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Inzest-Fall von Amstetten Tagebuch von Elisabeth F. aufgetaucht

Amstetten (RPO). Die ganze Welt blickt nächste Woche auf Sankt Pölten in Niederösterreich. Denn dort beginnt am Montag das bereits jetzt von vielen als "Jahrhundertprozess" titulierte Verfahren gegen Josef F.. Im Verfahren werden neben einem Video der Opfer auch die Einträge des jetzt aufgetauchten Tagebuchs seiner Tochter eine wichtige Rolle spielen.

Das Horrorhaus von Amstetten
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24 Jahre lang hielt Josef F. seine Tochter Elisabeth eingekerkert im geheimen Verließ seines Hauses. Dort zeugte der heute 73-Jährige sieben Kinder mit ihr. In ihrem Tagebuch, das jetzt aufgetaucht ist und als wichtiges Beweismittel im Prozess zum Tragen kommen wird, schreibt sie über die grausame Zeit im Keller.

18 Jahre alt war Elisabeth, als ihr Martyrium begann: Am 29. August 1984 lockte F. seine drittälteste Tochter in den Keller seines Hauses, den er zu diesem Zeitpunkt bereits zu einem Gefängnis umgebaut hatte. Von nun an führte der Elektro-Ingenieur ein Doppelleben: Oben in seinem Haus lebte er mit seiner Frau und ihren sechs anderen Kindern. Im fensterlosen Keller fing er an, Elisabeth zu vergewaltigen und zu schwängern. Bis heute gibt es trotz vielfach geäußerter Zweifel keinen Beleg, dass die Frau von F. oder jemand Anderes etwas davon mitbekommen hat.

Schon 1988 kam im Kellerverlies die älteste Tochter Kerstin zur Welt, zwei Jahre später der erste Sohn. Die danach geborenen drei Kinder schaffte der Vater ans Tageslicht. Er behauptete, Elisabeth sei einer Sekte beigetreten und habe die Kinder vor die Haustüre gelegt. Niemand hegte offenbar Zweifel. Ein sechstes Kind musste dagegen wie die beiden ältesten Geschwister ohne Tageslicht im Kellerverlies aufwachsen, ein siebtes Kind starb.

Wie der "Express" aus dem Tagebuch von Elisabeth berichtet, hätten die heute 42-Jährige und ihre Kinder Hunger leiden müssen. Extreme Hitze im Sommer hätte sie im fensterlosen Kerker ertragen. Es sei so heiß geworden wie in einer Sauna. Kondenswasser sei an den Wänden herunter gelaufen.

Auch über den Tod ihres Babys habe sie geschrieben. Ihr Sohn sei in ihren Armen gestorben. Später hatte F. den leblosen Körper des Jungen verbrannt, wie bereits im vergangenen Jahr bekannt wurde. In ihrem Tagebuch soll die trauernde Mutter geschrieben haben: Wenigstens sei der Junge jetzt in einer besseren Welt.

Selbst für den Verteidiger von F. ist die Schuld des Angeklagten eindeutig. Der seit bald einem Jahr im Gefängnis sitzende Familienvater gehe auch selbst davon aus, dass er dort seinen Lebensabend verbringen wird, sagte Rechtsanwalt Rudolf Mayer der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Neben einer Haftstrafe will die Staatsanwaltschaft die Unterbringung in der Psychiatrie beantragen.

Die vier Anklagepunkte Freiheitsentziehung, Vergewaltigung, Inzest und schwere Nötigung werde sein Mandant "im Wesentlichen" gestehen, kündigte Mayer an. Bleiben zwei strittige Punkte: die Vorwürfe des Sklavenhandels und des Mordes. Bei der Anklage des Sklavenhandels gibt es kaum Erfahrungen, weshalb die Bewertung des Vorwurfs durch das Gericht schwer vorhersehbar ist.

Weder Elisabeth noch eins ihrer Kinder müssen sich im Prozess Fragen zu den Details ihrer Gefangenschaft stellen. Stattdessen nahm das Gericht im Vorfeld Befragungen vor, die auf Video aufgezeichnet wurden. Daneben soll auch das Tagebuch der 42-Jährigen im Prozess eingehen. Um die Opfer zu schützen, soll außerdem bereits am ersten Prozesstag die Öffentlichkeit ausgeschlossen werden.

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