeit bekommen hatte. Auch für andere Prominente und Unternehmen wurden Fake-Accounts angelegt.

Musk hatte Twitter Ende Oktober für 44 Milliarden Dollar (rund 44 Milliarden Euro) übernommen und die Chef-Etage umgehend gefeuert. Eine Woche später entließ er rund die Hälfte der 7500 Angestellten. Mehrere große Konzerne setzten inzwischen ihre Werbung in dem Netzwerk aus.

(peng/aku/dpa/AFP)
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