Fall Trayvon Martin Todesschütze stellt sich Behörden

Miami · Der Fall um den Tod des schwarzen Teenagers Trayvon Martin hat ein überraschendes Nachspiel. Weil sich der Todesschütze George Zimmermann vor Gericht "arm gelogen" hatte, sitzt er nun wieder hinter Gittern: Die Staatsanwaltschaft bezweifelt seine Glaubwürdigkeit.

 George Zimmerman hat erneut Probleme mit der Justiz.

George Zimmerman hat erneut Probleme mit der Justiz.

Foto: dpa

Seine Freilassung auf Kaution war in den USA umstritten - nun sitzt der geständige Todesschütze des schwarzen Teenagers Trayvon Martin wieder in Untersuchungshaft. Der Grund: George Zimmerman besitzt mehr Geld als er vor Gericht zugab. Ein Richter in Florida hat daher die Freilassung des 28-Jährigen gegen Kaution aufgehoben. Der Angeklagte stellte sich laut seinem Anwalt Mark OMara am Sonntagnachmittag (Ortszeit) der Polizei. Er habe bis dahin an einem "sicheren, geheimen" Ort aufgehalten, schrieb der Verteidiger auf seiner Website.

Zimmerman und seine Frau hätten bei einer Anhörung im April gelogen und falsche Angaben über ihre finanziellen Verhältnisse gemacht, befand die Staatsanwaltschaft. Seine Frau Shellie hatte ausgesagt, sie befinde sich noch in der Ausbildung und ihr Mann sei arbeitslos. Aufgrund dieser Anhörung wurde damals eine Kaution von 150 000 Dollar festgelegt. Zimmerman bezahlte wie üblich zehn Prozent davon und kam auf freien Fuß.

Tatsächlich, so die Staatsanwaltschaft, habe der Hobby-Wachmann 135 000 Dollar von Sympathisanten über seine Webseite eingenommen, die er nach dem Vorfall eingerichtet hatte. "Er kann sich nicht zurücklehnen und den Vorteil einer niedrigen Kaution auf der Basis einer Falschaussage genießen", zitierte der Sender Fox News den Richter, Kenneth Lester.

Nach Informationen der Staatsanwaltschaft besitzt Zimmerman außerdem einen zweiten Pass, der es ihm möglich mache, jederzeit zu fliehen. In aufgezeichneten Telefongesprächen aus seiner Zelle habe Zimmerman mit seiner Frau einen weiteren Pass erwähnt, der in einem Schließfach liege, erklärte Staatsanwalt Bernie de la Ronda in seinem Antrag an den Richter. Unterdessen habe Zimmerman den Behörden einen Pass ausgehändigt, der im Mai abgelaufen sei.

Zimmerman hatte als Mitglied einer Bürgerwehr im Februar den 17-Jährigen Martin bei einer Sicherheitspatrouille in Sanford in Florida erschossen. Er gab an, in Notwehr gehandelt zu haben und berief sich auf das Gesetz "Stand Your Ground", das Bedrohten weitreichende Rechte zur Selbstverteidigung einräumt. Martin war unbewaffnet. Die Todesschüsse hatten in den USA eine Debatte über Rassismus und Waffenrecht ausgelöst. Die Polizei hatte erst nach massivem öffentlichen Druck gegen Zimmerman ermittelt. Selbst Präsident Barack Obama hatte sich eingeschaltet.

Im April wurde Zimmerman schließlich des Mordes mit bedingtem Vorsatz angeklagt. Er plädierte auf nicht schuldig. Bei einer nächsten Anhörung am 8. August soll festgelegt werden, wann die Hauptverhandlung beginnt. Sollte Zimmerman verurteilt werden, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.

(APD)
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