Erfolg für Erdogan Gericht erlaubt Nutzung von Hagia Sophia als Moschee

Istanbul · Die Hagia Sophia in Istanbul soll wieder zur Moschee werden. Das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei hat den Weg dafür freigegeben. Präsident Erdogan hat angekündigt, dass Ende Juli das erste Freitagsgebet in der Hagia Sophia stattfinden soll.

 Eine Luftaufnahme der Hagia Sophia in der Türkei.

Eine Luftaufnahme der Hagia Sophia in der Türkei.

Foto: dpa/-

Das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei hat einem Bericht zufolge den Status des berühmten Gebäudes Hagia Sophia in Istanbul als Museum annulliert und damit den Weg zur Nutzung der einstigen Kirche als Moschee freigemacht. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, erkannte das Gericht den seit 1935 bestehenden Status eines Museums für den Kuppelbau aus dem 6. Jahrhundert ab. Stattdessen könne die Hagia Sophia, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, für muslimische Gottesdienste genutzt werden, hieß es in der Gerichtsentscheidung.

Das Gericht begründete seine Entscheidung laut Anadolu damit, dass die Hagia Sophia Eigentum einer von Sultan Mehmet II. gegründeten Stiftung sei. Der Sultan hatte die Hagia Sophia damals in eine Moschee umgewandelt. Laut Stiftung sei sie als Moschee definiert und dürfe nicht anders als zu diesem Zweck genutzt werden. Nach Angaben der Zeitung „Hürriyet“ wird die Gerichtsentscheidung innerhalb der nächsten 30 Tage umgesetzt.

Vor der Hagia Sophia in der Istanbuler Altstadt sammelte sich spontan eine Gruppe Befürworter der Entscheidung. Sie riefen „Allahu Akbar!“ („Gott ist groß!“). Die Polizei sperrte den Platz vor der Hagia Sophia ab. Beamte der Einsatzpolizei brachten sich in Stellung, es blieb aber zunächst ruhig.

Der Status des Bauwerks ist ein Politikum. Anhänger der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP fordern seit langem, die Hagia Sophia wieder zur Moschee zu machen. Vor allem Griechenland und Russland sind wegen der Bedeutung der Hagia Sophia für die Orthodoxie gegen eine Änderung des Status. Die Entscheidung könnte die Spannungen zwischen der Türkei und dem Nachbarn Griechenland weiter verschärfen, die sich ohnehin schon um Erdgas im östlichen Mittelmeer streiten.

Nach der Gerichtsentscheidung zur Hagia Sophia hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan angeordnet, das Gebäude für das islamische Gebet zu öffnen. Am Freitagabend wandte er sich überdies in einer TV-Ansprache an die Bevölkerung. Darin kündigte er an, dass am 24. Juli das erste Freitagsgebet in der Hagia Sophia stattfinden soll. Gleichzeitig betonte er, dass das Gebäude allen Menschen egal welchen Glaubens offen stehen solle. Die Leitung der "Hagia Sophia Moschee" will Erdogan offenbar der staatlichen Religionsbehörde Diyanet übergeben.

Die Hagia Sophia (griechisch: Heilige Weisheit) wurde im 6. Jahrhundert nach Christus erbaut und war Hauptkirche des Byzantinischen Reiches, in der die Kaiser gekrönt wurden. Nach der Eroberung des damaligen Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 wandelte Sultan Mehmet II. („Der Eroberer“) die Hagia Sophia in eine Moschee um. Auf Betreiben des türkischen Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk ordnete der Ministerrat im Jahr 1934 die Umwandlung der Hagia Sophia in ein Museum an.

Hinter dem Verein, der gegen diesen Beschluss geklagt hatte, steht nach Angaben von Anadolu ein pensionierter Lehrer, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee zu erwirken. Der Verein hatte argumentiert, dass der Beschluss des türkischen Ministerrats von 1934, mit dem die Umwandlung der damaligen Moschee in ein Museum angeordnet wurde, ungültig sei. Die Unterschrift des Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk unter dem Dokument sei gefälscht. Der Anwalt des Vereins, Selami Karaman, bestätigte die Entscheidung auf Anfrage der dpa zunächst nicht.

Auch als Moschee könnten Touristen die Hagia Sophia besichtigen, ähnlich wie die nahe gelegene Blaue Moschee in der Istanbuler Altstadt. Im vergangenen Jahr zog die Hagia Sophia nach offiziellen Angaben 3,7 Millionen Besucher an. Sie war damit das meistbesuchte Museum in der Türkei.

Berühmt ist sie vor allem wegen der rund 56 Meter hohen Kuppel, die nahezu schwerelos über dem Hauptraum zu schweben scheint. Im Inneren sind die Wände mit byzantinischen Mosaiken und Marmor verziert. Um dem Bilderverbot im Islam gerecht zu werden, müssten die Mosaiken während des islamischen Gebets abgedeckt werden.

(ahar/dpa/AFP)
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