Tragische Bluttat Deutscher Austauschschüler in USA erschossen

Missoula · Ein Hausbesitzer im US-Bundesstaat Montana soll einen deutschen Austauschschüler erschossen haben. Nach ersten Angaben der Polizei hatte der Mann den 17-jährigen Deutschen für einen Einbrecher gehalten. Der Schüler erlag seinen Kopfverletzungen.

Der 29-jährige Schütze wurde vorläufig festgenommen. Allerdings war unklar, ob ihm für die Tat überhaupt eine Anklage droht. In Montana haben Hausbesitzer das Recht, sich mit tödlicher Gewalt gegen Eindringlinge auf ihrem Grundstück zu verteidigen. Der Schütze gab der Polizei zufolge an, dass in seiner Garage ein Alarm ausgelöst worden sei. Er habe den vermeintlichen Einbrecher daraufhin mit einer Schrotflinte erschossen. Der Jugendliche blieb schwer verletzt liegen und starb später im Krankenhaus.

Der Notruf bei der Polizei ging den Angaben zufolge am Sonntagmorgen um 00.22 Uhr Ortszeit ein. Berichten von Lokalzeitungen zufolge gibt es keine Anzeichen dafür, dass der 17-jährige Deutsche bewaffnet war.

Seelsorger betreuen Freunde und Bekannte

Der Schulbezirk von Missoula bestätigte, dass der Teenager aus Hamburg als Austauschschüler eingeschrieben war. Der Schüler habe die elfte Klasse besucht, in der Schulmannschaft Fußball gespielt und Sport geliebt: "Als er gelandet war, fragte er als erstes, wann wir unser Fußballtraining abhalten", sagte Schulbezirkssprecherin Littman der Lokalzeitung "The Missoulian". "Die Situation ist tragisch, und wir ziehen alle an einem Strang, um die Schüler, Mitarbeiter und Familien der Big Sky High School zu unterstützen", erklärte Schulbezirksleiter Alex Apostle.

Seelsorger standen bereit, um sich um Freunde und Bekannte des Getöteten zu kümmern, wie "The Missoulian" berichtete. Der Schulunterricht war am Montag wegen eines Weiterbildungs-Angebots ausgefallen. Die Seelsorger sollten dem Bericht zufolge am Dienstag und Mittwoch in die Klassen des 17-Jährigen kommen, um mit Lehrern und Mitschülern zu sprechen.

Der Fußballverein des Jugendlichen, SC Teutonia 1910 in Hamburg-Altona, reagierte mit Betroffenheit auf den Tod seines Spielers. "Wir sind alle ein bisschen sprachlos", sagte Fußball-Abteilungsleiter Kadir Koz. Der Verein plant für Mittwoch ein Benefizspiel zugunsten der Familie.

Recht auf Waffenbesitz könnte Prozess verhindern

Montana gehört zu den US-Bundesstaaten, die ihren Bürgern ein besonders weitreichendes Recht auf Selbstverteidigung einräumen. Die sogenannte Castle-Doktrin erlaubt Hausbesitzern die Anwendung von Gewalt, wenn sie sich durch einen Eindringling auf ihrem Grundstück bedroht sehen. Im Jahr 2012 war in Montana ein Mann erschossen worden, als er den Liebhaber seiner Frau in dessen Garage zur Rede stellen wollen. Der Nebenbuhler kam straflos davon, obwohl das Opfer unbewaffnet war.

Vor zwei Jahren hatten die tödlichen Schüsse auf den schwarzen Teenager Trayvon Martin in den USA für Empörung gesorgt. Der unbewaffnete Jugendliche war im Bundesstaat Florida auf dem Heimweg von dem Nachbarschaftswächter George Zimmerman erschossen worden. Zimmerman berief sich damals auf das umstrittene "Stand Your Ground"-Gesetz ("Weiche nicht zurück"), das bei einer gefühlten Bedrohung den Gebrauch von Schusswaffen zur Selbstverteidigung erlaubt. Im vergangenen Sommer wurde er in einem Prozess freigesprochen.

Das Recht auf Waffenbesitz ist im zweiten Zusatzartikel der US-Verfassung verankert. In den Vereinigten Staaten befinden sich bis zu 300 Millionen Pistolen und Gewehre in Privathaushalten. Jedes Jahr sterben in den USA mehr als 30.000 Menschen durch Schusswaffen.

(AFP/dpa)
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