Feuer auf Adria-Fähre "Norman Atlantic" Ein Toter bei dramatischer Rettungsaktion

Athen · Ein Sturm machte die Rettung der Passagiere bisher unmöglich, jetzt holen Rettungshubschrauber Passagiere von der brennenden "Norman Atlantic". Rund 130 Passagiere konnten schon über die Luft gerettet werden. An Bord befinden sich 18 Deutsche. Ein Mann ist gestorben.

"Norman Atlantic": Adria-Fähre gerät in Brand
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Fähre gerät in der Adria in Brand

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Das Fährunglück in der Adria hat mindestens einen Menschen das Leben gekostet. Ein Opfer sei geborgen worden, teilte die italienische Küstenwache am Sonntagabend mit. Der Mann sei vermutlich beim Sprung von Bord umgekommen. Auf der Fähre "Norman Atlantic" mit 478 Menschen an Bord war am Sonntag ein Feuer ausgebrochen. Hunderte warteten noch nach Stunden auf ihre Rettung. Die Operation soll nach Angaben des italienischen Verteidigungsministeriums auch in der Nacht weitergehen.

Die Teams arbeiteten unter Hochdruck, um noch vor Einbruch der Dunkelheit möglichst viele Menschen in Sicherheit zu bringen. Der griechischen Regierung zufolge dauert jeder Hubschraubertransfer rund 15 Minuten. Die Menschen werden auf ein in der Nähe kreuzendes Schiff geflogen.

Noch immer sitzen Hunderte auf der Unglücksfähre fest. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren fast 500 Menschen auf dem unter italienischer Flagge fahrenden Schiff, darunter 18 Deutsche. An Bord der Fähre spielten sich dramatische Szenen ab. Unklarheit herrschte darüber, wie viele Menschen bereits in Sicherheit gebracht werden konnten. Die griechischen Behörden sprachen einerseits von 131 Menschen. Andererseits hieß es, 150 Personen hätten sich in ein Rettungsboot in Sicherheit gebracht.

Rauch, Hitze und vor allem ein höllischer Sturm mit gewaltigen Wellen machten es zuvor den Rettungskräften über Stunden unmöglich, die 478 Menschen an Bord in Sicherheit zu bringen. Die Fähre war vor der griechischen Insel Korfu auf dem Weg nach Ancona in Italien in Brand geraten.

Passagiere schilderten griechischen Medien per Telefon dramatische Szenen. "Wir sind auf der Brücke, wir sind nass und frieren und husten wegen des Rauchs", sagte Giorgos Styliaras dem TV-Sender Mega. "Hier sind Frauen, Kinder und alte Menschen." Einer von etwa 150 Reisenden, die es nach Behördenangaben bis zum Mittag in ein Rettungsboot schafften, berichtete: "Unsere Schuhsohlen begannen zu schmelzen."

Über Verletzte oder Todesopfer gab es zunächst keine Angaben. Zwei Passagiere rutschten auf eine Rampe und drohten von den Wellen fortgerissen zu werden, wie das griechische Schifffahrtsministerium mitteilte. Ein Militärhubschrauber versuche, sie zu bergen. Ein 58-jähriger Italiener wurde mit Unterkühlung von einem Helikopter an Land geflogen.

Die von der griechischen Reederei Anek gecharterte "Norman Atlantic" der italienischen Firma Visemar war am Samstag im griechischen Patras zum italienischen Ancona in der nördlichen Adria aufgebrochen. An Bord der fast ausgebuchten Fähre waren 422 Passagiere und 56 Crewmitglieder. Nachdem sie nach einem Zwischenstopp die Insel Korfu passiert hatte, funkte die Besatzung am Sonntagmorgen gegen 3.00 Uhr "S.O.S". Auf einem der Fahrzeugdecks sei ein Feuer ausgebrochen und breitete sich rasch aus. Medienberichten zufolge waren auf dem Autodeck auch 20 bis 25 Lastwagen mit Olivenöl.

Das Meer ist in der Straße von Otranto nur gut 70 Kilometer breit. Auf Bitten Athens übernahm die italienische Küstenwache die Koordination der Bergungsaktion. Die italienische Marine schickte vier Hubschrauber, zwei Schlepper und Löschboote und vier Begleitboote, auch griechische Schlepper waren auf dem Weg.

Doch von den 150 Passagieren, die es zumindest in ein Rettungsboot schafften, gelang es zunächst nur rund 50, bei sechs Meter hohen Wellen aus dem Boot in einen sicheren Tanker in der Nähe zu klettern, wie der griechische Schifffahrtsminister Miltiadis Varvitsiotis erklärte. Windgeschwindigkeiten von hundert Stundenkilometern sowie Starkregen und Hagel setzten den Passagieren und ihren Rettern zu, so dass auch die Hubschrauber nicht viele Menschen aufnehmen konnten.

Varvitsiotis zufolge versuchten gegen Mittag sieben Handelsschiffe eine Art Windschutz für die "Norman Atlanic" zu bilden. Dann sollte versucht werden, die 186 Meter lange Fähre an die Küste zu schleppen. Ein Sprecher der italienischen Küstenwache sagte allerdings am frühen Nachmittag, das manövrierunfähige Schiff werde in Richtung der albanischen Küste nördlich von Griechenland getrieben.

Das Auswärtige Amt bestätigte, dass mehrere Deutsche an Bord waren. Die deutschen Botschaften in Rom, Athen und Tirana seien eingeschaltet und stünden im ständigen Kontakt mit den Behörden vor Ort. Überdies wurde eine Hotline (030/50002000) eingerichtet, über die sich Angehörige möglicher Passagiere informieren können.

(AFP)
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