Für Hinrichtungen in den USA Todesserum kommt noch immer aus Europa

Brüssel · Trotz einer entsprechenden EU-Richtlinie kommt das Todesserum für Hinrichtungen in den USA weiter aus Europa. Nach einem Medienbericht wollen die Strafvollzugsbehörden im US-Staat Missouri das Narkosemittel Propofol für die Hinrichtung von neun zum Tode verurteilten Straftätern einsetzen.

Das Mittel stammt laut dem Bericht des WDR-Fernsehmagazins "Bericht aus Brüssel" von der im hessischen Bad Homburg ansässigen Fresenius Kabi, eine Tochter des deutschen Dax-Konzerns Fresenius, die das Mittel an mehreren europäischen Standorten produzieren lasse. Fresenius Kabi wehrt sich laut WDR dagegen, dass das Produkt auf die EU-Liste gesetzt wird, und will weiterhin am Export von Propofol in die USA festhalten.

Das Pharmaunternehmen beliefert nach eigenen Angaben nicht direkt die Gefängnisse in den USA, sondern Krankenhäuser und Arztpraxen. Es könne deshalb nicht ausgeschlossen werden, dass sich Staaten oder Gefängnisse Propofol dort beschaffen, hieß es.

Seit Dezember 2011 hat die Antifolter-Verordnung der Europäischen Union den Export von für Hinrichtungen geeigneter Substanzen stark erschwert. Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Europaparlaments Barbara Lochbihler forderte das Pharmaunternehmen auf, stärkere Kontrollen für die Verwendung des Narkosemittels einzuführen.

Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton sagte dem WDR, die Anti-Folter-Verordnung werde zur Zeit überarbeitet. Es sei noch unklar, ob Propofol auf die Liste gesetzt werde. Zunächst müsse man sehen, ob das Medikament tatsächlich für Hinrichtungen benutzt werde. Zur Zeit warten in den USA nach WDR-Angaben 3200 rechtskräftig zum Tode verurteilte Kandidaten auf ihren Hinrichtungstermin.

(KNA)
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