Internationaler Strafgerichtshof Neun Jahre Haft für Zerstörung von Weltkulturerbe in Mali

Den Haag · Der Internationale Strafgerichtshof hat Ahmad Al Faqi al Mahdi wegen Kriegsverbrechen zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Der Dschihadist hatte die Zerstörung von Unesco-Weltkulturerbe in Mali organisiert.

Die Dschihadisten-Miliz hatte eine Schneise der Verwüstung in Timbuktu hinterlassen.

Die Dschihadisten-Miliz hatte eine Schneise der Verwüstung in Timbuktu hinterlassen.

Foto: rtr, JP/KV/yj

In einer historischen Entscheidung hat die internationale Justiz einen Islamisten wegen der Zerstörung von Kulturgütern in der malischen Wüstenstadt Timbuktu verurteilt. Im ersten Prozess wegen Kriegsverbrechen im Mali-Konflikt sprach der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag am Dienstag den Islamisten Ahmad Al Faqi Al Mahdi schuldig und verhängte neun Jahre Haft. Der Angeklagte war geständig und hatte die malische Bevölkerung um Verzeihung gebeten.

 Ahmad Al Faqi al Mahdi hat Kulturgüter in der malischen Wüstenstadt Timbuktu zerstört.

Ahmad Al Faqi al Mahdi hat Kulturgüter in der malischen Wüstenstadt Timbuktu zerstört.

Foto: ap, PDJ

Der Vorsitzende Richter Raul Pangalangan wandte sich bei der Verkündung des Strafmaßes direkt an Al Mahdi und sagte, das von ihm begangene Verbrechen sei "sehr schwerwiegend". Die Kammer habe "einstimmig entschieden", ihn des "Kriegsverbrechens" schuldig zu sprechen und zu neun Jahren Gefängnis zu verurteilen. Al Mahdi habe die Zerstörung der zum Weltkulturerbe gehörenden Stätten "beaufsichtigt und den Angreifern Anweisungen gegeben".

Die UN-Kulturorganisation Unesco begrüßte das Urteil. Es sei "ein historischer Schritt bei der Anerkennung der Bedeutung des Kulturerbes" und für die "ganze Menschheit", erklärte Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova.

Das Verfahren in Den Haag zeitigte mehrere Premieren: So war der Prozess der erste, in dem die Zerstörung von Kulturstätten in Mali als Kriegsverbrechen geahndet wurde. Al Mahdi ist außerdem der erste in Den Haag verurteilte Dschihadist, und er war auch der erste Angeklagte, der sich dort schuldig bekannte. Die Urteilsverkündung verfolgte er am Dienstag konzentriert. Als er sich wieder hinsetzte, griff er sich mit einer Hand ans Herz.

Vorgeworfen wurde dem Tuareg die Zerstörung von neun Mausoleen sowie eines Teils der Sidi-Yahia-Moschee in der zentralen Wüstenstadt. Al Mahdi hatte als Mitglied der Islamistengruppe Ansar Dine, die 2012 etwa zehn Monate lang den Norden Malis kontrollierte, die sogenannte Sittenpolizei in Timbuktu angeführt. In dieser Funktion ordnete er die Zerstörungen an, da nach strenger islamischer Auslegung die Verehrung Heiliger wie in Timbuktu verboten ist.

Dschihadist entschuldigt sich bei seinem Volk

Vor Gericht hatte sich Al Mahdi reuig gezeigt und beim malischen Volk entschuldigt. "Ich bitte um ihre Vergebung und bitte sie, mich als Sohn zu sehen, der vom rechten Weg abgekommen ist", sagte Al Mahdi. Zudem rief er "alle Muslime in der Welt" dazu auf, Extremistengruppen wie Ansar Dine und Al-Kaida zu widerstehen.

Das Gericht wertete das Schuldeingeständnis, die Reue und Kooperation des Angeklagten sowie die Tatsache, dass er "anfänglich gezögert hat, die Verbrechen zu begehen", nun als mildernde Umstände. Die Anklage hatte neun bis elf Jahre Haft gefordert. Berufung dürfte Al Mahdi nicht einlegen - er hatte erklärt, davon abzusehen, wenn sich die Strafe im Rahmen der Forderungen bewege.

UN-Experten erhoffen sich von dem Urteil eine Signalwirkung für ähnliche Verbrechen an Kulturgütern, die Dschihadisten in anderen Krisenländern begangen haben. Allerdings sind bislang weder Syrien noch der Irak Unterzeichnerstaaten des Gründungsstatuts des Gerichtshofs. Nur mit einem Mandat des UN-Sicherheitsrats sind in diesem Fall Ermittlungen möglich.

Die Mausoleen von Timbuktu sind die Begräbnisstätte verstorbener Gelehrter. Wegen der vielen Mausoleen gilt Timbuktu als "Stadt der 333 Heiligen". Die Handelsstadt war über Jahrhunderte ein Zentrum der islamischen Gelehrsamkeit. Die zerstörten Mausoleen, die zumeist aus Holz und Lehmziegeln errichtet waren, wurden mit internationaler Unterstützung wieder aufgebaut.

(lai//sb/dpa/afp)
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