Assads Gewalt geht weiter Syrische Truppen beschießen Wohnviertel

Damaskus · Ungeachtet der weltweiten Empörung über einen blutigen Angriff auf eine Reihe von Dörfern im Zentrum des Landes haben syrische Regierungstruppen nach Angaben von Aktivisten am Sonntag mehrere Wohngegenden in dem Gebiet unter Beschuss genommen.

Assads Blutvergießen nimmt kein Ende
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Davon betroffen seien Teile der Stadt Hama und die von Rebellen gehaltene Ortschaft Rastan, teilten die Örtlichen Koordinationskomitees und das Syrische Observatorium für Menschenrechte mit. Beide Aktivistengruppen meldeten am Sonntag zudem Gefechte zwischen Regierungssoldaten und Rebellen in Hama und Harasta, einem Vorort der Hauptstadt Damaskus. Auch in Midan, einem Bezirk von Damaskus, habe es Kämpfe gegeben.

Unterdessen kamen bei einer Bombenexplosion in Damaskus laut Aktivisten mehrere Menschen ums Leben. Die Bombe habe ein Sicherheitsfahrzeug im noblen Stadtteil Masse erfasst, teilten das Syrische Observatorium für Menschenrechte und die Örtlichen Koordinationskomitees am Sonntag mit. Wie die Koordinationskomitees erklärten, ereignete sich die Explosion nahe einem Militärflughafen in der Gegend. Auf einem Video, das von Aktivisten ins Internet gestellt wurde, war offenbar dichter schwarzer Rauch über Masse zu sehen.

Damaskus gilt als streng kontrolliert von Truppen des syrischen Regimes. Bei Bombenexplosionen in der Stadt kamen in den vergangenen Monaten Dutzende Menschen ums Leben. Die meisten Anschläge galten Einrichtungen der syrischen Sicherheitsbehörden.

Damaskus macht Regimegegner für Massaker verantwortlich

Die syrische Regierung wies am Sonntag die Verantwortung für den Angriff auf eine Reihe von Dörfern von sich, bei dem am Freitag mehr als 90 Menschen ums Leben kamen. Syrien sei einem "Tsunami aus Lügen" unterworfen, die der Regierung die Schuld zuschöben, sagte der Sprecher des syrischen Außenministeriums, Dschihad Makdissi, bei einer Pressekonferenz. Stattdessen seien der Regierung feindlich gesinnte Bewaffnete für das Massaker verantwortlich. "Wir bestreiten kategorisch die Verantwortung von Regierungstruppen für das Massaker", sagte Makdissi.

Es sei ein Ausschuss mit der Untersuchung des Vorfalls beauftragt worden, sagte der Sprecher weiter. Ergebnisse würden innerhalb der nächsten drei Tage erwartet. Er fügte hinzu, dass der Sondergesandte der UN und Arabischen Liga, Kofi Annan, am Montag in Syrien erwartet werde. Einem Stellvertreter Annans wurde von den syrischen Behörden nach Angaben der Liga indes untersagt, nach Damaskus zu reisen. Syrien habe erklärt, die Entscheidung richte sich nicht gegen den früheren palästinensischen Außenminister Nasser al Kidwa persönlich. Die syrische Regierung wolle sich aber nicht mit der Arabischen Liga befassen. Die syrische Regierung wirft der Liga vor, zu einem Werkzeug des Westens geworden zu sein. Die Organisation setzte Syriens Mitgliedschaft aus und billigte Ende vergangenen Jahres Sanktionen gegen das Land.

Der Angriff in Hula galt als eines der blutigsten Ereignisse seit Beginn des Aufstands in Syrien vor 15 Monaten. UN-Beobachter zählten bei ihrem Eintreffen in Hula mehr als 92 Tote, darunter mindestens 32 Kinder unter zehn Jahren. Laut Aktivisten griffen am Freitag zunächst Regierungstruppen die Ansammlung von Ortschaften nordwestlich der belagerten Stadt Homs an, dann stürmten regierungstreue Kriminelle die Ortschaften, überfielen Häuser und töteten Zivilisten.

Weitere Reaktionen auf Tötungen in Hula

"Diejenigen, die Gewalt für die Durchsetzung ihrer Agenda nutzen, werden mehr Instabilität, mehr Unberechenbarkeit schaffen und das Land möglicherweise in einen Bürgerkrieg führen", warnte der Leiter der UN-Beobachtermission, General Robert Mood. Der britische Außenminister William Hague sagte am Sonntag, er werde am Montag den syrischen Top-Diplomaten in Großbritannien einberufen, um "unsere Verurteilung über das Vorgehen des syrischen Regimes deutlich zu machen". Die Schweiz forderte am Sonntag eine internationale Untersuchung und die Bestrafung der Verantwortlichen. Die Schweiz werde sich bei den UN dafür einsetzen, dass die Verantwortlichen sich vor Gericht verantworten müssten, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums.

Derweil kündigte Kuwait, das gegenwärtig den Vorsitz der Arabischen Liga führt, an, zu einem Ministertreffen aufzurufen mit dem Ziel, das gewaltsame Vorgehen gegen das syrische Volk zu beenden. Die amtliche kuwaitische Nachrichtenagentur KUNA zitierte einen Vertreter des Außenministeriums, der den Angriff auf Hula verurteilte und Regierungskräfte für das "abstoßende Verbrechen" verantwortlich machte. Am Samstagabend verurteilte der Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Abdullah bin Sajed al Nahjan, die Tötungen in Hula und forderte eine Dringlichkeitssitzung der Arabischen Liga.

(APD)
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