Tödliche Seilbahn-Katastrophe Servicetechniker gilt als Verantwortlicher für Unglück

Rom · Nach dem schweren Seilbahnunglück in Norditalien steht der zuständige Servicetechniker im Zentrum der Ermittlungen. Die beiden anderen Festgenommenen, der Eigentümer und der Betriebsleiter der Seilbahn zum Monte Mottarone am Lago Maggiore, wurden am Sonntag freigelassen.

Es gebe keine ausreichenden Beweise, dass sie gewusst hätten, dass der Techniker die Notbremse bewusst außer Kraft gesetzt habe, um Verzögerungen im Betrieb zu verhindern, sagte Untersuchungsrichterin Donatella Banci Buonamici. Der Techniker wurde in den Hausarrest entlassen.

Am Sonntag vergangener Woche war das Führungsseil der Bahn gerissen, eine Gondel raste am Tragseil Richtung Tal, ohne dass die Notbremse griff, stürzte an einer Stütze in die Tiefe und überschlug sich am Boden mehrfach, bis sie von einer Baumreihe gestoppt wurde. 14 Menschen wurden getötet. Der einzige Überlebende, ein fünf Jahre alter Junge, der seine Eltern, seine Urgroßeltern und seinen Bruder verlor, befand sich weiterhin im Krankenhaus. Unklar ist weiterhin, warum das Führungsseil riss.

In der Region Piemont, in der sich der Unglücksort befindet, wurde am Sonntagmittag mit einer Schweigeminute an die Opfer erinnert. Die Flaggen wurden auf halbmast gesetzt.

Der Servicetechniker räumte nach Angaben seines Anwalts in der Befragung ein, er habe die Notbremse bewusst blockiert. Sie habe immer wieder gegriffen, während die Gondeln unterwegs gewesen sein, erklärte der Anwalt Marcello Perillo. Sein Mandant hätte das nicht getan, wenn er geglaubt hätte, dass das Führungsseil reißen könnte. „Er ist kein Verbrecher und er hätte nie Leute mit dem Bremssystem hinauffahren lassen, wenn er gewusst hätte, dass es die geringste Möglichkeit gebe, dass das Seil reißen könnte“, sagte Perillo.

Die Staatsanwaltschaft hatte beantragt, die Untersuchungshaft für die drei Verdächtigen zu verlängern. Sie stellte die Theorie auf, dass die Geschäftsführung von der notdürftig reparierten Notbremse wusste und kurz nach Corona-Schließung und Saisonstart keine größere Reparatur in Kauf nehmen wollte. Nach der Entscheidung der Richterin konnten sie begleitet von ihren Anwälten am frühen Sonntagmorgen das Gefängnis in Verbania verlassen.

Der Besitzer hätte gar kein Interesse daran gehabt, die Seilbahn nicht zu reparieren, denn er habe pauschal 150.000 Euro im Jahr an eine Servicefirma gezahlt, die für die Instandhaltung zuständig war, sagte sein Anwalt.

(felt/dpa)
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