Terrorprozess Angeklagter IS-Kämpfer zeigt Reue

Stuttgart · Das Oberlandesgericht in Stuttgart verhandelt den Fall eines mutmaßlichen Syrien-Rückkehrers. Die Mann soll sich im Nahen Osten der Terrororganisation "Islamischer Staat" angeschlossen-, und für die Errichtung eines Gottesstaates gekämpft haben.

 Einer der insgesamt drei Angeklagten wird vor Prozessbeginn von zwei Justizbeamten in das Oberlandesgericht in Stuttgart geführt.

Einer der insgesamt drei Angeklagten wird vor Prozessbeginn von zwei Justizbeamten in das Oberlandesgericht in Stuttgart geführt.

Foto: dpa, skh lof

Im Prozess gegen einen aus Deutschland stammenden Anhänger der Islamistenorganisation IS hat der Angeklagte Ismail I. eine Abkehr von seiner extremistischen Vergangenheit signalisiert. Er wolle die bevorstehende Zeit im Gefängnis für eine Ausbildung nutzen, sagte der 24-Jährige am Mittwoch zum Prozessauftakt in Stuttgart. Er denke an einen Pflegeberuf. "Ich will auf jeden Fall was Gutes machen, mit Menschen", ergänzte er.

Die Bundesanwaltschaft wirft dem Libanesen, seinem Bruder und einem Deutsch-Afghanen vor, Mitglied oder Unterstützer der als terroristisch eingestuften Vereinigung "Islamischer Staat Irak und Großsyrien" zu sein. Der in Stuttgart aufgewachsene I. habe im vergangenen Jahr einige Monate bei der IS in Syrien verbracht und sei nach Deutschland zurückgekehrt, um militärische Ausrüstung und Medikamente für die Kämpfer dort zu beschaffen.

Zweiter IS-Terrorprozess in Deutschland

Seinem Verteidiger Stefan Holoch zufolge hat der Angeklagte alles zugegeben, so dass es in dem Prozess nur noch um das Strafmaß gehe.

Es ist der zweite Prozess in Deutschland nach dem seit September laufenden Verfahren gegen den 20-jährigen Kreshnik B. in Frankfurt. Bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe laufen derzeit 40 Ermittlungsverfahren einschließlich der nunmehr sechs Fälle, in denen Anklage erhoben wurde.

Ausrüstung in Deutschland beschafft

Die Bundesanwaltschaft erklärte, I. habe Ende 2012 beschlossen, sich in Syrien als Kämpfer einer terroristischen Vereinigung anzuschließen. Er habe sich mit den Zielen identifiziert, nach dem Sturz der Regierung von Baschar al-Assad in Syrien ein großsyrisches Kalifat zu errichten.

I. sei im Sommer 2013 nach Syrien gereist und habe sich nach einer Ausbildung an Häuserkampf und Wachdiensten beteiligt. Im Herbst 2013 sei er auf Anweisung seines "Emirs" zurück nach Deutschland gereist mit dem Auftrag, militärische Ausrüstung und Medikamente für die IS-Kämpfer zu beschaffen. Mit Unterstützung seines Bruders und eines Mitangeklagten habe er unter anderem ein teures Nachtsichtgerät in einem Jagdgeschäft besorgt, das die Polizei alarmierte. Auf der Autofahrt Richtung Süden zurück nach Syrien wurde er mit dem Deutsch-Afghanen Mohammad A. festgenommen.

(REU)
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