Terroranschlag mit 49 Toten Neuseelands Polizei will Video von Moschee-Angriff im Netz löschen

Wellington · Die Behörden versuchen, die Ausbreitung des Videos, das der Attentäter während seines Anschlags in Christchurch gemacht hat, zu stoppen. Die deutsche Gewerkschaft der Polizei warnt eindringlich davor, das Filmmaterial zu verbreiten. Es könnte Nachahmer animieren.

Großeinsatz in Christchurch: Terror-Attacke in Neuseeland
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Offenbar Terror-Attacke in Neuseeland

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Foto: dpa/Mark Baker

Die neuseeländische Polizei arbeitet nach eigenen Angaben daran, die Verbreitung eines Videos vom mutmaßlichen Terror-Angriff in Christchurch zu verhindern. Ermittler forderten die Öffentlichkeit am Freitag auf, Links zu dem Video nicht im Internet zu teilen. Auch viele Medien hatten Bewegtbilder des Anschlags gezeigt.

Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern unterstützte den Aufruf der Behörden. Diesem „Akt der Gewalt“ dürfe kein Raum geboten werden. Das 17-minütige Video, wohl vom mutmaßlichen Attentäter selbst gefilmt, soll den Angriff auf die erste Moschee zeigen.

Facebook teilte mit, nach einem Hinweis der neuseeländischen Polizei das Profil des mutmaßlichen Attentäters sowohl auf Facebook als auch auf Instagram entfernt zu haben. Auch der Livestream sei entfernt worden.

Dennoch kursiert Filmmaterial weiterhin im Netz. Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, warnte deswegen davor, das Video zu verbreiten. „Solche Videos sind durchaus dazu geeignet, andere Menschen zu solchen Taten zu animieren. Das Risiko, dass es Nachahmer geben könnte, ist dadurch höher", sagte Malchow unserer Redaktion. „Niemand sollte Filmmaterial, das von solchen Attentaten im Netz kursiert, weiter verbreiten", so der GdP-Chef.

Neben dem erhöhten Risiko, eine weitere Tat zu provozieren, sieht Malchow grundsätzliche Probleme für die Arbeit der Polizei. Das Filmmaterial enthalte Täterwissen, das für die Ermittlungsbehörden sehr wichtig sei. „Unabhängig von diesem Fall kann es Beschuldigten helfen, sich bezüglich verdächtigen Wissens mit Verweis auf Videos herauszureden. Es ist für die Polizei dann viel schwerer, ihnen exklusives Täterwissen nachzuweisen, wenn wegen der Videos jeder über das Wissen verfügen kann", sagte Malchow.

Er sieht in dem Vorgehen, ein Attentat live ins Internet zu stellen, zudem eine neue Form des Terrorismus. „Dass ein Attentäter eine Gewalttat live bei Facebook überträgt, ist ein offensichtlich neues Vorgehen", sagte Malchow. „Terrorismus will Angst und Schrecken in der Gesellschaft erzeugen und verbreiten. Mit sozialen Medien wie Facebook und Twitter geht das weltweit und unmittelbar." Er sehe momentan keine rechtliche Handhabe, wie man Livestreams regulieren könne.

(cpas/jd/dpa)
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