Kampf um Aleppo Syriens Armee startet Bodenoffensive

Beirut · Die syrische Armee hat nach Angaben aus Kreisen der Sicherheitsbehörden ihre angekündigte Bodenoffensive in der umkämpften Wirtschaftsmetropole Aleppo gestartet. Unterdessen hat Teheran Assad Unterstützung zugesichert.

Video zeigt syrische Rebellen mit ihren Geiseln
5 Bilder

Video zeigt syrische Rebellen mit ihren Geiseln

5 Bilder
Foto: afp, -

Das Militär dringe "von Westen nach Osten" in den von den Aufständischen gehaltenen Stadtteil Salaheddin ein, "um ihn in zwei Hälften zu teilen", sagte ein ranghoher Beamter. "Es wird nicht lange dauern, bis wir das Viertel kontrollieren, auch wenn einige Widerstandsnester zurückbleiben", ergänzte er.

Militär mit Panzern

Ein örtlicher Kommandeur der Freien Syrischen Armee (FSA) bestätigte, dass das Militär mit Panzern nach Salaheddin eindringe. Etwa 6000 bis 8000 Rebellen stehen in Aleppo etwa 20.000 Regierungssoldaten gegenüber, die dort zusammengezogen wurden. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London sind vor allem auch die Viertel Kartadschi, Tarik al-Bab und Schaar weiter heftig umkämpft. Die Aufständischen hielten nach eigenen Angaben zuletzt etwa zwei Drittel Aleppos.

Rakete schlug in Haus ein

Am Mittwochmorgen wurden in der Stadt laut der Beobachtungsstelle zwölf Menschen, darunter mindestens eine Frau und zwei Kinder, getötet, als eine Rakete in ein Haus einschlug. Am Dienstag waren in Syrien demnach landesweit 225 Menschen getötet worden, darunter 129 Zivilisten.

Viele der 2,7 Millionen Einwohner Aleppos sind in der Stadt verblieben, während die syrische Armee Stadtviertel, in denen sie Rebellen vermutet, aus der Luft und mit Panzern bombardiert. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verurteilte den Beschuss von Wohnvierteln zuletzt scharf.

Teheran signalisiert Unterstützung

Unterdessen hat der iranische Gesandte Said Dschalili dem syrischen Präsidenten Baschar Assad die Unterstützung Teherans gegen Syriens "Feinde" aus dem Ausland zugesichert.

Assad trat anlässlich des Besuchs erstmals seit einem tödlichen Bombenanschlag auf vier seiner engsten Vertrauten am 18. Juli im Staatsfernsehen auf.

Dschalili, Sekretär des Obersten nationalen Sicherheitsrats des Irans, versprach Assad öffentlich zwar keine größere Militärhilfe. Dennoch verfolgte der Besuch nach Ansicht von Beobachtern das Ziel, Spekulationen zu zerstreuen, wonach Teheran Vorbereitungen für den Fall eines möglichen Sturzes von Assad treffe.

Entführte Iraner

Mit Blick auf 48 Iraner, die am Samstag von syrischen Rebellen bei Damaskus gefangen genommen wurden, sagte Dschalili, Teheran werde alles tun, um ihre Freilassung zu erreichen. Das iranische Außenministerium erklärte, es mache die USA für das Schicksal der Gruppe verantwortlich.

Botschafter einbestellt

Die amtliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete, das Außenministerium habe am Montagabend den Schweizer Botschafter einbestellt, um die Erwartung deutlich zu machen, dass Washington sich für eine Freilassung der Iraner einsetze. Die Schweiz vertritt die diplomatischen Interessen der USA in Teheran.

Außenminister Ali Akbar Salehi bat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, sich für die Iraner zu verwenden.

Nach Angaben der Rebellen handelt es sich bei den Iranern um Mitglieder der Revolutionsgarden auf einer Spionagemission. Nach Darstellung Teherans sind die Iraner dagegen Pilger, die einen schiitischen Schrein besuchten. Nach Angaben der Rebellen wurden drei der Iraner am Montag bei einem Angriff von Regierungstruppen auf Damaskus getötet. Die Rebellen drohten, die anderen Iraner zu töten, sollte das Bombardement nicht aufhören. Die Angaben konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

Türkei kritisiert Iran

Die Türkei kritisierte den Iran unterdessen für Anschuldigungen, Ankara sei für das Blutvergießen in Syrien verantwortlich und unterstütze die "Kriegstreiberei" der USA. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu verurteilte die Äußerungen aus dem Nachbarland am Dienstag als unbegründet und als "unangemessene Bedrohung". Wenig später traf sein iranischer Kollege Salehi in der türkischen Hauptstadt ein. Dort wollte er über die Entführung der 48 Iraner in Syrien sprechen.

Die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur Fars hatte am Vortag den iranischen Militärchef Hasan Firusabadi mit entsprechenden Vorwürfen an die Türkei, Katar und Saudi-Arabien zitiert. Dem Bericht zufolge warnte er, die drei Länder würden nach einem Fall Assads zu Zielscheiben des Terrornetzwerks Al-Kaida werden.

(APD/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort