Super-GAU vor 30 Jahren Gedenken an Atomkatastrophe von Tschernobyl

Tschernobyl · Auf den Tag genau vor 30 Jahren ereignete sich die Atomkatastrophe von Tschernobyl. Am Unglücksort wurde heute an die Opfer erinnert - und mit Blick auf heute strenge Sicherheitsvorkehrungen angemahnt.

Auch Umweltschützer waren in Tschernobyl vor Ort

Auch Umweltschützer waren in Tschernobyl vor Ort

Foto: dpa, tba

Genau zum Zeitpunkt der Katastrophe um 01.23 Uhr legten zahlreiche Menschen Blumen am Denkmal für die Opfer in Slawutitsch nahe des Unglücksreaktors nieder und zündeten Kerzen an. Präsident Petro Poroschenko legte an der Reaktorruine einen Kranz nieder, die Umweltschutzorganisation Greenpeace erinnerte mit einer Lichtinstallation an die Opfer.

Am 26. April 1986 war der Reaktorblock 4 des Atomkraftwerks im Norden der Ukraine explodiert. Es dauerte zehn Tage, bis die brennende Ruine gelöscht war. Durch das Unglück wurden große Mengen Radioaktivität freigesetzt, die weite Gebiete der damaligen Sowjetunion und Europas verstrahlten. Es war die bisher größte Katastrophe in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie.

Die Zahl der Todesfälle, die langfristig auf den Super-GAU zurückzuführen sind, ist umstritten: Mindestens 30 Menschen starben unmittelbar nach dem Unglück. Ein UN-Gutachten rechnete 2005 mit insgesamt bis zu 4000 Strahlentoten, Greenpeace geht langfristig eher von 100.000 Toten aus.

Poroschenko sagte bei einer Gedenkveranstaltung an der Reaktorruine, das Atomunglück von Tschernobyl sei die weltweit "schlimmste von Menschen verursachte Katastrophe". "Wir sind hier, um alles was nur möglich ist zu tun, um solche Unfälle in Zukunft zu verhindern", fügte der Präsident hinzu.

Begleitet wurde Poroschenko vom Präsidenten der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), Suma Chakrabarti, der ein Abkommen über 40 Millionen Euro für ein neues Atommülllager in Tschernobyl unterzeichnete. Poroschenko bedankte sich bei der Bank und bei den G7-Staaten, die weitere 47,5 Millionen Euro zusagten, für diese "wichtige Geste der Solidarität".

Greenpeace erinnerte bereits in der Nacht mit einer Lichtinstallation an die Reaktorkatastrophe. Die Umweltschützer projizierten Fotos von Opfern auf die Außenwand des maroden Beton-Sarkophags über dem Reaktor - mit der Überschrift "30 Jahre Tschernobyl - Nie wieder" und "Endloses Leid".

Noch heute befinden sich rund 200 Tonnen Uran in dem Reaktor, eine dicke Betonhülle ummantelt sie. Der Schutzmantel droht aber brüchig zu werden, deshalb soll mit internationaler Hilfe bis zum kommenden Jahr ein neuer 25.000 Tonnen schwerer Stahlmantel fertiggestellt werden.

 An die Reaktorruine wurden in der Nacht Fotos von Opfern projiziert

An die Reaktorruine wurden in der Nacht Fotos von Opfern projiziert

Foto: dpa, fpt

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, mahnte anlässlich des 30. Jahrestags der Tschernobyl-Katastrophe strenge Sicherheitsvorkehrungen für Atomkraftwerke an. Sicherheit könne "nie als selbstverständlich vorausgesetzt werden", erklärte Amano. Dies sei die wichtigste Lehre, die aus den Atomunfällen in Tschernobyl und im japanischen Fukushima im Jahr 2011 gezogen werden müsse.

(crwo/AFP)
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