Japan ruft höchste Gefahrenstufe für Fukushima aus Tepco befürchtet starke radioaktive Strahlung

Tokio (RPO). Das Atomunglück von Fukushima wird von Japan nun offiziell als ebenso schwer wie das Reaktorunglück in Tschernobyl eingestuft. Die Atomsicherheitsbehörde erklärte am Dienstag in Tokio, das Unglück werde auf der Internationalen Bewertungsskala auf der höchsten Stufe 7 eingeordnet. Bislang galt noch Stufe 5. Und Betrieber Tepco fürchtet, die Strahlung könne noch weit höher ausfallen.

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Tokio (RPO). Das Atomunglück von Fukushima wird von Japan nun offiziell als ebenso schwer wie das Reaktorunglück in Tschernobyl eingestuft. Die Atomsicherheitsbehörde erklärte am Dienstag in Tokio, das Unglück werde auf der Internationalen Bewertungsskala auf der höchsten Stufe 7 eingeordnet. Bislang galt noch Stufe 5. Und Betrieber Tepco fürchtet, die Strahlung könne noch weit höher ausfallen.

"Wir haben die Einstufung der Schwere (des Unglücks) auf sieben angehoben, weil die Auswirkungen der Strahlung umfassend sind, in der Luft, im Gemüse, in Leitungs- und Meerwasser", sagte Minoru Oogado von der Atomsicherheitsbehörde (Nisa). Die Menge der Radioaktivität, die aus dem Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi ausgetreten sei, entspreche etwa zehn Prozent der Menge, die in Tschernobyl freigesetzt worden sei.

Der Anlagenbetreiber Tepco erklärte, es werde noch geprüft, wie viel Radioaktivität insgesamt austreten könne. Werde weiterhin Strahlung freigesetzt, könnte letztlich mehr Radioaktivität in die Umwelt gelangen als in Tschernobyl, sagte Sprecher Junichi Matsumoto. Nisa-Sprecher Nishiyama verwies jedoch darauf, dass es, anders als in Tschernobyl, in Fukushima bislang keine Explosionen im Reaktorkern gegeben habe.

Die Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) unterscheidet bei atomaren Unfällen sieben Stufen. Stufe 7 steht dabei für einen "katastrophalen Unfall" wie im Jahre 1986 in Tschernobyl, wenn ganz offensichtlich Radioaktivität in erheblichem Maße austritt. Atomare Zwischenfälle oder meldepflichtige Ereignisse in Kernkraftwerken müssen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien gemeldet werden.

Ein Nisa-Mitarbeiter erklärte, die Menge der ausgetretenen radioaktiven Partikel sei ein Faktor bei der Entscheidung gewesen, die Stufe 7 auszurufen. Dabei seien Daten zum Austritt von Jod-131 und Cäsium-137 überprüft worden, sagte Nisa-Sprecher Hidehiko Nishiyama. Am Montag war die Evakuierungszone rund um das Kraftwerk auf fünf weitere Gemeinden ausgedehnt worden.

Auf dem Gelände des schwer beschädigten Atomkraftwerks brach am Dienstag ein Feuer aus. Betreiber Tepco erklärte, das Feuer in der Nähe von Reaktor 4 sei klein gewesen und rasch gelöscht worden. Es habe keine Auswirkungen auf die Arbeiten zur Kühlung der Reaktoren gehabt.

Keine neuen Schäden bei weiterem Erdbeben

Der Brand ereignete sich den Angaben zufolge in einem Behälter für Batterien, der in einem Gebäude nahe dem Reaktor aufbewahrt wurde. Das Feuer sei am Morgen gegen 06.38 Uhr entdeckt und innerhalb von sieben Minuten gelöscht worden. Es war nicht klar, ob der Brand im Zusammenhang mit einem Erdbeben der Stärke 6,3 stand, das kurz zuvor die Region erschüttert hatte.

Das Erdbeben ereignete sich um 08.08 Uhr (Ortszeit). Eine Tsunami-Warnung wurde nicht herausgegeben. Berichte über Verletzte oder neue Schäden lagen nicht vor.

IWF senkt Prognose für Japan

Wegen der schwerwiegenden Folgen des Erdbebens und des Tsunamis hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das Wirtschaftswachstum in Japan gesenkt. Der IWF geht in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht zur Weltwirtschaft nur noch von 1,4 Prozent Wachstum in Japan aus, 0,2 Prozentpunkte weniger als noch vor dem Beben erwartet. Zur Begründung wurden Schäden an Fabriken, Stromausfälle und andere Betriebsstörungen genannt.

Neues Beben verursachte keine Schäden

Die Betreiberfirma Tepco teilte unterdessen mit, dass das neuerliche Erdbeben, das am Dienstagmorgen den Nordosten der japanischen Hauptinsel Honshu erschüttert hatte, die Atomanlage in Fukushima nicht beschädigt habe. Es habe bisher keine Unterbrechung der Stromzufuhr gegeben, teilte der Konzern mit. Es sei ein Feuer in der Anlage ausgebrochen, das jedoch schnell habe gelöscht werden können.

Nach Angaben der US-Behörde für Geologie ereignete sich das Erdbeben der Stärke 6,4 um 8.08 Uhr (Ortszeit, 1.08 Uhr MESZ) in einer Tiefe von 13,1 Kilometer unter der Erdoberfläche vor der Küste der Präfektur Chiba. Die japanische Meteorologiebehörde hatte zuvor eine Stärke von 6,3 gemessen. Das Beben war in der rund 80 Kilometer vom Epizentrum entfernten Hauptstadt Tokio deutlich zu spüren. Eine Tsunami-Warnung wurde jedoch nicht ausgegeben.

Die U-Bahnen und Schnellzüge im Großraum Tokio wurden nach dem Beben sofort gestoppt, konnten nach einer Überprüfung der Gleise ihre Fahrt aber bald fortsetzen. Auch auf dem internationalen Flughafen Narita wurde der Betrieb vorübergehend unterbrochen. Am Montag hatte bereits ein Beben der Stärke 6,6 den Nordosten des Landes erschüttert. Es hatte Erdrutsche ausgelöst, bei denen mehrere Häuser verschüttet und drei Menschen getötet wurden.

(AFP/dapd/felt)
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