Chaos und Stromausfälle in Europa Tausende Tonnen Schnee begraben Moskau und Kiew

Kiew/Moskau/London · Nicht nur Deutschland leidet unter den frostigen Temperaturen: Die Sibirische Kälte beherrscht weiter viele Teile Europas: Schneemassen versetzen Moskau in den Ausnahmezustand, Winterstürme fegen über die Ukraine hinweg und in Großbritannien sind Zehtntausende ohne Strom.

März 2013 - Schneechaos in Europa
15 Bilder

März 2013 - Schneechaos in Europa

15 Bilder

"Die Großwetterlage steht Kopf", sagte Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Montag. Zu Ostern werde es milder, eine grundsätzliche Änderung der Wetterlage ist aber nicht in Sicht. "Die extreme Kälte haben wir hinter uns." Das Feiertagswetter werde in Deutschland nicht wirklich schön, aber etwas milder mit Regen.

Die russischen Millionenmetropole Moskau war am Montag unter Schneemassen begraben. Kremlchef Wladimir Putin forderte den Zivilschutz auf, alle Kräfte zu mobilisieren und die Betroffenen so gut wie möglich zu unterstützen. Die Lage habe sich in diesem Ausnahmewinter noch einmal verschärft, betonten Experten. Schon jetzt sei im März mehr als doppelt so viel Niederschlag gefallen wie im Durchschnitt, sagte Bürgermeister Sergej Sobjanin der Agentur Interfax zufolge.

Moskau ächzt unter Schneemassen

"Lasst Eure Privatwagen stehen", flehen die Behörden die autobegeisterten Moskauer an. Zu groß ist die Unfallgefahr, auch wegen der schlechten Sicht. Liegengebliebene Autos würden zudem Räumfahrzeuge blockieren. Doch die meisten weichen ohnehin freiwillig auf die Metro aus: Zahlreiche Autos sind unter hohen Schneehügeln begraben.

Der Zivilschutz warnt vor Schäden an Stromleitungen. Gefahr droht auch durch Schneelawinen, die von Hausdächern abgehen, oder herunterstürzende Eiszapfen. "Wir arbeiten wie in einem Ausnahmezustand", berichtet ein Beamter der Zeitung "Kommersant". Bürgermeister Sergej Sobjanin gibt sich hingegen demonstrativ gelassen. "Ich bin sicher, dass die Stadt einen normalen Ablauf garantieren kann", sagt das Oberhaupt von mindestens zwölf Millionen Moskauern. Wenig Probleme melden die drei Flughäfen: Nur rund ein Dutzend Maschinen wurden zu andere Airports umgeleitet - im dichten Schneetreiben war eine Landung zu riskant.

Schnee, Schnee, Schnee - seit Sonntagmorgen hält ein Jahrhundert-Sturm, wie Meteorologen das Wetterphänomen nennen, die größte Stadt Europas in Atem. Rund ein Drittel des durchschnittlichen März-Schneefalls ist allein in dieser Zeit vom Himmel gefallen. Seit 60 Jahren hab es so etwas nicht gegeben, meint Vizebürgermeister Pjotr Birjukow.

Kiew: Schlimmster Schneesturm seit Menschengedenken

Die Schneemassen trafen auch die Ukraine. Die Behörden sprachen von einem Jahrhundert-Ereignis. Über Kiew sei der schlimmste Schneesturm seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 hereingebrochen, sagte der Direktor des Hydrometeorologischen Instituts, Nikolai Kulbida. Soldaten räumten mit Schützenpanzern die Straßen. Allein seit dem Vortag brachten Räumtrupps 6700 Tonnen Schnee aus der Stadt. Der Ausnahmezustand sollte bis Ende der Woche verlängert werden. Viele Kiewer nutzten die Straßen und Hügel der Stadt für Ski-, Schlitten- und Snowboardfahrten.

Wegen der andauernden Eiseskälte mussten in Großbritannien weiterhin Tausende Menschen ohne Strom auskommen. Allein in Schottland waren am Montag noch 5000 Haushalte ohne Elektrizität, nachdem Masten unter der Last von Schnee und Eis zusammengestürzt waren. Der Wetterdienst Met Office kündigte an, dass die eisigen Temperaturen noch bis mindestens Karfreitag bleiben würden. Über das Wochenende hatte die späte Rückkehr des Winterwetters Großbritannien an den Rand des Chaos gebracht. Zugverbindungen fielen aus, Flüge wurden gestrichen und Straßen waren unpassierbar. Mindestens drei Menschen starben.

Wintereinbruch USA

Auch in Teilen der USA lässt der Frühling dieses Jahr auf sich warten: Vom Mittleren Westen bis zur Atlantikküste wurden die Menschen am Montag von einem späten Wintereinbruch überrascht. Dem Nachrichtensender CNN zufolge mussten hunderte Flüge gestrichen werden. Der Wintersturm "Virgil" hatte bereits am Wochenende im Bundesstaat Colorado im Westen des Landes für 30 Zentimeter Neuschnee gesorgt.

Die Kaltfront zog anschließend nach Osten weiter und überzog Kansas, Missouri und Ohio mit einer dicken Schneedecke. In der Gegend um die Hauptstadt Washington fielen immerhin noch knapp acht Zentimeter Neuschnee, die am Montagmorgen den Berufsverkehr lahmlegten. An vielen Schulen fiel der Unterricht aus. Die ungewöhnlich niedrigen Temperaturen verzögern in diesem Jahr auch die traditionelle Kirschblüte in der Hauptstadt.

(dpa/AFP/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort