Explosion in Fußgängerpassage Syrische Frau soll Anschlag in Istanbul gestanden haben

Istanbul · Videos von rund 1200 Überwachungskameras seien ausgewertet und mindestens 46 Personen festgenommen worden. Die Verdächtige sei nach Ablegen des Sprengsatzes mit einem Taxi vom Tatort weggefahren und habe Verbindungen zu militanten Kurden.

Istiklal in Istanbul: Explosion – Tote und Verletzte
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Tote und Verletzte bei Explosion in Istanbul

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Foto: AP/Francisco Seco

Die türkische Polizei hat nach dem Bombenanschlag in Istanbul nach eigenen Angaben eine Frau aus Syrien mit Verbindungen zu militanten Kurden festgenommen. Sie habe gestanden, den Sprengsatz in der populären Fußgängerpassage Istiklal am Sonntag gelegt zu haben, bei deren Explosion sechs Menschen getötet und Dutzende verletzt wurden, teilte die Polizei am Montag mit.

Sie habe Videoaufnahmen von rund 1200 Sicherheitskameras in der von Geschäften und Restaurants gesäumten Straße ausgewertet, die zum Taksim-Platz führt und bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt ist. An 21 Orten seien mindestens 46 Personen festgenommen worden, um befragt zu werden. Die Verdächtige habe den Tatort mit einem Taxi verlassen, nachdem sie den Sprengsatz abgelegt habe.

Innenminister Süleyman Soylu sagte, ersten Ermittlungen zufolge seien kurdische Rebellen für den Anschlag vom Sonntag verantwortlich. „Vor kurzem wurde die Person, die die Bombe gelegt hat, von unseren Teams der Istanbuler Polizei festgenommen“, zitierte die Nachrichtenagentur Anadolu den Innenminister. Die Beweise deuteten auf die kurdische Arbeiterpartei PKK und ihren syrischen Ableger, die PYD, sagte Soylu.

„Wir wissen, welche Botschaft diejenigen, die diese Aktion durchgeführt haben, uns senden wollen. Wir haben diese Botschaft verstanden“, sagte Soylu. „Keine Sorge, wir werden es ihnen heimzahlen.“ Seinen Angaben zufolge vermuten die Ermittler, dass die Anweisungen für den Anschlag aus Kobane kamen, einer mehrheitlich von Kurden bewohnten Stadt in Nordsyrien, die an die Türkei grenzt.

Soylu sagte weiter, die Drahtzieher des Anschlags hätten den Befehl erteilt, die Hauptverdächtige zu töten. Damit hätte verhindert werden sollen, dass die Behörden ihnen auf die Spur käme. Das türkische Fernsehen sendete Aufnahmen, die die Festnahme der Frau in einem Haus zeigen sollen. Dort seien große Mengen Bargeld, Gold und eine Schusswaffe gefunden worden.

Nach Angaben der türkischen Polizei handelt es sich bei der Verdächtigen um eine von der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK und der syrisch-kurdischen Miliz PYD ausgebildete Spezialagentin. Sie sei illegal über Afrin in die Türkei eingereist und habe sich nach der Tat nach Griechenland absetzen wollen, sagte Soylu.

Bei der Explosion wurden nach Angaben der Behörden 81 Menschen verletzt. 57 seien bis Montag aus dem Krankenhaus entlassen worden, teilte der Istanbuler Gouverneur Ali Yerlikaya mit. Zwei der Verletzten befanden sich in lebensbedrohlichem Zustand.

Innenminister Soylu machte auch die Vereinigten Staaten verantwortlich. Er sagte, eine Beileidsbekundung aus dem Weißen Haus käme einem „Mörder gleich, der als erster am Tatort auftaucht“. Die Türkei wirft den USA vor, syrisch-kurdische Gruppen zu unterstützen. Das Weiße Haus hatte in einer Beileidsbekundung die Tat in Istanbul verurteilt und erklärt, die USA stünden an der Seite des Nato-Verbündeten Türkei.

Die Istiklal-Straße wurde am Montagmorgen wieder geöffnet, nachdem die Polizei ihre Ermittlungen vor Ort abgeschlossen hatte. Menschen legten Blumen am Ort des Anschlags ab. Die Prachtstraße war bereits in den Jahren 2015 bis 2017 Ziel mehrere Anschläge gewesen, für die türkische Behörden die Terrorgruppe Islamischer Staat und die PKK verantwortlich machte.

(albu/dpa)
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