Premier spricht von „Terrorakt“ 49 Tote nach Attacken auf Moscheen in Neuseeland

Christchurch · Mitten im Freitagsgebet stürmt ein bewaffneter Mann eine Moschee in Christchurch und schießt um sich. Auch in einer anderen Moschee der neuseeländischen Stadt fallen Schüsse. Im Internet kursiert ein Manifest, das vom mutmaßlichen Täter stammen soll.

Großeinsatz in Christchurch: Terror-Attacke in Neuseeland
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Offenbar Terror-Attacke in Neuseeland

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Foto: dpa/Mark Baker

In Neuseeland haben Terroristen zwei Moscheen überfallen und 49 Menschen getötet. Mehr als 48 seien verletzt worden, als mehrere Bewaffnete in Christchurch auf der Südinsel während der Freitagsgebete das Feuer eröffnet hätten, sagte Premierministerin Jacinda Ardern. Vier Verdächtige seien festgenommen worden. Einer von ihnen ist nach Angaben des australischen Premiers Scott Morrison ein 28-jähriger Australier. Es handle sich um einen rechtsextremen Terroristen, sagte Morrison.

Ardern sprach von „einem der schwärzesten Tage Neuseelands“. In der Masjid-al-Noor-Moschee im Stadtzentrum seien 30 Menschen getötet worden. In der Masjid-Moschee im Vorort Linwood habe es sieben Tote gegeben. Drei weitere Menschen seien vor dem Gebäude getötet worden. „Was hier passiert ist, ist ein außerordentlicher und beispielloser Gewaltakt“, sagte Ardern. Das Ganze sei offenbar gut geplant gewesen. „Das kann man nur als Terrorakt beschreiben“, sagte sie. Die Terroralarmstufe sei angehoben worden.

Die Polizei nahm nach eigenen Angaben drei Männer und eine Frau fest. „Es ist eine sehr ernste und schwerwiegende Situation“, teilte sie mit. Sie habe mehrere improvisierte Sprengkörper entschärft, die in einem Auto gefunden wurden. Neben den Festgenommenen gebe es nach bisherigem Erkenntnisstand keine weiteren Verdächtigen, erklärte die Polizei.

In einem im Internet verbreiteten 74-Seiten-Schreiben erklärte sich ein 28-jähriger Australier für verantwortlich. Er sei nur nach Neuseeland gekommen, um den Angriff zu planen und auszuführen, schrieb er. Die Moscheen in Christchurch und im Vorort Linwood würden angegriffen. Sollte er es bis ins etwa 90 Kilometer entfernte Ashburton schaffen, würde er dort eine weitere Moschee angreifen. Neuseeland habe er ausgewählt, weil es so abgelegen sei. Er habe zeigen wollen, dass es selbst in entlegensten Teilen der Welt „Massenmigration“ gebe.

Morrison bestätigte, dass der 28-Jährige Australier ist. Seine Landsleute seine schockiert, entsetzt und wütend. Der indonesische Außenminister Retno Marsudi sagte, in einer der Moscheen seien sechs seiner Landsleute gewesen. Drei seien in Sicherheit. Der Verbleib der andern werde noch geklärt.

Ardern sagte, viele der Opfer hätten beschlossen, Neuseeland zu ihrem Zuhause zu machen. „Dies ist ihr Zuhause. Sie gehören zu uns“, betonte Ardern. „Die Person, die diesen Gewaltakt ausgeführt hat, gehört nicht zu uns“.

Augenzeuge Len Peneha sagte, er habe einen schwarz gekleideten Mann gesehen, der die Masjid-al-Noor-Moschee betrat, dann habe er Dutzende Schüsse gehört und Menschen seien panisch aus der Moschee gerannt. Der Angreifer habe die Moschee anschließend verlassen und habe etwas, was wie eine halbautomatische Waffen aussehe, fallen gelassen. Dann sei er geflohen, ehe Einsatzkräfte den Ort erreichten.

Peneha, der seit fünf Jahren neben der Moschee wohnt, sagte, er sei anschließend in die Moschee gegangen, um zu helfen: „Ich habe überall tote Menschen gesehen. Drei waren im Gang am Eingang der Moschee, und es waren Menschen in der Moschee.“ Er habe fünf Menschen geholfen, sich bei ihm zuhause zu erholen.

Der Angreifer sei weiß gewesen und habe einen Helm mit einem Gerät auf dem Kopf getragen, was ihm eine militärähnliche Erscheinung gegeben habe, sagte Peneha.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat Angriffe als "brutales Verbrechen" verurteilt. "Wir sind tief erschüttert von dem brutalen Verbrechen in Christchurch", schrieb Maas am Freitag auf Twitter. "In diesen schweren Stunden stehen wir fest an der Seite unserer neuseeländischen Freunde." Maas sprach den Familien und Freunden der Opfer sein Mitgefühl aus.

 Polizei-Spezialeinheiten drängen einen Schaulustigen zurück.

Polizei-Spezialeinheiten drängen einen Schaulustigen zurück.

Foto: dpa/Martin Hunter

Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan verurteilte die Angriffe aufs Schärfste. Der "Terroranschlag" habe sich gegen betende Gläubige gerichtet. "Ich verfluche diejenigen, die ihn begangen haben", erklärte Erdogan.

(cpas/dpa/AFP)
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