Ottawa weiter lahmgelegt USA bitten Kanada Grenzblockade durch Trucker zu beenden

Toronto · Über die Ambassador Bridge rollt normalerweise ein Viertel des Handels zwischen den USA und Kanada. Derzeit geht nichts und Autowerke müssen schließen oder die Produktion zurückfahren. Zudem wächst die Sorge über mögliche Nachahmer in den USA und Europa.

Kanada: Trucker und Anhänger protestieren gegen Corona-Impfpflicht
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Trucker in Kanada protestieren gegen Corona-Impfpflicht

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Foto: AP/Nick Iwanyshyn

Die USA haben am Donnerstag die kanadische Regierung dringend gebeten, eine Grenzblockade gegen Corona-Vorschriften protestierender Lkw-Fahrer zu beenden. Seit vier Tagen haben Trucker die Ambassador Bridge blockiert, die Detroit über den gleichnamigen Fluss mit dem kanadischen Windsor verbindet. In Autofabriken sowohl in den USA als auch in Kanada ist deswegen die Produktion verlangsamt oder gestoppt worden.

Nach Angaben des Weißen Hauses sprachen Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas und Verkehrsminister Pete Buttigieg mit ihren kanadischen Kollegen über die Lage. Die Ambassador Bridge ist der verkehrsreichste Grenzübergang zwischen Kanada und den USA, 25 Prozent des gesamten Handels rollen über sie. Blockiert sind von der „Freedom Convoy“ genannten Protestaktion gegen Impfpflicht und andere Restriktionen insgesamt drei Grenzübergänge. Die Innenstadt von Ottawa ist seit fast zwei Wochen von Hunderten Lkw-Fahrern lahmgelegt.

Das Fordmotorenwerk in Windsor wurde am Mittwoch geschlossen, teilte das Unternehmen mit. Es konnte am Donnerstag wieder die Produktion aufnehmen. Ein Werk in Oakville bei Toronto arbeitet mit reduzierter Kapazität. Auf der US-Seite strich General Motors die zweite Schicht im SUV-Werk in Lansing am Mittwoch und die erste und zweite Schicht dort am Donnerstag. Toyota teilte mit, drei seiner Werke in Ontario blieben wegen Teilemangels für den Rest der Woche geschlossen. Auch in einem Toyota-Werk in Kentucky wurde die Produktion zurückgefahren. Die Frühschicht in einem Stellantis-Werk in Windsor wurde am Donnerstag früher nach Hause geschickt.

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hat dem Protest vor allem gegen die Impfpflicht für Trucker bislang nicht nachgegeben. Er sprach am Donnerstag mit Oppositionspolitikern und Windsors Bürgermeister Drew Dilkens. Die Blockaden schadeten Arbeitern und der Wirtschaft auf beiden Seiten der Grenze, sagte er.

Ontarios Regierungschef Doug Ford sprach von einer Okkupation und setzte vor Gericht durch, dass Millionen Dollar an Spenden für die Proteste eingefroren werden, die über die Webseite GiveSendGo gesammelt wurden. Zuvor hatten die Behörden bereits die Spendenwebseite GoFundMe dazu gebracht, Geldsammlungen für die Proteste zu stoppen. Dort waren etwa zehn Millionen kanadische Dollar (Rund 6,9 Millionen Euro) zusammen gekommen. GoFundMe erklärte, die Sammlung verstoße wegen rechtswidriger Aktionen gegen die Geschäftsbestimmungen.

Der Bürgermeister von Windsor, Dilkens, sagte, die Stadt werde sich für eine gerichtliche Anordnung zur Beendigung der Blockade einsetzen. „Der wirtschaftliche Schaden ist nicht tragbar und muss zu einem Ende kommen“, sagte er. Die Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer, forderte die kanadischen Behörden zu einer schnellen
Lösung des Problems auf. Die Lage sei inakzeptabel.

Darüber hinaus rechneten die US-Behörden mit ähnlichen Protestaktionen gegen Impfpflicht „in wichtigen Metropolregionen“. In Südkalifornien könnte ein Protest-Konvoi bereits am Wochenende beginnen und den Verkehr zum NFL-Finale, dem Super Bowl, am Sonntag in Inglewood im Großraum Los Angeles behindern. Sympathien für die Proteste in Kanada haben Ex-Präsident Donald Trump und der rechtskonservative US-Senator Ted Cruz bekundet. Rechtskonservative Fernsehmoderatoren wie Sean Hannity und Tucker Carlson äußerten ihre Solidarität. Ausschreitungen und Gewalt am Rande der Proteste spielten sie herunter - anders als während der Black-Lives-Matter-Proteste 2020 in den USA.

(mabu/dpa)
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