Tödlicher Schuss auf Kamerafrau Alec Baldwin zielte bei Probe offenbar direkt auf die Kamera

Los Angeles · Nach dem tödlichen Schuss von Hollywood-Star Alec Baldwin auf eine Kamerafrau sind neue Details zu dem Unglück am Filmset von „Rust“ bekannt geworden. Ein US-Sender veröffentlichte Informationen aus dem Vernehmungsprotokoll des Regisseurs.

 Ein Blumenstrauß hängt vor der Bonanza Creek Film Ranch.

Ein Blumenstrauß hängt vor der Bonanza Creek Film Ranch.

Foto: dpa/Andres Leighton

Wie der US-Sender NBC am Sonntag unter Berufung auf das Vernehmungsprotokoll von Regisseur Joel Souza berichtete, zielte Baldwin bei Proben für eine Filmszene mit einer Requisitenwaffe direkt auf die Kamera. Als er die Waffe abfeuerte, wurde die Kamerafrau Halyna Hutchins tödlich getroffen.

Souza, der hinter Hutchins stand und ebenfalls angeschossen wurde, sagte laut NBC in einer eidesstaatlichen Erklärung, der tödliche Schuss habe sich gelöst, als Baldwin bei Proben in einer Kirche die Waffe gezogen und auf die Kamera gerichtet habe. Souza berichtete demnach, er habe Halyna "über die Schulter geschaut", als er den Schuss gehört habe. Der Schuss habe sich angehört "wie eine Peitsche und dann lautes Knallen".

Hutchins habe dann über Schmerzen im Bauch geklagt und sei blutend zusammengebrochen, gab der Regisseur dem Bericht zufolge zu Protokoll. Auch er selbst habe an einer Schulter geblutet.

Baldwin hatte die 42-jährige Hutchins am Donnerstag bei Dreharbeiten für den Western "Rust" im Bundesstaat New Mexico offenbar versehentlich in den Oberkörper geschossen. Hutchins starb kurz darauf im Krankenhaus. Der 48-jährige Souza wurde verletzt und nach einer Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen.

Der tragische Vorfall ereignete sich dem Bericht zufolge nach einer Mittagspause. Souza sagte demnach, er sei sich nicht sicher, ob die Waffe nach der Pause noch einmal überprüft worden sei. Ein Kameramann sagte aus, der Vorfall sei nicht auf Film festgehalten worden, da sich Darsteller und Crew noch auf die Szene vorbereiteten.

Baldwin hatte am Donnerstag (Ortszeit) am Set zu „Rust“ mit einer Schusswaffe Hutchins getötet, zu der ihm gesagt worden sein soll, sie sei ungefährlich. Russell sagte einem Ermittler, Baldwin habe am Donnerstag eine Szene geprobt, bei der er sitzend seine Waffe zücken und damit auf die Kamera zielen sollte. Er sei sich unsicher, ob die Schusswaffe vor der Übergabe an Baldwin kontrolliert worden sei. Als Hutchins getötet wurde, habe die Kamera nicht gefilmt.

Vor der Tötung von Halyna Hutchins habe Baldwin sich nach Angaben eines Filmcrewmitglieds bei Schusswaffen sehr vorsichtig gezeigt. Der Kameramann Reid Russell sagte einem Dokument zu einem Durchsuchungsbefehl zufolge, dass Baldwin einmal sichergestellt habe, dass sich in seiner Nähe kein Kind befinde, als eine Schusswaffe abgegeben worden sei.

Die Behörden hatten am Freitag mitgeteilt, dass ein Regieassistent Baldwin die Waffe gegeben habe. Er habe zu verstehen gegeben, dass die Waffe keine Gefahr darstelle. Ein Crewmitglied, das bereits zuvor mit dem Regieassistenten bei einem Projekt zusammengearbeitet hatte, teilte am Sonntag mit, sie habe 2019 Sicherheitsbedenken wegen ihm geäußert. Der Assistent habe sich nicht an Sicherheitsprotokolle für Waffen und Feuerwerkskörper gehalten, sagte Maggie Goll. Der Regieassistent hat nicht auf Kommentaranfragen reagiert. Goll sagte, der Vorfall mit Hutchins sei „in keinster Weise die Schuld einer Person“. Es gehe um „Sicherheit am Set“. Der Chefelektriker des Films, Serge Svetnoy, machte in einem Beitrag bei Facebook die Produzenten für die Tötung von Hutchins verantwortlich.

(lha/afp/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort