In Kairo Syrischer Oppositioneller will Exilregierung bilden

Kairo · Der syrische Anwalt und Menschenrechtsaktivist Haitham al-Maleh ist nach eigenen Angaben mit der Bildung einer Exilregierung in Kairo beauftragt worden. Die Kämpfe um die Metropole Aleppo gehen unterdessen weiter.

2012: Die Provinz Homs liegt in Trümmern
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Foto: dpa, Syrian News Agency Sana, Ho

Eine Koalition von syrischen "Unabhängigen ohne politische Zugehörigkeit" habe ihn mit der Aufgabe betraut, sagte der 81-jährige konservative Muslim am Dienstag in der ägyptischen Hauptstadt.

Er werde nun Konsultationen mit der Opposition innerhalb und außerhalb Syriens aufnehmen, sagte al-Maleh, der mehrere Jahre in seinem Heimatland im Gefängnis saß.

Seit dem Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar al-Assad im März 2011 sind in Syrien nach Schätzungen von Menschenrechtsaktivisten mehr als 20.000 Menschen getötet worden.

Opposition ist stark zerstritten

Wenn Assad den auch international erhobenen Forderungen nach einem Rücktritt Folge leiste, "wollen wir uns nicht in einem politischen oder administrativen Vakuum wiederfinden", sagte al-Maleh. Daher müssten jetzt "alle Seiten kooperieren". Die syrische Opposition ist stark zerstritten.

Kämpfe um Aleppo gehen weiter

Unterdessen haben die syrischen Aufständischen am Dienstag bei dem Kampf um Aleppo wichtige Stellungen der Regierung angegriffen und teils erobert. Nach Angaben oppositioneller Aktivisten griffen die Rebellen das Militärgericht sowie ein Büro der Baath-Partei an und töteten mindestens 40 Beamte bei der Erstürmung zweier Polizeiwachen. Im ersten in Jordanien gebauten Flüchtlingslager trafen derweil mehr als 900 Menschen ein.

Hunderte Rebellen attackierten die Polizeiwachen in den südlichen Bezirken Salhin und Bab al-Nairab, wie der Leiter der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, AFP sagte. Die Kämpfe hätten "Stunden gedauert", bevor die Rebellen die Wachen erstürmten. Unter den Toten sei auch der Chef der Polizeiwache in Salhin. Drei Fahrzeuge seien zerstört worden. Die Kämpfe werden immer brutaler.

Nach Angaben Abdel Rahmans attackierten die Aufständischen am Morgen auch das Militärgericht von Aleppo sowie ein Büro der regierenden Baath-Partei von Staatschef Baschar al-Assad mit Raketenwerfern. Der Beobachtungsstelle zufolge nahmen die Regierungstruppen ihrerseits am Morgen mindestens drei Stadtviertel unter Beschuss.

Gekämpft wurde demnach vor allem auch rund um den Sitz des Luftwaffengeheimdienstes in der Stadt. Seit dem Vormittag war einem AFP-Reporter zufolge zunächst kein weiterer Artilleriebeschuss mehr in Aleppo zu hören. Das Staatsfernsehen bestätigte die Kämpfe und berichtete, die Armee gehe gegen "Terroristen" in der Stadt vor, und die aufständische Seite habe "enorme Verluste" hinnehmen müssen.

Seit Tagen

In Aleppo wird seit mehreren Tagen heftig gekämpft. Die zweitgrößte Stadt Syriens ist von strategischer Bedeutung: Sollten die Rebellen sie komplett unter ihre Kontrolle bringen, hätten sie im Nordwesten des Landes eine sichere Basis mit Verbindung zur Türkei. Auch in der Hauptstadt Damaskus flammten die Kämpfe am Dienstag wieder auf.

Abdel Rahman warf der syrischen Führung vor, das Land nun endgültig in den Bürgerkrieg treiben zu wollen, indem sie bewaffneten sunnitischen Clans erlaube, an der Seite ihrer Truppen zu kämpfen. Der Assad-Clan ist alawitischen Glaubens, einer Abspaltung der schiitischen Richtung.

Irans Vize-Generalstabschef Massud Dschasajeri erklärte, derzeit gebe es keinen Grund dafür, "dass die Freunde Syriens in das Feld treten, und unserer Einschätzung nach wird das auch in Zukunft so sein". Teheran werde aber auch "nicht zulassen, dass der Feind vorrückt", sagte der General laut der Zeitung "Schargh".

Der Iran versorgt Syrien mit humanitärer Hilfe und leistet für die Regierung in Damaskus diplomatische Unterstützung. Berichte über eine militärische Hilfe wies Teheran bislang zurück. Am Montag hatte die regierungsnahe syrische Zeitung "Al-Watan" berichtet, der Iran habe die Türkei vor einem Angriff auf syrisches Territorium gewarnt. Teheran werde in diesem Fall "knallhart" reagieren, um seinem Verbündeten beizustehen, hieß es.

In dem ersten jordanischen Flüchtlingslager für Syrer trafen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) seit Sonntag mehr als 900 Menschen ein. Demnach kann das Lager derzeit maximal 5000 Menschen aufnehmen, es kann aber auch für die Aufnahme von bis zu 150.000 Flüchtlingen erweitert werden.

(AFP)
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