Urteil in der Türkei Umstrittener TV-Prediger zu 1075 Jahren Haft verurteilt

Istanbul · Ein muslimischer TV-Prediger muss in der Türkei lebenslang hinter Gitter. Gegen Adnan Oktar wurden am Montag 1075 Jahre Gefängnis verhängt. Er wurde in zehn verschiedenen Anklagepunkten für schuldig befunden.

Darunter die Führung einer Verbrecherbande, Verwicklung in politische und militärische Spionage, sexuelle Übergriffe auf Minderjährige, Vergewaltigung, Erpressung und Folter. Vorgeworfen wurde Oktar zudem Unterstützung des Netzwerks unter Führung des im US-Exil lebenden muslimischen Geistlichen Fethullah Gülen, den die Regierung in Ankara für den Drahtzieher des Putschversuchs 2016 hält.

Lange Haftstrafen wegen ähnlichen Vorwürfen bekamen nach dem Bericht von Anadolu auch 13 Weggefährten Oktars. Der 64-Jährige bestreitet die Anschuldigungen und dürfte in Berufung gehen.

Bekannt wurde der Prediger als Moderator theologischer Debatten, die er umgeben von glamourösen, als „Kätzchen“ bezeichneten Frauen auf seinem privaten Fernsehkanal führte. Im Jahr 2018 wurden er und Dutzende seiner Anhänger bei Polizeirazzien in seinen Anwesen in Istanbul und anderen Städten verhaftet. Eine türkische Medienaufsicht hatte Oktars TV-Kanal zuvor mit Bußgeldern belegt und Ausstrahlungen seiner Shows gestoppt.

In Erscheinung trat der Prediger und Sektenführer zudem als Autor einer Reihe von Büchern, in denen er für den Kreationismus eintritt - also die wörtliche Auslegung der Schöpfungsgeschichte und gegen Darwins Evolutionstheorie.

(felt/dpa)
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