Zerstörung durch „Yagi“ Supertaifun trifft Vietnam – Zahl der Opfer steigt weiter

Update | Hanoi · Der Super-Taifun „Yagi“ war laut den Behörden in China und Vietnam der heftigste seit vielen Jahren. Die Zahl der Toten steigt, allein in einem Dorf kamen 30 Menschen ums Leben. Jetzt gibt es Fluten auch in Thailand.

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Taifun „Yagi“ sorgt für Zerstörung

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Foto: AP/Aaron Favila

Super-Taifun „Yagi“ war Experten zufolge sowohl in China als auch in Vietnam der heftigste Tropensturm seit Jahrzehnten. Dem jüngsten Bericht des Katastrophenschutzes zufolge wurden bis zum Mittwochmorgen (Ortszeit) 155 Todesopfer gemeldet, 141 Menschen wurden noch in den Fluten vermisst. Der heftigste Tropensturm seit Jahrzehnten hatte am Wochenende 15 Stunden lang vor allem im Norden des südostasiatischen Landes gewütet.

Am Samstag traf der Taifun mit Windgeschwindigkeiten von knapp 150 Kilometern pro Stunde auf Land. Neun Menschen kamen sofort ums Leben, aber anhaltende Regenfälle lösten Überschwemmungen und Erdrutsche aus, die für weitere Todesopfer verantwortlich waren.

Der Wasserstand mehrerer Flüsse, darunter des Roten Flusses, der durch die Hauptstadt Hanoi fließt, war gefährlich hoch. Die Behörden evakuierten am Dienstag Familien, die in der Nähe des Flusses in Hanoi leben.

Auswirkungen auch in Thailand

Mittlerweile sind die Auswirkungen des Taifuns auch in Thailand spürbar: Speziell in den bei Touristen beliebten Provinzen Chiang Mai und Chiang Rai an der Grenze zu Myanmar wurden schwere Überschwemmungen gemeldet. Mindestens vier Menschen seien bereits in den Fluten ums Leben gekommen, teilte der Katastrophenschutz mit.

Am schlimmsten betroffen war die Grenzstadt Mae Sai, der nördlichste Punkt Thailands direkt an der Grenze zum früheren Birma. Viele Menschen harrten auf den Dächern ihrer Häuser aus, wo sie auf Hilfe warteten, berichtete die Zeitung „Khaosod“.

Brückeneinsturz und Hochwasser

In Vietnam starben die meisten Opfer bei Sturzfluten und Erdrutschen. Mehr als 800 Menschen wurden zudem verletzt. Nachdem am Montag eine vielbefahrene Brücke nördlich der Hauptstadt Hanoi eingestürzt war und mehrere Autos, Lastwagen und Motorräder in den Roten Fluss gerissen hatte, wurden dort noch immer acht Menschen vermisst.

Der staatliche Fernsehsender VTV berichtete, am Dienstag hätten sich Wassermassen ihren Weg einen Berg in der Provinz Lao Cai hinab gebahnt und die komplette Ortschaft Lang Nu mit 35 Familien in Schlamm und Trümmern versinken lassen. Nach bisherigen Zahlen habe nur etwa ein Dutzend Menschen überlebt.

Der Rote Fluss habe mittlerweile den höchsten Wasserstand der letzten 16 Jahre erreicht, berichtete die Zeitung „VnExpress“. Einwohner von angrenzenden Wohngebieten in Hanoi mussten sich seit der Nacht vor den Wassermassen in Sicherheit bringen. Den Behörden zufolge wurde erwartet, dass der Flusspegel weiter steigen wird - und die Sorge wächst. Im November 2008 waren nach heftigen Regenfällen weite Teile von Hanoi überflutet worden.

Überlebender berichtet von Todesangst

Auf einem in sozialen Medien verbreiteten Video ist der Moment zu sehen, in dem die Brücke einstürzt und ein Lastwagen in die Tiefe fällt. Ein Motorradfahrer und der filmende Autofahrer dahinter konnten gerade noch bremsen. Vize-Umweltminister Nguyen Hoang Hiep erklärte, die Auswirkungen des Tropensturms „Yagi“ seien schrecklich und besonders für die nördlichen Bergprovinzen verheerend.

Unter den Geretteten ist der 50-jährige Phan Truong Son, der auf der Brücke unterwegs war, als er plötzlich ein lautes Geräusch hörte. Bevor er habe reagieren können, sei er mit seinem Motorrad ins Wasser gestürzt, erzählte er vietnamesischen Medien: „Es fühlte sich an, als würde ich auf den Grund des Flusses fallen.“

Um wieder an die Oberfläche zu kommen, habe er seine ganze Kraft zusammennehmen müssen. Er habe kaum atmen können und Todesangst gehabt. Dann aber sei es ihm gelungen, sich an einer Bananenstaude festzuklammern, bis er von Menschen auf einem Boot gerettet worden sei. Son wurde leicht verletzt, steht aber den Ärzten zufolge unter Schock.

Auf Fotos war zu sehen, wie ein Teil der Brücke noch stand, der Großteil aber in den braunen Fluten verschwunden war. Medien zitierten einen Augenzeugen mit den Worten: „Heute Morgen gegen 10.00 Uhr wollte ich die Phong-Chau-Brücke überqueren - als ich mich der Brücke näherte, fuhren drei Autos vor meinem Fahrzeug.“ Plötzlich habe die Brücke zu beben begonnen und sei einen Moment später verschwunden gewesen. „Es geschah alles sehr schnell, in nur etwa einer Minute stürzte die Brücke ein und wurde weggespült.“

Stärkster Sturm seit 30 Jahren – Starkregen hält an

Der Super-Taifun „Yagi“ hatte am Wochenende 15 Stunden in Vietnam gewütet, nachdem er zuvor über Teile Chinas gefegt war. Die chinesische Wetterbehörde stufte den Sturm als den stärksten Herbsttaifun ein, der seit 1949 auf das chinesische Festland getroffen sei. In der Volksrepublik kamen mehrere Menschen ums Leben, Dutzende wurden verletzt.

Das Nationale Zentrum für hydrometeorologische Vorhersagen sprach vom stärksten Sturm in dem südostasiatischen Land seit 30 Jahren.

Laut Katastrophenschutz hat der Tropensturm mehr als 100.000 Häuser beschädigt, viele davon stehen völlig unter Wasser. Hunderttausende Bäume wurden in mehreren Provinzen entwurzelt. Außerdem starben den Angaben zufolge etwa 800.000 Nutztiere, darunter vor allem Geflügel und Vieh.

Auch am Mittwoch regnete es in Teilen des Landes heftig. Meteorologen sagten auch für die kommenden Tage starke Niederschläge voraus.

Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Viele Experten gehen davon aus, dass im Zuge der Erderwärmung die Zahl von Hurrikans, Taifunen und Zyklonen wegen verschiedener Faktoren zwar abnehmen wird. Gleichzeitig erhöht sich demnach die Wahrscheinlichkeit extrem starker und gefährlicher Stürme - weil diese mehr Energie aus der sich erwärmenden Atmosphäre ziehen können.

Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.

(esch/tg/dpa/AFP)